Oftersheim. Wenn die Gemeinde ihren Tag des Waldes feiert, dann dürfen zwei Personen auf keinen Fall fehlen: Forstdirektor Sebastian Eick und Forstamtmann Andreas Kolb. Sie sind doch mit ihren grünen Uniformen für viele Bürger der Inbegriff des Waldes schlechthin, sie sind bei vielen Besuchen im Forst allgegenwärtig. Und so werden sie denn am Sonntag, 9. September, mit von der Partie sein und bei Exkursionen den Besuchern "ihren Wald" vorstellen.
"Region Schutzwald"
Bei der Exkursion, betont Eick bei einem Pressetermin im Wald zwischen Rotwild- und Wildschweingehege, wird auf das Thema des Tages "Wild auf Wald" eingegangen, wird den Teilnehmern gezeigt, welche Wildarten im hiesigen Forst vorkommen, wie sie leben, was für Spuren sie hinterlassen und woran man sie erkennen, unterscheiden kann. Denn, vermutet Eick, das Thema Waldschutz ist wohl für eine Exkursion nicht spannend genug. Ihm wird vor Ort, auf dem Festgelände zu Füßen des Feldherrenhügels, mit Informationsmaterial, von der Broschüre bis hin zur Stellwand, nachgegangen. Dabei ist der Forstmann gerade bei dieser Frage in seinem Element, ist doch das Thema "Regionales Waldschutzgebiet" derzeit hochaktuell und betrifft es das gesamte Gebiet der Schwetzinger Hardt. Der Wald zwischen den sieben Hardtgemeinden - Hockenheim, Leimen mit dem Ortsteil St. Ilgen, Schwetzingen, Walldorf, Oftersheim, Reilingen und Sandhausen -, insgesamt 3200 Hektar groß, wird zum Schutzgebiet.
Das Landeswaldgesetz, erläutert Eick, kennt verschiedene Schutzränge, unabhängig von der speziellen Nutzungsart. So gibt es im Hardtwald drei Schutzräume: den Erholungswald, den Schonwald und den Bannwald. Schutzräume mit unterschiedlichen Anforderungen, deren Gebiete sich mal überschneiden, deren Ziele sich mal kreuzen. Im Einverständnis mit den sieben Hardtgemeinden wurde nun ein einheitliches Schutzgebiet, die Region Waldschutzgebiet geschaffen. Darin gibt es weiterhin unterschiedliche Gebiete, die Dünen, mit die größten zusammenhängenden Mitteleuropas, stehen unter besonderem Schutz, bilden den Schonwald. In diesem sei es Ziel, so Eick, die historische Kiefernwirtschaft neu zu beleben, den lichten Wald als Raum für Sandrasen zu schaffen. Die Forstwirtschaft nutzt dabei ihre Möglichkeiten der Bewirtschaftung, den Wald zu erhalten und zu entwickeln.
Gänzlich anders die Vorgehensweise im Bannwald, von dem es in der Hardt drei Gebiete gibt und zu dem im Gebiet Hardtbach, bei der B 291 ein viertes hinzukommen soll. "Der ist völlig aus der Nutzung raus", führt Eick aus und betont, dass dieser Wald sich selbst überlassen bleibe. Dennoch werde seine Entwicklung wissenschaftlich begleitet, ist er doch ein Naturlabor par excellence, vor dessen Hintergrund sich beispielsweise der Klimawandel gut untersuchen lasse.
Schon jetzt, schildert der Forstmann, sei im Bannwald zu beobachten, wie das abgestorbene Kiefern-altholz ausbreche und wie darunter sich Laub- und Strauchgewächse ihren Platz an der Sonne suchen. Weshalb der Fachmann, erläutert Eick, auch weniger von Naturschutz an dieser Stelle als vielmehr vom Prozessschutz spreche, gelte die schützende Hand doch dem Vorgang im Allgemeinen.
Naherholung hohes Gut
Bleibt zu guter Letzt der Erholungswald, so wie ihn der normale Besucher als Naherholungsgebiet mit seinen vielfältigen Nutzungen - Waldspielplatz, Waldlehrpfad, Waldsportpfad oder Rot- und Schwarzwildgehege - kennt. In ihm, weiß der Forstmann, genießt die Naherholung Vorrang vor dem Naturschutz, es gelte, den Erholungswald möglichst attraktiv zu gestalten. Wobei, stimmt ihm Bürgermeister Helmut Baust zu, der Bürger den Wald auch mit der entsprechenden Verantwortung betreten müsse. Ohne Rücksicht gehe es nun einmal nicht, appelliert er an ein entsprechendes Verhalten.
Unterm Strich, fasst Eick zusammen, gibt es in Deutschland verschiedene "Hotspots der Biodiversität", Gebiet, in denen die Natur besonders geschützt werden müsse. Einer der Hotspots sei der Schwetzinger Hardtwald mit seinem größten Dünengebiet im Land, der sowohl mit besonderen Programmen geschützt als auch gefördert werde. Dies künftig im Spannungsfeld von Nutz-, Schon- und Bannwald.
Eine Thematik, die beim großen Fest im Wald mit vielen Schautafeln noch vertieft werden soll, betonten Eick und Baust.
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