Reilingen. Einmal mit einem echten Sport-Profi in einer Halle stehen. Echte Geheimtipps von einem Weltmeister erhalten. Dieselben Techniken lernen wie ein Handball-Star - und zwar zum Anfassen nah. Was wie ein Traum klingt, wird für die Erst- bis Viertklässler der Friedrich-von-Schiller-Schule Wirklichkeit. Voller Neugier und Aufregung stehen sie in der Mannherzhalle einem Mann gegenüber, der die deutsche Handball-Szene geprägt hat: In 318 Länderspielen hat er 965 Tore geholt, er stand 2008 in Peking bei den Olympischen Spielen auf dem Feld, komplettierte 2007 ausfallbedingt kurzerhand die deutsche Weltmeistermannschaft: Christian "Blacky" Schwarzer ist eine Handball-Ikone.
Und dennoch zeigt er sich beim Star-Training der AOK in Kooperation mit dem Deutschen Handballbund (DHB) als bodenständiger Sportliebhaber ohne Starallüren. Lehrerin Sabrina Hügens haben es die Schüler zu verdanken, dass die Schule zu den 22 Einrichtungen gehört, die sich über den Besuch eines Profis freuen dürfen. Deutschlandweit hatten sich 1082 Schulen beworben. Ziel des Star-Trainings ist es, den Nachwuchs für Bewegung und regelmäßigen Sport im Verein zu begeistern.
Letzteren haben einige Erst- bis Viertklässler bereits für sich entdeckt: Rund 40 Schüler, die aktiv bei der HSG St. Leon/Reilingen spielen, kommen an diesem Morgen in den Genuss eines Intensivtrainings mit dem Handballstar - bevor später all ihre Mitschüler gemeinsam mit Christian Schwarzer eine kleine Handball-Party mit verschiedenen Aktionen in der Halle feiern.
Schon einen Film mit ihm gesehen
"Das Aufwärmen habe ich jetzt drauf", sagt Viertklässler Mark, der den exklusiven Handball-Schnupperkurs mit dem ehemaligen Spieler der Rhein-Neckar-Löwen so richtig genießt. "Ich kannte ihn schon, weil ich einen Film mit ihm gesehen habe", verrät der TBG-Handballer im Gespräch mit unserer Zeitung. TBG-Handball-Jugendleiter Peter Keller schaut beeindruckt den Kindern zu, die alles, was Christian Schwarzer von sich gibt, aufsaugen. "Der ganze Körper muss eine Einheit bilden: Beine, Oberkörper und Arme", weiß er um die Herausforderung, der sich die jungen Handballer gerade stellen.
Sie durchlaufen - mal zusammen, mal zu zweit oder zu mehreren - verschiedene vom Star-Sportler aufgebaute Parcours. In jedem gilt es, eine andere Hürde zu meistern: Einmal kommt es aufs Prellen an, ein andermal auf die Pässe und letztendlich auf den Torwurf. "Wer kein Tor wirft, muss fünf Liegestütze machen", spornt "Blacky" den Nachwuchs an und scheut sich auch nicht davor, die Kinder zu loben.
"Der Pass war sehr gut", hallt es da schon mal durch die Halle. Doch auch Kritik übt der Profi-Sportler, wenn sie angebracht ist: "Wir müssen Gas geben - Handball ist ein Bewegungssport."
Kaum lässt der Star auf dem Feld die Trillerpfeife erklingen, verharren die Schüler in ihren Bewegungen und schenken ihm ihre Aufmerksamkeit. Nicht nur wegen der stattlichen Größe des wendigen Spielers schauen sie zu ihm auf - sondern vor allem, weil sie ihn für sein Können bewundern. Nicht umsonst haben sich sogar einige neugierige Eltern auf der Tribüne versammelt, um das Training zu begleiten. Im Slalom und über Bänke manövrieren die Kinder die Bälle prellend. Später stellen sie echte Spielsituationen nach, in denen auch die Abwehr geübt wird. Die Frage "Könnt ihr noch?" kann sich "Blacky" sparen. Denn egal wie gerötet bereits die Wangen sind, egal wie es um die Puste steht: Ein "Nein" würden die Schüler vor so einer Ikone nicht aussprechen.
Lohn: Urkunden und Autogramme
"Ich kann jetzt schneller rennen und besser Tore schießen", findet Drittklässler Anastasios am Ende des Trainings. Viertklässler Philipp, der schon seit sechs Jahren Handball spielt, nimmt den ein oder anderen Kniff mit nach Hause. Christian Schwarzer hat er zuvor nicht gekannt - doch vergessen wird er ihn von nun an nicht mehr. Ebenso wie Emilia aus der Klasse 2. "Es hat so viel Spaß gemacht", sagt sie und ist ganz aufgeregt, als der Weltmeister am Ende nicht nur Urkunden und Autogramme an alle verteilt, sondern sich auch noch den Fragen des Nachwuchses stellt.
"Wie alt warst du, als du mit dem Handball angefangen hast?", interessiert die Schüler. Die Antwort lässt sie aufatmen. "Ich habe erst mit zehn angefangen", gesteht der Spitzensportler und outet sich: Früher habe er auch gerne Basketball und Fußball gespielt. Inzwischen ziehe es ihn eher zu Tennis und Golf. Was für ein Gefühl es sei, mit der Nationalmannschaft Weltmeister zu werden, wollen die Grundschüler wissen. "Das ist schwer in Worte zu fassen", meint Schwarzer - und ein bisschen können es die Kinder nachempfinden. Denn diesen Vormittag mit Christian "Blacky" Schwarzer finden sie selbst unbeschreiblich.
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