Ilvesheim - "Kultur im Dunkeln" blickt auf erfolgreiche Saison zurück / Gastspiel von "Lestat Vermon" ein perfekter Abschluss

Musikalische Reise zurück in die 60er

Von 
Achim Wirths
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Der Dresdener Gitarrist Philipp Makolies und sein Bandkollege Ludwig Bauer (E-Piano) begeisterten im "Schwarzen Salon" in der Ilvesheimer Schloss-Schule.

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Mehr Hits, mehr Kicks - einfach "Schwarzer Salon". Die Anlehnung an den SWR3-Slogan erfolgt nicht zufällig. Beim letzten Konzert der neunten Staffel von "Kultur im Dunkeln" in der Ilvesheimer Schloss-Schule trat der Radiosender als Kooperationspartner auf, promotete den Auftritt von "Lestat Vermon" in seinen Veranstaltungstipps. Gunter Bratzel, Lehrer und Initiator der Kult(ur)-Reihe, schätzte, dass dadurch ein Viertel der Tickets abgesetzt wurde. Am Dienstagabend wurden sogar Stehplätze in Kauf genommen, andere mussten wieder weggeschickt werden.

Fachwelt überzeugt

Hinter "Lestat Vermon" verbirgt sich der Dresdener Gitarrist Philipp Makolies, der sich mit den Formationen "Polarkreis 18" und "Woods of Birnam" bereits einen Namen gemacht hat, an dem man kaum noch vorbeikommt. Der Gitarrist, Sänger und Komponist versetzte mit diesen Bands die Fachwelt und Fachpresse in Verzückung - eine Bandbreite von einer klassischen Air bis hin zum Bombastrock ist beileibe auch nicht als alltäglich zu bezeichnen. Nicht angekündigt brachte er seinen Bandkollegen Ludwig Bauer nach Ilvesheim mit, der Makolies auf dem E-Piano begleitete.

In der absoluten Schwärze präsentierte sich dort ein Künstler, der weit, weit weg von seiner üblichen Schiene agierte. Bereits mit dem ersten Titel "Into the woods" zeigte er den Leuten, wo an diesem Abend der musikalische Hammer hängt, wohin die musikalische Reise geht. Nämlich zurück in die 1960er und 70er, die große Zeit von Donovan und Cat Stevens, wenn Bauers Stimme zum Duett mit einfiel, auch Simon & Garfunkel oder Crosby, Stills & Nash.

Denn "Lestat Vermon" ist ein singender Geschichtenerzähler in bester Tradition der genannten Größen. Er nimmt sein Publikum bei "When the molecules are stopped" mit zu einem Winterspaziergang, bringt zu der Songwriter/Folk-Grundausrichtung bei "My hand in yours" gekonnt Jazzelemente unter, und bei seiner Hommage an seine sechs Monate alte Tochter "Little cute bunny shirt" verpackt Papa so viel Gefühl in Text und Melodie, dass es fast die Tränen in die Augen treibt.

Die genannten Titel finden sich alle auf der neuen CD "Hillside", deren offizieller Verkaufsstart auf den 25. April gelegt ist. Das Presswerk wurde jedoch schon vergangene Woche fertig, so dass am Ausgang eifrig zugegriffen wurde. Wer diese CD in den Schacht schiebt, dem ist es so was an egal, wie lang der Stau noch anhält. Die Kombination aus Gitarrenmusik, die auf Nylonsaiten daherkommt, und einem Bariton, der bei einzelnen Titeln durch gekonnte Ausflüge ins Falsett ergänzt, ohne Umwege direkt unter die Haut ging; fast schon schüchtern wirkend, aber an den genau richtigen Stellen das kongeniale Tastenspiel von Bauer - das alles ließ den "Schwarzen Salon" zu einem Rückzugsort werden: kein Stress, kein Ärger, kein Lärm, einfach nur Genießen.

Optimale Saison

Gunter Bratzel konnte nur zugestimmt werden, als er von einem "optimalen Schluss für eine optimale Saison" sprach. Er blickte zurück auf eine Staffel, die zwar nicht immer ausverkauft war, aber nie weniger als 60 Gäste verzeichnete. Die Künstler stehen freilich noch nicht Schlange, doch Anfragen für die Spielzeit 2015/16 liegen bereits vor. Schon lange hat man den regionalen Rahmen gesprengt, die Musiker und Schauspieler kommen aus Hamburg, Berlin, Leipzig oder, wie jetzt, aus Dresden. In den vergangenen Jahren haben sich Partnerschaften zum Atlantis-Kino, der Alten Feuerwache, zu Enjoy Jazz und SWR3 entwickelt.

Am meisten freute den Lehrer, dass seine AG "Kultur im Dunkeln" so vielköpfig ist wie nie zuvor war. "Man kann fast zusehen, wie von Mal zu Mal das Selbstvertrauen und das Selbstbewusstsein der Schüler zunimmt", attestierte er seiner Helferschar, die die Besucher durch die Lichtschleusen bildenden Vorhänge führt oder an der Bar mit Getränken versorgt. Bratzel bestätigte, dass Teile des Programms zum zehnjährigen Jubiläum bereits stehen, verraten hat er aber nix.

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