Zum letzten Mal in unserem Leben hat man am 6. Juni die Gelegenheit, einen Venustransit live zu beobachten. Der nächste kommt erst wieder 2117. Nichts für Langschläfer! Die Venus kommt in Konjunktion mit der Sonne bereits um kurz nach Mitternacht. Erst mit dem Sonnenaufgang um 5.20 Uhr und bis zum Austritt des Planeten um 6.31 Uhr ist das Spektakel in unseren Breiten zu beobachten. Die Schlossverwaltung, die Schwetzinger Zeitung und Pro Optik bieten 15 glücklichen Gewinnern an, dieses kosmische Ereignis auf der historischen Plattform des Schloss-Belvederes zu genießen.
Der legendäre Venustransit vom 6. Juni 1761 hatte für die Astronomie in der Kurpfalz und in ganz Europa weitreichende Folgen. Christian Mayer, Jesuitenpater, Professor für Physik und Chemie an der Uni Heidelberg begeisterte den an Wissenschaft interessierten Kurfürsten damals dafür, mit dem Hofstaat das Spektakel vor dem nördlichen Zirkelhaus, der damaligen Orangerie zu beobachten. Churfürstliche Durchlaucht war so begeistert, dass man bereits im Jahr darauf mit dem Bau einer "Astronomischen Station" auf dem Dach des Schlosses begann. Das heutige Belvedere des Schlosses ist der letzte Überrest davon.
Bereits am 4. Januar 1764 wurde die Station eingeweiht. Dafür wurde eine große Plattform auf dem Dach errichtet - mit einem flachen Wohngebäude und dem schlanken, hohen Turm. Die Haube des Turms war mit verschiebbaren metallenen Fächern versehen, durch die man die Fernrohre ausrichten konnte.
Carl Theodor soll ganze Nächte mit dem Hofastronomen Mayer hier zugebracht haben. Belegt sind die Beobachtungen einer Saturnbedeckung vor dem Mond und einer Sonnenfinsternis. Der Venustransit von 1769 wurde zum gesellschaftlichen Ereignis. Prinz Xaver von Sachsen weilte mit Gefolge in der Sommerresidenz und war sicherlich enttäuscht, da die Sonne sich hinter Wolken verborgen hatte. Christian Mayer sah bei bestem Wetter den Transit am Hofe in St. Petersburg. Er machte sich einen Namen durch seine spektakulären Entdeckungen von Doppelsternen und mit Abstandsmessungen der Entfernung von Sternen zur Erde.
Mit Sextant und Lineal vermaß Mayer die Kurpfalz neu und präsentierte dem Kurfürsten am 31. Dezember 1773 eine Landkarte von Schwetzingen und Umgebung. Er ging dabei von einer Achse aus, die in Ketsch am Ostufer des Rheins begann, sich durch das Mittelparterre des Schlossgartens zog und entlang der Achse Königsstuhl-Kalmit Richtung Heidelberg führte. Es entstand die erste astronomisch und trigonometrisch genaue Umgebungskarte unserer Region, die als kleine Kurpfalzkarte in die Geschichte eingehen sollte.
Auch der Mannheimer Astronomieturm war seine Idee, im Februar 1775 zog er dort ein. Im Alter von nur 63 Jahren starb er im Jahre 1783. zg
So können Sie mitmachen
Wer dabei sein will, schreibt bis 1. Juni eine Karte an Schwetzinger Zeitung, Venustransit, Carl-Theodor-Straße 1, 68723 Schwetzingen oder eine Mail an sz-gewinnspiel@schwetzinger-zeitung.de. Telefonnummer bitte nicht vergessen.
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