Brühl. "Diejenigen, die im Chor singen, gehören zu den fröhlichsten Menschen hier", sind sich die Bewohner der Schwetzinger Asylbewerberunterkunft einig. Die glücklichen Acht fanden Anfang Februar zum Brühler Chor "In Takt" und hatten in dieser Woche ihren ersten Auftritt vor Publikum. Beim Gottesdienst zum Thema Freiheit sangen sie gemeinsam mit den übrigen 20 Chormitgliedern die deutsch- und englischsprachigen Lieder.
"Sie haben ihre Sache gut gemacht", freut sich der 22-jährige Chorleiter Jens Hoffmann. Natürlich galt es erst einmal eine gewisse Scheu zu überwinden, dann gibt es teilweise noch Probleme mit der Sprache und die neuen Sänger, die durchweg aus Afrika stammen, haben eine ganz andere Singkultur als ihre deutschen Mitsänger. "Aber das sind alles keine unüberbrückbaren Probleme", zeigt sich Hoffmann zuversichtlich, "der Weg stimmt".
Außerdem gehe es bei diesem gemeinsamen Singen am Anfang weniger um stimmgewaltige Intonation, sondern um eine gelungene Integration. Und da zeigt sich die Chorgemeinschaft - und zu ihr werden die acht Afrikaner sofort gezählt - sehr engagiert. Als die Anfrage der ehrenamtlichen Helfer aus dem Camp in Schwetzingen kam, ob man sich vorstellen könne, Sänger aus den Reihen der Asylbewerber aufzunehmen, habe es keine Diskussion gegeben, erinnern sich Bettina Kyra und Alison Ruffler, die schon seit Jahren bei "InTakt" singen. Immerhin sucht der Chor schon lange neue Mitglieder, insbesondere bei den Männerstimmen. "Da sind die acht Neuen eine echte Bereicherung", ist man sich sofort einig.
Gewaltige Hilfsbereitschaft
Spontan kümmerten sich die Chormitglieder darum, dass sich die Neuen in ihrem Kreis wohl fühlen. Beide Seiten gingen offen aufeinander zu. Bei einer Singstunde wurde angesprochen, was im Camp noch benötigt werde - spontan sammelten die Chorsänger im Freundeskreis Kleidung, Küchenmaterial und andere Dinge, die man im Alltag gut brauchen kann. Die spontane Hilfsbereitschaft war derart groß, dass Riesenmengen an Sachen von der Singstunde den Weg ins Camp fanden. Immer enger wurde das Miteinander, es wurde ein Fahrdienst für die neuen Chormitglieder organisiert, der vor und nach den Proben zwischen Hirschacker und Brühl pendelt.
Für Probleme könnte die Sprachbarriere sorgen. "Bei uns nicht", sprechen Kyra und Ruffler für die übrigen Chromitglieder. Deutsch wird halt langsamer gesprochen. Wenn das nicht reicht, wird auf Englisch oder Französisch erklärt. "Zur Not sprechen wir mit Händen und Füßen", sagen sie.
Chrogesang verbindet
Und auch, wenn die acht neuen Sänger aus Eritrea, Togo, Nigeria und Gambia noch etwas verschüchtert wirken, sobald Fremde bei den Proben auftauchen, nicken sie eifrig, wenn man sie fragt, ob sie sich wohlfühlen. "Es ist gut", sagt der 25-jährige Adani und seine Augen glänzen. Für ihn ist es die erste Begegnung mit dem Chorgesang.
Gefühl willkommen zu sein
Die 29-jährige Firehiwot erklärt, sie möge es zu singen, "und als ich von dem Chor gehört habe, wollte ich es einfach mal versuchen". Da bringt Stella (28) deutlich mehr Erfahrung mit, sie sang schon als kleines Kind im Kirchenchor ihrer Heimatgemeinde in Nigeria. Aber das Singen hier sei etwas anders, "ein bisschen schwieriger - aber ich lerne".
Doch noch mehr als der gemeinsame Gesang freut die Acht das Gefühl einer Gemeinschaft anzugehören und willkommen zu sein.
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