Speyer. Noch haben die "Weisen von Speyer" ihren Platz im Judenhof nicht gefunden (wir berichteten), da hat ihr Schöpfer Wolf Spitzer mit der Bronzebüste des Theologen, Pädagogen und Journalisten Johann Friedrich Butenschoen (1764 bis 1842) einer weiteren Persönlichkeit der Zeitgeschichte ein Denkmal gesetzt. Am Montagabend wurde das von der Evangelischen Kirche der Pfalz in Auftrag gegebene Kunstwerk der Öffentlichkeit vorgestellt.
Namensgeber für Bildungszentrum
Ihren Platz wird die Büste im "Protestantischen Bildungszentrum Butenschoen-Haus" in Landau finden. Anlass für die Auftragsvergabe ist das 50-jährige Bestehen des Predigerseminars im Jahre 2015.
Im voll besetzten Sitzungssaal des Verwaltungsgebäudes in der Roßmarktstraße stellte Oberkirchenrat Gottfried Müller bei der Präsentation der Büste zufrieden fest, dass der Namensgeber der Bildungseinrichtung Landau dort künftig auch optisch wahrgenommen werden kann. Müller bekräftigte, Wolf Spitzer sei es hervorragend gelungen, der Persönlichkeit des Kämpfers und Reformators Butenschoen Ausdruck zu verleihen.
Von einem "Wunder an Einfühlungsvermögen durch den Künstler" sprach gar Oberkirchenrat i. R. Dr. Klaus Bümlein, der in seinem Vortrag mit dem Titel "Johann Friedrich Butenschoen - Streiter für die protestantische Freiheit" erläuterte, warum der Namensgeber der Bildungseinrichtung zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des pfälzischen Protestantismus zählt.
Bümlein verzichtete auf eine chronologische Abarbeitung der abenteuerlichen Lebensgeschichte des Mannes, der zu den wichtigsten Vätern der Pfälzischen Kirchenunion gezählt wird und als Journalist und Herausgeber der "Neuen Speyerer Zeitung" ab Juli 1816 einen radikalen Liberalismus vertrat.
In seinem Schwerpunkt-Porträt bezeichnete der Referent Butenschoen als "Kämpfer für den eigenen Bildungs- und Lebensweg". Er skizzierte ihn als Mann des öffentlichen Wortes, der als Literat und Journalist die Entwicklung im Land stets kritisch begleitet habe.
Zudem habe sich Butenschoen, der in Speyer erstmals die Marseillaise gehört und dem nur der Sturz von Robespierre das Leben gerettet habe, als Verfechter der Ideale der französischen Revolution den Ursprungsidealen der Revolution verbunden gefühlt.
Kirchenunion mitgestaltet
Bümlein stellte Butenschoen außerdem als "Vernunftfreund mit Leidenschaft" vor und informierte über dessen pädagogisches und kirchliches Wirken bis hin zum "Mitgestalter der protestantischen Kirchenunion". Der Referent schloss mit einem Hinweis auf die 339 Fragen und Antworten des 1823 erstmals veröffentlichten "Großen Unionskatechismus". Obwohl von mehreren Autoren verfasst, sei das anregende Lehrbuch für Konfirmanden und Schüler in wesentlichen Teilen von der unverwechselbaren Handschrift Butenschoens geprägt.
Johann Friedrich Butenschoen starb am 16. Mai 1842 in Speyer. An den Streiter für die protestantische Freiheit erinnern ein Gedenkstein auf dem alten Friedhof im Adenauerpark sowie eine kleine Ausstellung im Lesesaal der Kirchenbibliothek in der Roßmarktstraße. Dort kann auch eine von Dr. Bümlein verfasste Broschüre über Butenschoen eingesehen werden. mey
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