Geschwister-Scholl-Schule - Generalkonsul besuchte Bensheim und sprach über gemeinsame Interessen / Aktionstag mit Workshops

Italien soll Europa mitgestalten

Von 
Thomas Tritsch
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Am Aktionstag Italien an der Geschwister-Scholl-Schule war der italienische Generalkonsul in Frankfurt Andrea Samà zu Gast. „Es gibt viel, was unsere Nationen verbindet“, sagte er in Bensheim. © Funck

Bensheim. Hoher Besuch in Bensheim: Am Freitag war der italienische Generalkonsul in Frankfurt zu Gast an der Geschwister-Scholl-Schule. Andrea Samà betonte im Forum die historisch gute Zusammenarbeit von Deutschland und Italien zur Festigung der europäischen Idee. Mit den Römischen Verträgen vom 25. März 1957 wurde von sechs Vertragsländern die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) gegründet. Das Datum gilt als Geburtsurkunde der EU.

„Es gibt viel, was unsere Nationen verbindet“, sagte Samà vor zahlreichen Schülern und Lehrern. Italien habe sich als eines der Gründerländer immer für eine Vertiefung der europäischen Beziehungen eingesetzt. Ebenso wie Deutschland sei man als sogenannte „späte Nation“ von einem ausgeprägten Regionalismus geprägt, der zu einer großen Vielfalt an Städten, Provinzen beziehungsweise Bundesländern geführt habe.

Der Diplomat, der im September 2019 nach Stationen in Seoul und Brüssel nach Frankfurt kam, besuchte die kooperative Gesamtschule im Rahmen eines Aktionstags Italien. Beteiligt waren alle Schüler, die an der GSS Italienisch lernen. Begrüßt wurden die Gäste vom kommissarischen Schulleiter Thomas Stricker und Fachbereichsleiter Stefan Trier. Die musikalische Begleitung übernahmen die Chöre von Claudia Nauth und Dirk Apfel.

Das Niveau der Handels- und Wirtschaftsbeziehungen sei heute so eng wie nie, sagte der Generalkonsul in Bensheim. Deutschland sei für Italien der wichtigste Handelspartner und stehe sowohl beim Import als auch beim Export an erster Stelle. So gingen 2018 knapp 13 Prozent aller Exporte nach Deutschland, rund 17 Prozent aller Importe kamen wiederum aus Deutschland. Die deutschen Direktinvestitionen beliefen sich 2017 im Bestand auf knapp 35 Milliarden Euro. Beide Länder sind Nettozahler der EU.

Enge Beziehungen

„Die deutsch-italienischen Beziehungen sind traditionell eng“, so der Diplomat. Die heutige Position beider Länder in der Mitte Europas, ihre Mitgliedschaft in der NATO und der EU sowie die enge wirtschaftliche Verflechtung böten eine sehr gute Basis für die künftige Zusammenarbeit. Die Dichte deutscher Kulturinstitutionen in Italien bezeichnete er als einzigartig. Auch die vielfältigen gesellschaftlichen Kontakte mit über 800 000 in beiden Regierungen erarbeiteten gemeinsame europapolitische Positionen, vor allem bei Grundsatzfragen wie der weiteren Vertiefung der EU, der europäischen Nachbarschaftspolitik oder der Erweiterung der EU.

Aber auch die kritische Frage der Migrationspolitik sprach Andrea Samà in Bensheim an. Europa müsse nun enger zusammenarbeiten, um den Zustrom an Flüchtlingen „besser zu verteilen“. Er begrüße die Entscheidung Deutschlands, künftig eine aktivere Rolle spielen zu wollen. Man müsse nach europäischen Lösungen suchen, die Italien auch entlasten würden.

Die EU und Deutschland bräuchten ein Italien, das sich erstens zu Europa bekennt, aber das auch den festen Willen habe, dieses Europa mitzugestalten. Beide Länder hätten eine besondere Verantwortung in Europa. Es gehe darum, das Fundament dieses gemeinsamen Projekts nicht aus den Augen zu verlieren.

Dieses liege in der Überwindung eines Nationalismus, der den Kontinent in jüngster Zeit in Konflikte geführt habe. Das Gros der Bootsflüchtlinge, die über das Mittelmeer kommen, landen in Süditalien. Doch Italien und Malta hatten zuletzt immer wieder Schiffen mit geretteten Migranten an Bord die Einfahrt in ihre Häfen untersagt. Die Menschen mussten daraufhin oft für mehrere Wochen auf den Schiffen ausharren.

„Die reichhaltigen kulturellen Verbindungen beider Länder prägen auch ihre Zusammenarbeit in Bildung und Forschung“, betonte Andrea Samà in der GSS. In diesem Bereich, wie auch im Tourismus, könne man in Zukunft neue Potenziale erschließen und die gewachsenen Beziehungen noch vertiefen.

Michele Santoriello aus der Kulturabteilung des Frankfurter Konsulats äußerte sich lobend über die Workshops in der Geschwister-Scholl-Schule, die im Rahmen des Aktionstags stattgefunden haben: „Das war eine Atmosphäre wie an der Uni.“

Seit 2002 findet ein jährlicher Austausch mit dem Gymnasium Liceo B. Pinchetti vin Tirano (Lombardei) statt. Die Sprachprüfungen in Italienisch gehören seit über zehn Jahren zum festen Angebot der Schule.

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