Eishockey - Adler-Gesellschafter Daniel Hopp äußert sich im Interview erstmals zur Trainerdiskussion und zur Formkrise der Mannschaft

"Wir müssen alles hinterfragen"

Von 
Christian Rotter
Lesedauer: 

Daniel Hopp ist tief enttäuscht von den derzeitigen Auftritten der Mannheimer Adler. Es werde derzeit alles hinterfragt, betont der Gesellschafter.

© Binder

Mannheim. Der Stuhl von Adler-Trainer Greg Ireland wackelt. Nach Informationen dieser Zeitung und des Fachblatts "Eishockey News" hat sich der Klub intern bereits gegen eine weitere Zusammenarbeit mit dem Kanadier ausgesprochen, diese Entscheidung aber noch nicht kommuniziert. Adler-Gesellschafter Daniel Hopp erklärte dazu vielsagend: "In der Situation, in der wir uns befinden, müssen wir alles hinterfragen. Wir suchen nach der bestmöglichen Lösung für den Klub." Ein möglicher Nachfolger wäre Larry Huras, der in der vergangenen Saison Ingolstadt ins Finale führte.

Herr Hopp, wie bewerten Sie die aktuelle Situation?

Daniel Hopp: Wir befinden uns zweifelsohne in einer sehr kritischen Situation. Die bisherige Saison verläuft mehr als enttäuschend.

Wie groß ist Ihre Sorge, dass die Saisonziele nicht erreicht werden?

Hopp: Wenn man nach 44 Spielen mit 66 Punkten dasteht und die Konstanz über die gesamte Saison nicht vorhanden ist, muss man sich große Sorgen machen. Wir stehen unterm "Play-off-Strich", dies kann möglicherweise sogar bedeuten, dass wir nicht einmal die Pre-Play-offs erreichen. Mit unserer Mannschaft ist das ein absolutes Unding.

Gegen Augsburg haben die Adler am Sonntag einen Familientag veranstaltet, es waren einige zum ersten Mal in der SAP Arena. Wie bitter ist es da, dass die Mannschaft so sehr enttäuscht hat und sogar ausgepfiffen wurde?

Hopp: Die Fans haben die Mannschaft über das ganze Spiel hinweg unterstützt, wie im Übrigen die gesamte Saison. Dass nach 60 Minuten und der dargebotenen Leistung auf dem Eis gepfiffen wird, ist verständlich. Unsere Heimbilanz ist mehr als dürftig, das macht mich für unsere Fans und den gesamten Klub traurig.

Was sind die Ursachen für die sportliche Krise?

Hopp: Die fehlende Konstanz der Mannschaft begleitet uns über die gesamte Saison. Da wir eine sehr gute Unterzahlquote und eine solide Powerplayquote haben, liegt das Problem sicher daran, dass wir bei fünf gegen fünf zu wenig Tore erzielen. Wir stellen den zweitschwächsten Angriff der Liga. Die Mannschaft ist im Vergleich zum vergangenen Jahr ein Schatten ihrer selbst.

Was muss passieren, damit die Adler die Trendwende schaffen?

Hopp: Auf jeden Fall müssen wir als Einheit zusammenstehen und zusammenhalten und uns nicht zu sehr von außen beeinflussen lassen. Dass in der Mannschaft Potenzial steckt, haben wir gesehen. Aber sie muss einen Weg finden, die Mehrzahl der letzten acht Hauptrunden-Spiele zu gewinnen, um mit Selbstvertrauen die Play-offs zu erreichen und dadurch zu alter Stärke zurückzufinden.

Steht nur die Mannschaft in der Pflicht?

Hopp: Die Mannschaft steht immer in der Pflicht. Sie muss Tore schießen und Gegentore verhindern. Es ist unsere Aufgabe und Pflicht als Management des Klubs, die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass erfolgreich Eishockey gespielt werden kann und wir die bestmögliche Mannschaft aufs Eis bringen. Daher auch die Verpflichtungen von Matt Lashoff und Ray Emery.

Für die Leistung, die auf dem Eis gezeigt wird, ist letztlich der Trainer verantwortlich. Erreicht Greg Ireland noch die Mannschaft?

Hopp: Für die Leistung auf dem Eis sind die Spieler und die Trainer verantwortlich. Ich finde schon, dass das zusammengehört. Aber in unserem Geschäft fokussiert sich letztlich alles auf den Trainer. Greg Ireland arbeitet akribisch und bereitet die Mannschaft bestmöglich vor. Da aber weder Ergebnis noch Erlebnis stimmen, kommt Kritik auf, und damit setzen wir uns auseinander.

Halten Sie an Trainer Greg Ireland fest? Wird er im Spiel am 19. Februar in Schwenningen hinter der Bande stehen?

Hopp: In der Situation, in der wir uns derzeit befinden, müssen wir natürlich alles hinterfragen. Und in diesem Prozess befinden wir uns momentan auch. Die Situation ist für uns nicht zufriedenstellend, und wir suchen momentan nach der bestmöglichen Lösung für den Klub.

Greg Ireland ist Anfang der Woche nach Kanada geflogen, die Spieler haben einige Tage frei bekommen. Andere Klubs trainieren fast durch. Können Sie nachvollziehen, dass es an dieser Entscheidung der Adler Kritik gibt?

Hopp: Das kann ich durchaus nachvollziehen. Letztendlich wird eine solche Entscheidung frühzeitig von den Trainern getroffen. Mit erneut fünf Niederlagen im Gepäck hätte man diese Entscheidung seitens der Trainer hinterfragen können.

Hätten Sie den Urlaub, wenn nicht ganz streichen, dann aber vielleicht doch halbieren müssen?

Hopp: Es ist die Aufgabe der Trainer, ihre Saisonplanung zu machen und diese auch zu kommunizieren und zu verantworten. Es ist nicht meine Aufgabe, mich in die Trainingsplanung der Coaches einzumischen.

Daniel Hopp

Geboren wurde Daniel Hopp am 10. Oktober 1980 in Sinsheim. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Der Sohn von SAP-Mitgründer Dietmar Hopp ist Geschäftsführer der SAP Arena sowie Gesellschafter und Geschäftsführer der Mannheimer Adler.

Der 35-Jährige ist zudem Hauptgesellschafter des Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen sowie seit Juli 2014 Vizepräsident des Deutschen Eishockey-Bundes.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen