Im Interview - Stadt geht die Konversion mit einem Bürgerdialog an / Schwetzinger sollen Entwicklung der ehemaligen Kasernen-Areale mit ihren Ideen beleben

Pöltl: Erhoffen uns einen starken "Input"

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Katja Bauroth
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Mathias Welle (v. r.) zeigte Bürgern beim Tag der offenen Tür, welche Möglichkeiten die Tompkins Barracks bieten.

© Schwerdt

"Ein zentrales Thema des Jahres" nannte Oberbürgermeister Dr. René Pöltl die Konversion. Wie die Gelände der ehemaligen US-Kasernen künftig genutzt werden, dazu können und sollen die Bürger ihre Ideen einbringen. Bürgerdialog ist das Stichwort. Unter dem Motto "Mitreden - Mitmachen - Mitgestalten" plant die Stadt am Montag, 27. Januar, um 19 Uhr im Josefshaus eine Informationsveranstaltung. Mit einem Workshop am Samstag, 15. Februar, geht's dann ans Eingemachte.

Unsere Zeitung sprach mit Oberbürgermeister Dr. René Pöltl, Stadtbaumeister Mathias Welle und Wolfgang Leberecht, Amtsleiter für Wirtschaftsförderung, über die Herausforderung Konversion.

Inwieweit arbeitet Schwetzingen mit Mannheim und Heidelberg bei der Entwicklung der eigenen Gelände Tompkins und Kilbourne zusammen?

Mathias Welle: Seit 2010 gibt es einen regionalen Arbeitskreis sowie einen regionalen Lenkungskreis zur Konversion, in dem insbesondere die drei Städte, aber auch die Metropolregion und der Nachbarschaftsverband vertreten sind. Persönlich sind hier Oberbürgermeister René Pöltl (Lenkungskreis) und Stadtbaumeister Mathias Welle (Arbeitskreis) vertreten. Erstes großes Resultat ist die Rahmenvereinbarung zur regionalen Kooperation in der Konversion. Sie wurde im Dezember unterzeichnet. Sie regelt die Grundsätze der Zusammenarbeit. Vom Grundsatz her nehmen die einzelnen Gemeinden bei der Entwicklung ihrer Konversionsflächen natürlich ihre eigene Planungshoheit in Anspruch.

Inwieweit möchte die Stadt die Bürger mit in die Planungen einbeziehen und was verspricht sich die Stadt von den geplanten Bürgerworkshops?

Dr. René Pöltl: Wir wollen den Bürgern Angebote und Gelegenheiten schaffen, sich aktiv in die Planungen einzubringen. Ob und in welchem Ausmaß ist dann die Entscheidung des Einzelnen. Die Erfahrung aus anderen Städten - aber auch bei uns - bei solchen Bürgerbeteiligungsprozessen ist, dass sich im Anfangsstadium die Bürger oft noch schwer tun mit der Beteiligung. Je konkreter die Themen dann werden umso stärker die Beteiligung. Wir möchten die Bürger aber bewusst in solch frühem Stadium anhören, da ihre Anregungen und Wünsche von den Planern aufgenommen werden und mit in die Machbarkeitsstudie einfließen. Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass wir uns von den Bürgern einen starken "Input" erhoffen. Denn sie sind es, die dieses Gelände in Zukunft mit Leben füllen. Ohne Einbeziehung der Schwetzinger Bürger kann das gar nicht funktionieren. Daher hoffen wir auf eine rege Beteiligung aller Schichten und Generationen und möchten vor allem auch Jugendliche und junge Leute animieren, sich in dieses Zukunftsprojekt einzubringen. Wolfgang Leberecht: Mit der Bürgerbeteiligung angefangen haben wir ja bereits im November 2011. Damals hatten wir zu einer ersten Informationsveranstaltung ins Palais Hirsch geladen. Anhand eines Fragebogens, der auch online ausfüllbar war, konnten die Bürger im Anschluss ihre Wünsche und Vorstellungen zur Neunutzung des Kasernengeländes abgeben. Das hat uns schon einen ersten Aufschluss über die Wünsche der Bevölkerung gegeben. Im Sommer 2012 fand dann die erste Begehung der Kilbourne-Kaserne statt und im März 2013 folgte der Tag der offenen Tür auf dem Areal der Tompkins Baracks, wo sich die Schwetzinger einen Eindruck vom Zustand der Flächen machen konnten. Ab diesem Jahr wird die Bürgerbeteiligung weiter Fahrt aufnehmen. Denn nachdem die Kasernenflächen jetzt nicht mehr isoliert, sondern in ihrer Gesamtheit entwickelt werden sollen, ergeben sich für das Gesamtareal neue Perspektiven und Chancen. Darüber und auch über neue Erkenntnisse zum Naturschutz wollen wir jetzt die Bürgerschaft sehr umfassend informieren. Den Auftakt macht eine Informationsveranstaltung im Josefshaus am Montag, 27. Januar, um 19 Uhr. Unter dem Motto "Mitmachen, Mitreden, Mitgestalten" wird das Gesamtprojekt vorgestellt, das bisherige Planungsverfahren erläutert sowie ein Ausblick auf die nächsten Schritte aufgezeigt. Inhaltlich darauf aufbauend geht es weiter mit einem offenen Bürgerworkshop am Samstag, 15. Februar, im Palais Hirsch. Hier sind die Bürger dann aktiv gefragt und können sich zu verschiedenen Themen wie Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Kultur und Sport direkt einbringen. Zu beiden Terminen werden wir noch gesondert über die Presse und im Internet unter www.schwetzingen.de und auf unserer Facebook Seite schwetzingen.de informieren. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Wir freuen uns über viele Teilnehmer.

