Flugasche im Landkreis wahrscheinlich nicht belastet

Asbest bei Brand in Landau freigesetzt - Gebiet weiterhin gesperrt

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In einem Holzfachhandel in Landau in der Pfalz ist am Donnerstagnachmittag eine Lagerhalle in Flammen aufgegangen.

© Polizei Rheinpfalz

Landau. Bei dem Großbrand in der Lagerhalle eines Holzfachhandels am Donnerstag in Landau ist krebserregendes Asbest freigesetzt worden. Nach ersten Einschätzungen eines Experten des TÜV Kaiserslautern ist eine Asbestbelastung unmittelbar an der Brandstelle und etwa 200 Meter in nordöstlicher Richtung gegeben.

Die Feuerwehren sind nach wie vor mit den Nachlöscharbeiten an der Einsatzstelle in der Lotschstraße beschäftigt. Die Brandörtlichkeit und das angrenzende Gebiet werden kontinuierlich mit Wasser berieselt, um eine Ausbreitung von Asbeststaub zu verhindern.

Am Freitag erläuterte die Stadt Landau in einer kurzfristig anberaumten Informationsveranstaltung das weitere Vorgehen im Zusammenhang mit dem Brand.

Oberbürgermeister Thomas Hirsch betonte mit Nachdruck, dass die Sperrung des betroffenen Gebiets vorerst aufrecht erhalten werden müsse. "Das Dach der abgebrannten Halle bestand zu etwa einem Viertel aus Asbestzement - durch die große Hitze wurde der gesundheitsgefährdende Stoff freigesetzt", so Hirsch.

Aktuell dürfe niemand die Lotsch- und die Bornbachstraße betreten, bekräftigten Hirsch und Bürgermeister Dr. Ingenthron und appellierten an die Bevölkerung, dieser Anordnung Folge zu leisten und das Sperrgebiet nicht zu betreten. Autos, die dort geparkt sind, können nicht weggefahren werden - sonst bestehe das Risiko, dass diese den Asbeststaub weitertragen.

De Stadt geht davon aus, dass das Gebiet rund um den Brandort für mindestens zwei Wochen gesperrt werden muss. Eine Fachfirma soll das Gebiet so bald wie möglich reinigen. Man werde aber prüfen, ob Teilbereiche auch schon früher geöffnet werden können, so Hirsch.

Etwa 20 Firmen seien von der Sperrung betroffen. Für die ersten anfallenden Kosten wird die Stadt in Vorleistung treten. "Es ist wichtig, dass möglichst schnell gehandelt wird", betont Hirsch. "Wir dürfen keine Zeit verlieren."

Mögliche Rückstände auch im Landkreis

Die durch die Thermik transportierte Flugasche sowie die Brandrückstände, die vor allem im Kreisgebiet niedergingen, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht belastet, das teilte die Stadt am Freitagabend in einer Presseerklärung mit. Wer solche Rückstände auf seinem Grundstück findet, wird trotzdem gebeten, sich an die Polizei, die Feuerwehr oder an ein extra geschaltetes Bürgertelefon zu wenden. Dieses hat die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Kreis eingerichtet: Unter der Telefonnummer 06341/13 66 66 erhalten Bürger der Stadt, aber auch des Kreises ab sofort Informationen rund um das richtige Verhalten nach dem Großbrand.

Stadt- und Kreisverwaltung gaben für die nächsten Stunden, bis weitere Erkenntnisse vorliegen, folgende Verhaltenshinweise: Der Aufenthalt in Räumen als auch im Freien außerhalb des unmittelbar betroffenen Gebiets ist nicht gefährlich, allerdings sollten Obst und Gemüse aus eigenem Anbau vorsichtshalber nicht verzehrt werden. Auch von Gartenarbeit wird aktuell, bis weitere Klärungen stattgefunden haben, abgeraten.

Das Feuer war am Donnerstagnachmittag in der Lagerhalle ausgebrochen, das Gebäude wurde komplett zerstört. Über dem Brandort stand zeitweise eine große Rauchwolke. Ein Großaufgebot von Feuerwehr, Polizei und Deutschem Rotem Kreuz konnte das Übergreifen der Flammen auf benachbarte Gebäude verhindern. Von Verletzten war zunächst nichts bekannt. In der Halle wurden nach Polizeiangaben Holz und Stoffe zur Holzverarbeitung gelagert. Die Brandursache sei weiterhin unklar, sagte ein Polizeisprecher am Freitag. Man ermittele in alle Richtungen. Ein Gutachter sollte die Brandursache und die genaue Schadenshöhe klären. Einsatzkräfte waren am Freitagmorgen noch immer mit Nachlöscharbeiten beschäftigt.

Oberbürgermeister Thomas Hirsch stellt die vorläufigen Planungen für die Dekontamination des Gebiets am Montag, den 22. August 2016, um 11:00 Uhr, im Ratssaal des Rathauses, Marktstraße 50, 76829 Landau in der Pfalz vor.

Schwerer Unfall in Rückstau

Während der Löscharbeiten ereignete sich am Donnerstag auf der parallel verlaufenden B 10 ein schwerer Verkehrsunfall. Eine 36-jährige Frau wurde dabei schwer verletzt. Aufgrund des Brandes hatte sich ein Rückstau gebildet: Als ein Motorradfahrer, bei dem die 36-Jährige als Sozia mitfuhr, bremsen musste, fuhr ein Autofahrer auf. Das Motorrad wurde in den Gegenverkehr geschleudert. Es kam zu einer, laut Polizei, "leichten Kollision" mit einem entgegenkommenden Fahrzeug. Die schwerverletzte 36-Jährige kam mit einem Rettungshubschrauber nach Ludwigshafen in ein Krankenhaus. Durch Brand und Unfall kam es im Bereich Landau zu erheblichen Verkehrsbehinderungen.

Überschattet wurde der Einsatz von mehreren Schaulustigen, denen die Polizei Platzverweise erteilen musste. (dpa/pol/dk/mik)

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