Lampertheim. Es sind - im Bereich U-3-Betreuung - vier Fragen, über die Lampertheims Kommunalpolitiker in der Stadtverordnetenversammlung am 14. Dezember entscheiden sollen. Bernd Ranko, Leiter der Stabsstelle Kinder und Senioren bei der Stadtverwaltung, zählt auf: a) Soll eine neue Kinderkrippe gebaut werden? b) Wenn ja, wie viele Kinder sollen dort aufgenommen werden? c) In welcher Bauausführung soll die Krippe entstehen? und d) Wo soll sie gebaut werden?
Sicher ist, dass die Stadt mehr Krippenplätze braucht, denn ab August muss sie einen vom Bund verordneten Rechtsanspruch erfüllen - Betreuungsplätze für 35 Prozent der Kinder unter drei Jahren. Punkt eins - ob eine Krippe gebaut werden soll - ist, so das Stimmungsbild unter den Lampertheimer Politikern, keine Frage mehr. Im Haushaltsentwurf für 2013 sind bereits 1,25 Millionen Euro dafür eingeplant.
Anders sieht es allerdings bei der Standortfrage aus. Zur Wahl stehen der Martin-Luther-Platz in Lampertheim sowie die freie Fläche neben der kommunalen Kindertagesstätte in Neuschloß. Die Verwaltung spricht sich für das Gebiet in Neuschloß aus - aus wirtschaftlichen Gründen. Denn die altlastensanierte Freifläche ist für die Stadt wesentlich schwieriger zu verkaufen. Vor allem würde sie viel weniger Geld einbringen als die Fläche auf dem Luther-Platz.
CDU gegen Neuschloß
Nicht alle Kommunalpolitiker wollen sich dieser Empfehlung der Verwaltung allerdings anschließen, vor allem die CDU stellt sich klar dagegen: "Wir werden keinen ,Guten-Morgen-Kinder-Tourismus' unterstützen", sagt Edwin Stöwesand. Die meisten Kinder kämen aus der Kernstadt und man wolle den Eltern nicht zumuten, ständig hin- und herfahren zu müssen.
Auch die Grünen "neigen eher dazu", die Krippe in der Kernstadt zu bauen, wie Helmut Rinkel berichtet. Vor allem mit Blick auf eine mögliche Folgenutzung. Es gebe voraussichtlich in Zukunft immer weniger Kinder, und falls das Gebäude irgendwann für etwas anderes genutzt werden soll, sei ein Standort in Lampertheim sinnvoller. Rinkel hat aber auch die prekäre Finanzlage der Stadt auf dem Schirm. "Die Kosten müssen noch einmal gegenübergestellt werden", sagt er. Die spielen für die FDP die wichtigste Rolle: "Wir können uns beides vorstellen und tendieren eher zu der Lösung, die niedrigere Kosten verursachen wird", so Thomas Bittner. Aber man sei noch im Entscheidungsfindungsprozess. Bedarf gebe es sowohl in Hüttenfeld als auch in Lampertheim. "Da kann Neuschloß eine sinnvolle Lösung sein", sagt Bittner.
Noch unschlüssig sind die Sozialdemokraten. "Wir haben die Vor- und Nachteile beider Möglichkeiten diskutiert - konnten uns aber noch nicht endgültig entscheiden", sagt Hans Hahn. Die SPD habe noch einige Fragen an die Verwaltung.
Steht der Platz erst einmal fest, geht es auch um die Bauart. Die Verwaltung sieht zeitliche und finanzielle Vorteile bei einer modularen Bauweise, sagt Bernd Ranko. Dabei werden ganze Elemente bereits im Werk vorgebaut, ähnlich wie bei Fertighäusern. So fielen beispielsweise Extrakosten für Architekten oder diverse Ingenieure weg, weil deren Leistungen schon im Gesamtpreis enthalten seien.
Wie viele Krippenplätze braucht Lampertheim eigentlich? Ranko und seine Kollegen sollen den Bedarf feststellen - "für Kinder, die noch nicht geboren sind". Und das jetzt, wo das Betreuungsgeld kommt, und, so Ranko, "keiner weiß, wie viel Einfluss das auf die Situation haben wird". Die Zahl der neu gemeldeten Kinder in Lampertheim ist zuletzt leicht gestiegen: von 681 am Ende des vergangenen Jahres auf 712 zum 30. Juni 2012. Weitere Aspekte, die den Betreuungsbedarf beeinflussen, sind noch offen: So soll die Zahl an Tagesmüttern gesteigert werden. Ein Gesetzesentwurf über die Mindestvoraussetzungen für Tageseinrichtungen sieht außerdem vor, dass Krippen-Gruppen größer sein dürfen als zunächst geplant.
"Wenn die neue Krippe kommt, sind wir gut aufgestellt", sagt Ranko. Und betont, dass es bislang "nie große Wartelisten in Lampertheim gegeben" habe. Im Gegenteil, man habe beispielsweise vorher Bauchweh gehabt, ob in der neuen Krippe "Zauberwald" auch alle Plätze belegt werden. Für Ranko steht fest: "Wir versuchen, schnellstmöglich eine Krippe zu bauen." Zum 1. August werde es wohl nichts. Aber "im Laufe des Jahres. Das wäre unser Wunsch." Entscheidet sich die Politik für die modulare Bauweise, kann es laut Ranko sogar sein, dass die neue Krippe noch 2013 in Betrieb geht.
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