Technik Museum - Joey Kelly zieht mit seinem Vortrag "No Limits" die Besucher in seinen Bann

"Nur wer kämpft, der fordert das Glück"

Von 
Vanessa Schäfer
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Speyer. Körperliche Grenzen? Die gibt es für Joey Kelly nicht. Der 41-Jährige braucht die Herausforderung, schöpft seine Energiereserven aus und will es wissen - und zwar so richtig. Über 40 Marathons, mehr als 30 Ultramarathons und über ein Dutzend Ironman hat der einstige Musiker der Kelly Family bestritten. Stand er früher auf den Bühnen ausverkaufter Stadien im Schatten seiner Geschwister, steht er heute ganz alleine im Scheinwerferlicht, zieht mit eindrucksvollen Schilderungen seiner sportlichen Grenzerfahrungen die weit mehr als 200 Besucher im Forum des Technik Museums in seinen Bann.

Denn wenn Joey Kelly über "No Limits - Wie schaffe ich mein Ziel" referiert, hat das nichts mit einem dieser trockenen Vorträge gemein. Viel mehr weckt es den Eindruck, als würde er die Erfahrungen noch einmal erleben. Aktiv und unterhaltsam lässt der dreifache Vater die Besucher an seinem Lebensweg teilhaben, der von Kindesbeinen an von Ausdauer geprägt war.

Schattenseiten kennengelernt

"Nur wer kämpft, fordert Glück", macht Kelly den Gästen des Vortrags, dessen Erlös zur Hälfte in die Stiftung "Tapfere Kinder" und in den Heimatverein Lohmar fließt, deutlich. Und wirft er, unterstützt durch Fotografien und Videoaufnahmen, einen Blick in seine Geschichte, weiß man: Dieser Mann ist den Kampf gewohnt. Als Straßenmusiker im Kreise der Großfamilie aufgewachsen - "Der Hut lügt nicht" -, hat Joey Kelly vor dem Durchbruch der Kelly Family in den 90er Jahren die Schattenseiten des Lebens kennengelernt. "1982 haben wir in der Metro von Paris gespielt. In dieser Zeit waren wir ganz unten", erinnert er sich.

Munter plaudert der 41-Jährige weiter, erzählt von den guten Tagen auf der Straße, an denen die Familie bis zu 20 000 DM erspielte. Und er spannt den Bogen bis hin zur Wette mit Schwester Patricia, mit der seine Sportlerkarriere begann. "Sie wollte an einem Volkstriathlon teilnehmen und da habe ich mir gesagt, wenn sie das macht, kann ich das auch", sagt Kelly. Es war ein Kampf: Beim Schwimmen sei er beinahe ertrunken, musste zurück ans Ufer. Doch er habe nicht aufgegeben, sondern den Wettbewerb durchgezogen und "mir geschworen: Ich mache so etwas nie wieder".

Das "Nie wieder" dauerte nicht lange an: Im Sport hat der Sänger etwas gefunden: seinen Ausgleich zum Musiker-Dasein. "Ich bin donnerstags nach Australien geflogen und saß montags wieder im Büro - dazwischen lag ein Ironman", so Kelly über seine sportlichen Anfänge.

Das Publikum ist vom Lebensweg dieses Mannes angetan: Applaus und Anerkennung erntet er im Forum immer wieder aufs Neue, als er vom Marathon des Sables erzählt, dessen Strecke durch die Sahara führt, oder von Idita, 160 Kilometer quer durchs minus 20 Grad Celsius kalte Alaska. Dass Joey Kelly bei jedem neuen Wettbewerb die Herausforderung reizt, sich selbst etwas zu beweisen, wird im Vortrag mehr als deutlich. Er setzt sich Ziele - "ohne fange ich erst gar nicht an" - und erfüllt diese stets - "mit Ausdauer, Wille, Mut und Leidenschaft".

Mit sich selbst auseinandersetzen

Doch für den Musiker sind nicht etwa Expeditionen durch das Death Valley oder zum Südpol die größten Hürden, wo er sich im Team Deutschland gemeinsam mit Markus Lanz eisiger Kälte und starken Gefällen - "gefühlt das Ende der Welt" - stellte. Was ihm selbst am meisten imponiert hat, ist der Deutschlandlauf, bei dem er 2010 die Distanz von Wilhelmshaven bis hin zur Zugspitze meisterte. 875 Kilometer, um sich gedanklich intensiv mit seinem eigenen Leben auseinanderzusetzen.

Als Fan von Rüdiger Nehberg tat es ihm Kelly gleich: "Ich ernährte mich nur von dem, was die Natur mir gab." Nicht leicht, gesteht der 41-Jährige, wenn in jedem Ort Bäckereien und Imbissbuden lauern. Aufgeben? Mehr als einmal habe er daran gedacht, so Kelly. Aber auch hier hat er seinen inneren Schweinehund überwunden - erfolgreich. "Ich mache diesen Lauf nächstes Jahr wieder, vielleicht wollen Sie ja mitkommen?!", richtet er sich am Ende an das Publikum, dem der zielstrebige Künstler in 90 Minuten mehr als deutlich gemacht hat: "Das ganze Leben ist ein Marathon. Wir müssen alle ins Ziel kommen."

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