Bergstraße. "Bollywood ist eine Traumwelt. Dort ist alles bunt, schrill und laut. Die Frauen sind Schönheiten, die Männer allesamt mutige Helden." Viola Löffler aus Bensheim-Gronau weiß, wovon sie spricht. Mit ihrem Kameramann und Tontechniker begleitet sie die Dreharbeiten der jüngsten Produktion "Spark" von Vinod Kumar Singh im Kreis Bergstraße.
Die 32-Jährige dreht eine Dokumentation über Bollywood in Deutschland. "Es wird kein bierernster Film, eher eine fröhliche Parodie - auch über die unterschiedlichen Kulturen und Mentalitäten und über Kommunikationsprobleme," verrät die junge Regisseurin.
Wenn sich die Hauptdarsteller vor dem Lorscher Kloster oder auf dem Heppenheimer Marktplatz tief in die Augen sehen und bildhübsche junge Männer und Frauen in bunter Kleidung zu modernen und traditionellen Rhythmen tanzen, ist die Bensheimerin mit vor Ort. Während eines Indienaufenthalts hat die Diplom-Mediendramaturgin Singh im Mumbai kennengelernt und sich sein Einverständnis zum Dreh eingeholt.
Und das Ganze eigentlich schon als unerledigt ad acta gelegt. "Die Inder haben lange nichts von sich hören lassen", erzählt Viola Löffler schmunzelnd. Bis vor einigen Tagen. "Wir drehen morgen in Heppenheim", kündigte Singh seiner perplexen Gesprächspartnerin an. Die Bensheimerin packte ihre Sachen und brach ihren Italien-Urlaub ab. Ihr Kameramann tat das Gleiche. "Seitdem sind wir bei den Dreharbeiten dabei, auch wenn diese manchmal sehr chaotisch ablaufen. Die Inder sind sehr spontan", plaudert die Medienfachfrau gut gelaunt aus dem Nähkästchen.
Viele kuriose Szenen am Set
Singh - "ein sehr offener Mensch" - kommt, wie viele Filmemacher in Indien, nicht aus der Branche, sondern investiert als Textilunternehmer sein Geld in eigene Filme.
Viola Löffler kann eine Menge kurioser Szenen vom Set schildern, die für Indien ganz typisch, für Westeuropäer eher ungewöhnlich sind. Wenn der Bus für die Crew um 6.30 Uhr bestellt ist und erst gegen 9 Uhr losfährt, so hat dies etwas mit dem schwergewichtigen Choreographen Garnseh Hedge zu tun. Hedge, der schon für Michael Jackson gearbeitet hat, wollte ausschlafen. Niemand meckerte, alle warteten geduldig auf den Star.
Beispiel Nummer zwei: An einem Sonntag sollte in der alten Sparkasse in Heppenheim eine Szene gedreht werden. Nur: Das Haus war verschlossen. Also klingelte das Filmteam spontan in der Nachbarschaft und wurde dort herzlich aufgenommen und bewirtet.
Ihre Bollywood-Dokumentation wird Viola Löffler vermutlich bis zur Premiere 2014 im Kinopolis auf Eis legen. "Schön wäre es, wenn wir dort noch einige Kommentare und Kritiken von Besuchern mit einbauen könnten", wünscht sie sich. Ihr Film wird eine Dauer von circa einer halben Stunde haben. Die Bensheimerin wird versuchen, die turbulente Doku an Arte, 3Sat oder eines der dritten Programme zu verkaufen. "Ich kann mir vorstellen, dass der Film gut auf Festivals läuft", ist sich die Filmemacherin sicher. Schließlich hat sie auch da schon ihre Erfahrungen. Auf dem Bollywood-Festival in Stuttgart wurde ihre Auftragsarbeit über ein indisches Schulprojekt gezeigt.
Zukunftspläne? Die gibt es auch. Als nächstes Projekt strebt ihr ein Film über die ehemalige "Zwergenstadt" im Holiday Park in Haßloch vor. "Ich möchte wissen, was aus den Menschen geworden ist und wie sie dazu stehen, dass sie zur Schau gestellt wurden".
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