"Brot und Spiele" war ja schon zu Cäsars Zeiten ein erfolgreiches Konzept. Auch zum Finale des Mozartsommers lockte es fast 5000 Menschen in den Schlossgarten. Anlässlich des großen Abschlusskonzerts unter dem Motto "Schloss in Flammen" wurden die Picknickkörbe gepackt und in des Kurfürsten Garten transportiert, um sich kulinarischen und akustischen Genüssen hinzugeben.
Die Wiese hinter der Hirschgruppe war vor lauter einfarbigen, bunten oder geblümten Picknickdecken gar nicht mehr zu sehen, bis hinunter zum großen Weiher hatten es sich die Besucher gemütlich gemacht. Mit dem Bollerwagen transportierten sie Menüs, Käseplatten, Obstkörbe, Dips - da blieb wohl kein Genusswunsch unerfüllt. Einige gaben sich mit ihren Arrangements extra viel Mühe, brachten sogar Tisch und Stühle mit in den Park.
Delikate Gourmetmenüs
Vor der traumhaften Kulisse des Schwetzinger Schlosses mit der untergehenden Sonne im Rücken, der beschwingten Musik von Mozart, dargeboten vom Orchester des Nationaltheaters Mannheim, und dem fulminanten Feuerwerk als krönenden Abschluss bahnten sich wahrhaft fürstliche Gefühle an. "Wir genießen das hier und fühlen uns wie die Kurfürsten", scherzte Elke Bastius-Broich aus Brühl, die sich und ihren Picknicktisch richtig herausgeputzt hatte. Ein weißes Tischtuch, ein silberner Kerzenleuchter und geschliffene Kristallgläser waren schon eine Augenweide, die dargebotenen Honig-Senf-Schnecken und die Satéspieße ein echter Gaumenschmaus.
Wie ein Vier-Sterne-Menü mutete es an, was Cornelia Wagner auftafelte. "Jeder hat etwas beigetragen zu Aprikosen im Speckmantel, Erdbeer-Salat mit Balsamico, Pfeffer und Bärlauch-Soße", zählt die 27-Jährige aus Dillingen an der Saar auf. Insgesamt fielen leider nur wenige opulente Picknick-Arrangements auf, was sicherlich dem wechselhaften Wetter geschuldet war. Die Jury, allen voran Oberbürgermeister Dr. René Pöltl, hatte es dadurch natürlich leichter, die drei schönsten Arrangements zu küren und mit Champagner und Freikarten des Nationaltheaters Mannheim zu belohnen.
Der dritte Platz ging dabei an Conny Kamstra und ihre Freundinnen aus Heidelberg, die sich ganz dem Motto "Schwarz und Weiß" hingaben. Sogar in die Erde gesteckte weiße Blüten rundeten den Gesamteindruck ab. Auch ihr kurfürstliches Kostüm als Luise-Juliane von Oranjen-Nassau beeindruckte die Jury. "Ich finde die Idee, dass jeder hier gebeten wird, den Picknickplatz schön zu gestalten, richtig toll. Dazu gehört auch, dass man sich schicke Kleider anzieht", freut sie sich.
Beim zweiten Platz brauchte die Jury nicht lange zu überlegen: Die Gruppe um Patrick Schäfer aus dem Raum Kaiserslautern konnte mit einem Pfälzer Buffet punkten. Vielleicht spielte die der Jury angebotene selbstgemachte Nussecke bei der Entscheidung auch eine Rolle?
Weiße Siegerfreuden
Unangefochten auf Rang eins landete das beeindruckendste Arrangement des Abends: Ganz in Weiß leuchtete es der Jury entgegen, ein passendes Bild, das die Gruppe um Daniela Keil aus Mannheim schuf. Auf weißen Decken, in Weiß gekleidet, auf Sitzkissen mit Spiegelpailletten, mit Schmetterlingsfiguren, weißen Rosen und Kerzen geschmückt machen die Picknicker fast einen orientalischen Eindruck. Kein Wunder: Die Deko-Gegenstände wurden aus Marokko nach Schwetzingen gebracht! Die Vorbereitung habe aber dennoch nur eine Viertelstunde gedauert: "Jeder hat beim Tragen geholfen", verrät Hans Reglein. Und der Geheimtipp für das perfekte Picknick? "Das geht nur, wenn jeder etwas dazu beisteuert und mit einhundert Prozent Enthusiasmus dabei ist", lacht Daniela Keil. "Wir haben das nicht gemacht, um zu gewinnen, sondern weil wir Spaß daran hatten", fügt Reglein noch hinzu. Doch gefreut haben sich die Herrschaften in Weiß dennoch über die Jury-Entscheidung.
Ein wenig verwunderlich, doch vielleicht eine Idee für das nächste Mal: Feine Mozartkugeln wurden auf keinem gesichteten Picknick-Arrangement aufgetischt . . .
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