Seit Dezember 2010 ist die Bundesstraße 535 ab der Landesstraße 600 auf Höhe des Kurpfalzhofes bis zur Bundesstraße 36 im Norden von Schwetzingen durchgängig befahrbar. Für sechs Straßen-, eine Eisenbahn- sowie vier Radweg- und Landwirtschaftsweg-Brücken, ein 650 Meter langes Tunnelbauwerk mit zwei Röhren, zwei 100 Meter lange Stützwände, vier Lärmschutzwände, sechs Regenwasserhebeanlagen und vier Regenklärbecken wurden fast 70 Millionen Euro aufgewendet. Doch es fehlt immer noch etwas an der Umgehung Plankstadt-Schwetzingen - teilweise nämlich eine zweite Fahrbahn. Zwar fließt der Verkehr längst in beide Richtungen, auf einem knapp zwei Kilometer langen Teilstück allerdings jeweils nur einspurig. Die Gesamtfertigstellung des zweibahnigen Ausbaus sei bis Ende 2013 vorgesehen, heißt es auf der Internetseite des Regierungspräsidiums (RP).
Wer beim Tunnelausgang West - die L 543 (Schwetzinger Straße) von Plankstadt oder über die Nadlerstraße von Schwetzingen kommend - auf die B 535 in Richtung Mannheim auffährt, muss nach wenigen hundert Metern noch ein gutes Stück mit einer einspurigen Verkehrsführung vorliebnehmen. Auf zwei Kilometern Strecke, vorbei an der Abfahrt zur Kreisstraße 4144 bei der Weldebrauerei, bis hin zur Rheintalbahn-Brücke und der Überquerung der L 597 (Friedrichsfelder Landstraße) soll die B 535 noch zweispurig in jede Fahrtrichtung ausgebaut werden. Dass das letzte Teilstück immer noch nicht in Angriff genommen wurde, hängt zurzeit von mehreren Faktoren ab. Das haben jetzt Recherchen unserer Zeitung ergeben.
Eidechsen und Bahn schuldig?
Verantwortlich für die Verzögerung dürfte zum einen das langanhaltende Winterwetter sein, aber auch eine Eidechsen-Population. Möglicherweise ist aber auch die Bahn als Verursacher der Zeitverzögerung auszumachen. Letztes Jahr gab es bereits einen Stopp, der vierspurige Lückenschluss konnte wegen der fehlenden Brückenverlängerung über die B 535 beim Stadtteil Hirschacker nicht begonnen werden (wir berichteten). Zwei Brücken müssen nämlich noch für zusätzliche Fahrspuren erweitert werden: Die Eisenbahnbrücke der Rheintalbahn Mannheim-Karlsruhe und die Überführung der B 535 über die DB-Strecke Schwetzingen-Friedrichsfeld. Das kann jetzt noch dauern.
"Wir wollten nach wie vor möglichst schnell weitermachen", sagt Peter Siepe, Leitender Baudirektor beim Baureferat Nord des Regierungspräsidiums. Die vorbereitenden Arbeiten entwickelten sich aber zu einem "sehr mühseligen Prozess", so Siepe. Man wisse noch nicht genau, was alles genau zu beachten sein wird. Bei jeglichen baulichen Vorhaben, auch bei Sanierung, Umbau oder Umnutzung, sind artenschutzrechtliche Belange nach dem Bundesnaturschutzgesetz von besonderer Bedeutung. Das Regierungspräsidium hat deshalb das Planungsbüro Zieger-Machauer aus Oberhausen-Rheinhausen mit einem Artenschutzgutachten beauftragt. Das Büro wiederum hat einen Teil dieser Aufgabe an den Schwetzinger Nabu-Vorsitzenden Peter Sandmaier weitergegeben.
Nabu-Experte zählt Population
Der Experte für Reptilien und Amphibien muss nun die Böschungen an einem Teilstück der B 535 nach streng geschützten Zauneidechsen absuchen. Wie groß die Eidechsen-Population sein kann, weiß Sandmaier noch nicht, die Tiere kommen nämlich erst bei wärmerer Witterung ans Tageslicht. Das könne in 14 Tagen, aber auch erst in einem Monat der Fall sein. Auf einer Länge von rund zwei Kilometern werde alles abgesucht, der Schwerpunkt der Population werde aber wohl rund um das kleine Häuschen in der Nähe des Tompkins-Kasernengeländes liegen, meint Sandmaier.
Danach gehe es ans Einsammeln der Tiere, dann folge die Schaffung von Ausgleichsflächen. Das bedeutet, die Tiere müssen irgendwo anders angesiedelt werden. Der 54-Jährige stellt klar, dass die Vorschriften des Bundesnaturschutzes und der EU-Richtlinien unbedingt eingehalten werden müssten. Eigentlich hätte man schon letztes Jahr mit dem Umbau der Brücken anfangen können, sagt ein Mitarbeiter des Regierungspräsidiums, der nicht namentlich in der Zeitung genannt werden möchte: "Aber die Bahn will einfach nicht."
Man habe schon unzählige Anfragen gestellt, die Bahn habe aber nie dazu Stellung genommen. Bei den Kontakten müsse man sogar über einen sogenannten "Mittelsmann" agieren. "Wir müssen einfach massiver vorgehen", heißt es dazu aus dem Regierungspräsidium, denn die Bahn hätte die beiden Brücken längst erweitern sollen: "Jetzt machen wir es, bezahlen müssen wir sowieso." Ob der vierspurige Ausbau des letzten Teilstücks demnächst in Angriff genommen werden kann, vermag zurzeit wohl niemand zu beantworten.
Vom Regionalbereich Südwest der Bahn kam auf Anfrage nach den weiteren Planungen nur eine kurze Antwort. Bei der genannten Ortsumgehung handle es sich um eine Anlage nach Paragraf 11 des Eisenbahnkreuzungsgesetzes, wonach "der Beteiligte, dessen Verkehrsweg neu hinzukommt, die Kosten der Kreuzungsanlage zu tragen hat, zu ihnen gehören auch die Kosten der durch die neue Kreuzung notwendigen Änderungen des anderen Verkehrswegs". "Aus diesem Grunde übernimmt das RP die Baudurchführung und die Kosten", teilt Werner Graf vom Regionalbüro Kommunikation der DB Mobility Logistics AG mit.
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