Lampertheim. "Vor der Schippe ist es dunkel": Dieser Bergmann-Spruch trifft auch auf die Situation des Lampertheimer Altrheins zu. Zwar hat die Suche nach Kriegsmunition Ende vergangenen Jahres Resultate gebracht. Doch ob es sich bei den Funden tatsächlich um Granaten oder Bomben handelt, entzieht sich der Kenntnis. Unterdessen werden in der Lampertheimer Verwaltung die Vorbereitungen getroffen, um im Mai oder Juni mit dem Pilotversuch zum Ausbaggern des Altrheins zu beginnen.
Bei der Erkundung waren laut Stephan Frech vom Fachdienst Umwelt zwischen Kilometer 2,4 und 4,7 insgesamt 97 000 Quadratmeter Altrheinfläche abgesucht worden. Dies entspricht etwa zwei Drittel der Gesamtfläche. Wie berichtet, war die Munitionssuche seinerzeit witterungsbedingt abgebrochen worden. Gemessen wurden 631 sogenannte Einzelverdachtspunkte, von denen 90 Prozent als "untersuchungswürdig" eingestuft wurden. Das heißt, bei diesen Punkten handelt es sich um metallische Objekte, bei denen es sich durchaus um Kampfmittel handeln kann. Es könnten aber auch völlig harmlose Gegenstände sein: Dosen, Felgen, Fahrräder oder was die Wohlstandsgesellschaft dergleichen hergibt.
Um festzustellen, was an den verdächtigen Stellen tatsächlich lagert, müssten Taucher ins Wasser geschickt werden. Von Firmenseite aus wird der Kostenaufwand für einen solchen Tauchereinsatz laut Stephan Frech auf rund 543 000 Euro geschätzt. Eine Entscheidung über eine solche Operation steht Frech zufolge aber nicht an. Denn zunächst soll der Pilotversuch zum Ausbaggern des Altrheinschlamms unternommen werden.
Hierzu wurden drei, etwa 300 Meter voneinander entfernte Stellen ausersehen in einer Ausdehnung von jeweils 1000 bis 2000 Quadratmetern. Auf diesen Flächen sind bei der Munitionserkundung keine Funde registriert worden, wie Fachdienstleiter Frech begründet. Auf diesen Flächen kann ein Saugbagger Schlamm entnehmen, der über eine Förderleitung an Land gepumpt. Dort wird er in textile Entwässerungssäcke gefüllt, in denen er trocknet und verdichtet. Anschließend wird er entsorgt.
Spannende Frage
Der Schlamm soll laut Stephan Frech am Ufergelände westlich der WSV-Halle gelagert werden. Der Boden wird mit Folien abgedichtet, die Stelle wird umzäunt. Während der Entwässerung werden bereits Proben entnommen. Denn die spannende Frage wird sein, wie belastet mit Chemikalien oder Schwermetallen der Altrheinschlamm tatsächlich ist. Die Beschaffenheit des Sediments liefert Aufschlüsse über die Art und Weise der Entsorgung. Stephan Frech geht davon aus, dass der Schlamm binnen drei Wochen getrocknet sein wird. Die Aussagekraft der Ergebnisse ist aus seiner Sicht allerdings relativ; denn die drei beprobten Teilflächen seien nicht als repräsentativ für jenen Altrheinverlauf zu sehen, der für ein Ausbaggern in Frage kommt.
Um beantworten zu können, wie es um die Beschaffenheit des Schlamms tatsächlich aussieht, müssten nach Frechs Angaben weitere Flächen untersucht und der Schlamm analysiert werden. Allerdings wäre dieser Schritt wiederum abhängig von der Frage, was es mit den bei der Munitionssuche gefundenen Objekten auf sich hat. Ohne Tauchereinsatz bleibt es am Altrhein demnach auch weiterhin vor der Schippe dunkel.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/lampertheim_artikel,-lampertheim-bald-wirds-ernst-am-altrhein-_arid,1030759.html