Mit dem "Förderverein Schwetzinger Lebens(t)raum leben - arbeiten - lernen - genießen im Gewann Neurott" (ehemalige Tompkins-Kaserne) hat sich eine engagierte Bürgergruppe gefunden, die Ideen von Wohnen und Arbeiten auf dem Gelände entwickelt hat. Was hält die Stadt von diesen Ideen? Ist der "Lebens(t)raum" in dieser Art überhaupt realisierbar?

Pöltl: Der Vorsitzende dieses Fördervereins, Dieter Konrad, engagiert sich mit sehr viel Herzblut für dieses Projekt. Eine moderne Stadt wie Schwetzingen lebt auch davon, dass es engagierte Menschen gibt, die sich mit vielfältigen Ideen einbringen und etwas bewirken wollen. Daher haben wir Herrn Konrad zum Bürgerworkshop am 15. Februar ins Palais Hirsch eingeladen, um sich und sein Projekt dort der breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Wie alle Ideen hängt die Realisierung auch dieses Projektes von vielen Faktoren ab. Zum einem wird das die Frage sein, ob es ein Interesse beziehungsweise eine Nachfrage dafür in der Bevölkerung gibt. Zum anderen unterliegt das Vorhaben natürlich normalen marktwirtschaftlichen Gegebenheiten wie Machbarkeit und Finanzierung.

Sind von extern auch noch andere Ideen an die Stadt herangetragen worden, was auf den Kasernengeländen passieren könnte?

Welle: Seit bekanntgeworden war, dass die Amerikaner die Kasernen verlassen werden, hatten wir bereits zahlreiche Anfragen. Das Spektrum der Interessenten spiegelt alle Branchen wieder und reicht vom Thema Wohnbebauung, über Firmenansiedlungen bis hin zu Freizeitnutzungen.

Was könnten Sie sich vorstellen auf dem Areal?

Pöltl : Wir wollen auf dem Areal künftig Leben/Arbeiten/Freizeit etablieren. Die grundsätzlichen Möglichkeiten und Flächenfenster für die verschiedenen Nutzungen werden wir bei der Informationsveranstaltung am 27. Januar skizzieren. Was davon auf welchen Teilflächen genau realisiert werden wird, wird sich erst in der Machbarkeitsstudie konkretisieren. Auch hier werden natürlich Aspekte wie Finanzierbarkeit eine Rolle spielen. Wenn man sich die Größe des Areals - ungefähr vergleichbar mit dem Stadtteil Hirschacker - vor Augen führt, haben wir im Konversionsprozess die einmalige Chance, hier ein neues Stück lebenswertes Schwetzingen zu schaffen.

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