Ihre Leidenschaft liegt bescheiden in der Hand: Ein Körnlein Erdgeschichte - nicht mehr und nicht weniger. Ein kleiner Kristall, von welchem in der modernen Welt kaum Notiz genommen wird. "Keineswegs", schüttelt Dr. phil. Gabriele Berrer-Wallbrecht den Kopf und deutet auf ihre Hand. Denn darin liegt für sie ein Kosmos, der so viel Zukunft wie Vergangenheit hat.
Ein salziger wohlgemerkt, denn die Leidenschaft der Islamwissenschaftlerin gilt dem Salz. Wo in der Menschheitsgeschichte ein Körnchen Salz auftauchte, da waren Geschichten nicht weit. Erzählungen aus tausendundeiner Nacht, von Kriegen, Liebenden, Not und Überleben, von dem Hoffen auf Glück und dem Schutz selbst vor dem leibhaftigen Teufel. Ein Körnchen voller Wahrheit also?
Von Glauben und Gesundheit
Für Simone Wittmann steckt noch viel mehr dahinter. Die Salzfachberaterin, die vor rund einem Jahr "Salz und Seele" als Fachgeschäft in Plankstadt eröffnete, liebt die kleinen Krümel aufgrund ihrer Schmackhaftigkeit, ihrer reinigenden und heilenden Kraft, die nicht erst seit der Antike dem Menschen Linderung für viele Erkrankungen bringt. Was also läge näher für die beiden Frauen, als über diese Leidenschaft zu sprechen? "Dass wir ausgerechnet den Tag der Liebenden dafür auswählten, hat uns selbst ein wenig überrascht", gestehen sie und blicken sich an.
Doch schließlich wussten sie, dass es keinen besseren Tag als den 14. Februar geben könnte, um das Salz zu erforschen, seiner leidenschaftlichen Geschichte auf die Spur zu kommen und natürlich feinste Kristalle auf der eigenen Zunge und Haut zu spüren.
Und schon schwärmt die Islamwissenschaftlerin, die auch islamische Kunsthistorikerin ist, erneut: "Salz bedeutet Mystik, die vom Orient bis nach Mitteleuropa reicht. Denken wir nur an die Meersalinen, den Bergbau, die Salzstraßen, Kurorte wie Bad Reichenhall." Das Körnchen hat die Menschen bewegt und dies im wahrsten Sinne: "Ohne Salz könnten wir nicht überleben", weiß Dr. Berrer-Wallbrecht. "Und doch macht es Sinn, genauer hinzuschauen", ergänzt Simone Wittmann, "dann werden wir sehen, was das Besondere am Salz ist."
Für sie stellen sich in der Konsequenz Fragen nach dem Sinn von Jodsalz, vom Salz im Futter unserer Tiere. "Klar ist, dass wir selbst zu 85 Prozent aus Wasser und Salz bestehen", weiß die Therapeutin. Für sie ist Salz daher lieb und teuer, denn dahinter verbirgt sich ein wertvoller Beitrag zur Gesundheit. "Generell zum Leben", erzählt Berrer-Wallbrecht, denn "Salz vertrieb im Glauben der Menschen böse Geister, wurde ins Taufwasser gegeben, aß man am letzten Tag des Jahres oder gab es dem Gast zur Begrüßung." Selbst im Alten Testament hatte Salz eine philosophisch-moralische Komponente, "denn Christus sagte zu seinen Jüngern: Ihr seid das Salz der Erde."
Fladenbrot und Rezepte mit dabei
Keine dieser Geschichten ist verblichen, viele Rituale finden sich noch heute. Für Simone Wittmann, die auch als Burn-out-Beraterin arbeitet, ist es ein Heilmittel geworden, bevor sie in den Medizinschrank greift: "Es gibt so viele alte Hausmittel auf Salzbasis." Damit erinnert sie an Salzlampen oder -grotten. "Das ist einer der wichtigsten Orte für mich auf dieser Welt", schwärmt sie übrigens und hat sich konsequent einen Salzraum im eigenen Zuhause gebaut, den sie mit anderen gerne teilt. Doch zunächst einmal gibt es einen beeindruckenden Abend voller Salzgeschichten und -leckereien. "Das wird etwas ganz Besonderes", freuen sich die beiden Referentinnen, die neben Fladenbrot mit Hummus auch viele Rezepte und natürlich Köstlichkeiten aus aller Welt à la Curry-Kokos-Salz, Orange-Rosmarin-Salz oder Fischsalz mitbringen werden.
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