Hassloch. "Und go!": Auf das Signal von Reiner Birkmeyer setzen sich lautlos fünf Frauen, er selbst und sechs Hunde in Bewegung. Als wären sie über durchsichtige Fäden mit einem übergroßen Puppenspieler verbunden, drehen sich und schreiten die sechs durch ein markiertes Gras-Rechteck. Die Vierbeiner bleiben bei Fuß oder kreisen um ihren Menschen, gehen mit den Vorderpfoten in die "Knie" und springen auch schon einmal durch einen mit den Armen gebildeten Kreis. Die Gruppe trennt sich kurz, um dann mit gleich getakteten Schritten wieder zusammenzufinden für die nächste Figur. "Dogdance" heißt der Hundesport - Tanz mit dem Hund. In Haßloch hat sich ein Verein gegründet, der sich ganz diesem Hobby verschrieben hat. Am kommenden Wochenende organisiert das "Dogdance-Project" im Altriper Waldpark ein Turnier. Dazu werden 140 Starter aus ganz Deutschland und dem Ausland erwartet.
Birkmeyers Tanzpartnerin heißt Lena, ist ein Border Collie und vier Jahre alt. Der Hütehund ist ganz Auge für seinen 43-jährigen Besitzer. Schließlich kann hier, auf dem privaten Übungsplatz in Lachen-Speyerdorf, jede Handbewegung des "Chefs" eine neue Aufgabe bedeuten. Und kurz darauf geht es los, Lena darf zeigen, woran sie Spaß hat: Der Haßlocher beugt sich nach vorne, bildet mit seinem Rücken einen Tisch und der schwarz-weiße Hund steht mit einem Satz darauf. Wie viele "Kunststückchen" Lena im Repertoire hat? Birkmeyer sagt, dass er sie nie gezählt hat. "Hundert sind es aber ganz bestimmt."
Arbeit mit Köpfchen
Dass Border Collies - gezüchtet zum Hüten von Schafen - ganz wild darauf sind, mit Köpfchen und Körpereinsatz zu arbeiten, ist spätestens seit dem Auftritt eines solchen Vierbeiners in "Wetten dass...?" bekannt. Border Collies sind daher beim "Hundetanz" besonders häufig zu sehen. Doch in der Dogdance-Truppe aus Haßloch sind auch andere Rassen und Mischlinge mit Eifer bei der Sache. Etwa der kleine Tobi, ein Malteser-Mix mit großem Selbstbewusstsein. Und sogar eine siebenjährige Ridgeback-Dame namens Jamaia, gut einen halben Meter hoch, lässt bitten - mit Einschränkung: "In der Formation macht sie gerne mit, allein hat sie oft keine Lust", plaudert Frauchen Traudel über ihr sensibles und auch stolzes Tier. "Der Mensch muss wissen, wie er läuft - dann kann er es auch dem Hund vermitteln", beschreibt die Bad Dürkheimerin das Geheimnis dieser Hundesportart. "Ich wollte etwas Sinnvolles machen", erklärt sie, warum sie mit Reiner Birkmeyer die Dogdance-Gruppe gründete.
Petra aus Lachen-Speyerdorf ist mit ihrer rotbraunen Ria seit anderthalb Jahren dabei. Aufmerksam "scannt" die zierliche Hündin mit den großen Ohren ihre "Tanzmeisterin" - und läuft auf Wunsch auch gerne Slalom um ihre Beine. "Kopfarbeit" hat die Hundebesitzerin für das clevere Tier gesucht. Welche Übungen die schwersten sind? "Bewegungen, die die Hunde nicht natürlicherweise machen", so Birkmeyer: "Rückwärts laufen etwa." Lena kann es: wenn's sein soll, auch gerne mehrfach um ihren Besitzer herum. Trainiert wird - und das ist Birkmeyer sehr wichtig zu betonen - komplett ohne Zwang, sondern ausschließlich mit positiver Bestätigung. Hilfsmittel im Training ist der Clicker, ein kleiner Metallknackfrosch, dessen Klickgeräusch am Anfang das Geben von Leckerlis begleitet - und dann selbst zur Belohnung wird. "Die Hunde bieten auch immer wieder selbst neue Tricks an", fügt Birkmeyer hinzu.
Tobi setzt sich auf die Hinterpfoten, bietet ungefragt "Männchen" an - alles für die leckeren Käsehappen, die seine Besitzerin heute als Belohnung dabei hat. "Was gibt es Schöneres für den Hund, als mit seinem Frauchen zusammen zu sein und stressfrei Spaß zu haben?", ist auch Tobis Besitzerin Heike aus Neustadt begeistert vom Dogdance. Bellen dürfen die Hunde bei diesem Hundesport nicht. Jedes Lautgeben bringt einen Punkt Abzug bei der Bewertung. "Da ist es ganz wichtig, dass ich beim Auftritt ruhig bleibe und dem Hund Sicherheit vermittle", betont Birkmeyer. Mit einem eleganten Handschwung, der ein bisschen an einen Kellner erinnert, der die Bestellung aufnimmt, bittet er Lena zum nächsten Tanz. Mit aufmerksam gerichteten Ohren gibt ihm die Hündin keinen Korb.
Dogdance
Beim Dogdance absolviert der Hund auf Signal oder Kommando eine vorher einstudierte Abfolge von Bewegungen oder Kunststückchen.
Bei Wettbewerben wird daraus eine Choreographie mit Musik.
Bewertet wird das harmonische Zusammenspiel von Hund und Mensch, der Schwierigkeitsgrad der Übungen und die Choreographie.
Der "Dogdance-Cup" steigt am Samstag und Sonntag, 31. August/1.September im Waldpark Altrip (Anfahrt: Parkstraße).
Es werden an beiden Tagen zusammen rund 140 Starter erwartet.
Die Dogdance-Vorführungen im Ring beginnen jeweils um 9 Uhr.
www.dogdance-project.de
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