Vernissage in der Orangerie - Peter R. Keil präsentiert einen Streifzug durch sein bisheriges Lebenswerk / Ruhelos und rastlos durch "50 Jahre wilde Malerei"

Eine farbenfrohe Sucht

Lesedauer: 

Peter R. Keil zeigt sein "Leben im Farbrausch". In der Orangerie sind Skulpturen und Gemälde des Künstlers ausgestellt.

© Schwerdt

Ein "Junger Wilder im Rausch der Farben", so lässt sich die Ausstellung von Peter R. Keil in der Orangerie des Schlossgartens auch bezeichnen. Im Original heißt sie allerdings "Ein Leben im Farbrausch".

Es ist die umfangreiche Werkauswahl eines Künstlers, der in Kürze seinen 70. Geburtstag feiert. Trotz dieses Alters ist Peter Keil ein "junger Wilder". Als "ruhelos und rastlos" bezeichnete Wilhelm Kampik, der Kurator der Ausstellung, den Maler. Die Gesellschaft für innovative Marktforschung aus Heidelberg förderte diese Retrospektive in Zusammenhang mit "50 Jahre wilde Malerei" mit Unterstützung von Sponsoren und Leihgebern aus Kunstsammlungen. Kampik erläuterte, dass unter anderem mit vielseitigen Aktionen die Popularität Keils gesteigert werden solle und diese Ausstellung der Höhepunkt sei, der Bücher-Veröffentlichungen und ein Aufenthalt in der Majolika-Manufaktur in Karlsruhe vorausgegangen waren. "Keils Bilder machen süchtig." Dieser Meinung schien nicht nur Kampik zu sein. Denn die Gästeschar zur Vernissage ließ darauf schließen, dass der Künstler eine große Fangemeinde um sich versammelt. Es mag am Stil der Bilder liegen, dass es eine völlig andere Klientel Kunstinteressierter war, als sie gemeinhin auf einer Vernissage anzutreffen ist. Die Szenerie erinnerte eher an eine New Yorker Ausstellung von Andy Warhol, was die musikalische Gestaltung durch die Band "Tip Toe" aus Karlsruhe unterstrich, die mit Pop und Jazz zum Gelingen der Veranstaltung beitrug.

Spontanität mit jedem Pinselstrich

Fasziniert vom Farbenrausch des Malers zeigte sich auch die Kunsthistorikerin Kristina Hoge, die über das Experimentelle in der Gegenwartskunst referierte, in die Alltägliches eingefügt ist, und mit Farbgewalt auf die Leinwand übertragen wurde. Was hier in starken Farben ausgedrückt ist, zeugt von der Unruhe und Rastlosigkeit Keils. Jedes Bild sollte man einer eingehenden Betrachtung unterziehen. Was oberflächlich einen beinahe skurrilen Eindruck vermittle, offenbare bei näherem Hinsehen eine harte Wirklichkeit, die Politik und Alltagsgeschehen an den Pranger stellt. Eingefügt in die Sujets sind kleine Gegenstände und Zeitungsausschnitte, die beim flüchtigen Hinsehen zunächst verloren gehen.

Eine Serie von Gesichtern macht Charaktere und Emotionen sichtbar, wobei es Keil nicht auf die Physiognomie des Einzelnen ankommt. Passend hierzu das Zitat aus dem Katalog: "Wenn Dir einer sagt, das sei schnell gemalt, kannst Du antworten, er habe zu schnell geschaut". Wie Hoge anmerkte, finden sich in den Bildern 50 Jahre Spontanität, die Keil nie abhanden gekommen ist. sip

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung