Bensheim. Als Bensheimer will man immer hoch hinaus. Für einen Bewohner der größten und nach Selbsteinschätzung vieler Einheimischen schönsten Stadt im Kreis Bergstraße sicherlich keine überraschende Feststellung. Zum Weihnachtsmarkt wird der Aufwärtsdrang aber unangenehm ausgebremst. Erstmals seit 2004 wird sich kein Riesenrad auf der Festmeile drehen.
Das ist selbst unter neutralen Gesichtspunkten ein schwerer Schlag. Der kreiselnde Gigant, zuletzt am Hospitalbrunnen beheimatet, galt neben der Riesentanne (die in diesem Jahr eine Fichte ist), dem Eisbaum und den Künstlerbuden als besonderes Aushängeschild des mehr als dreiwöchigen Lichterspektakels.
Bodenhaftung statt Höhenflug
Damit ist nun Schluss. Was seit einiger Zeit die bekanntlich immer gut unterrichteten Kreise schon munkelten, bestätigte die Stadt nun in einer Pressemitteilung. „Bensheim konnte hier nicht mit der Bundeshauptstadt konkurrieren, in die die Attraktion abgewandert ist“, begründete Pressesprecher Matthias Schaider den Ausfall. Ein weiterer herber Schlag für das lokalpatriotistische Selbstverständnis. Bensheim kann nicht mit Berlin mithalten? Wenn sich das rumspricht, muss das Bürgernetzwerk demnächst noch mehr Überstunden schieben, um alle Welt von der Attraktivität der Innenstadt zu überzeugen.
Als Ersatz im weitesten Sinne soll nun ein historisches Karussell, das bis 1966 regelmäßig zu Gast in Bensheim war, nostalgische Atmosphäre verströmen. In den vergangenen Jahren konnte man das Fahrgeschäft beim Weihnachtsmarkt in Lorsch bewundern. Statt Höhenflug also deutlich mehr Bodenhaftung in Bensheim, vielleicht kein ganz so schlechtes Zeichen in Zeiten dürrer Haushaltslagen, teurer Bürgerhausplanungen und einer Lücke am Marktplatz, die auf Ideen wartet.
Ob das Riesenrad nun für immer Geschichte ist, muss abgewartet werden. „Selbstverständlich werden die Gespräche mit der Familie Göbel wieder aufgenommen. Herr Göbel ist auch bemüht, für Bensheim in Zukunft ein anderes Riesenrad zu bekommen“, hieß es dazu am Mittwoch aus dem Rathaus. Man spreche darüber hinaus noch mit anderen Riesenradbetreibern. Der Markt ist jedoch überschaubar, der Handlungsspielraum klein. Die Stadt hatte bereits Anfang Juli die Verträge an den Betreiber rausgeschickt, dieser habe sich aber nicht frühzeitig festlegen wollen, weil besagte Anfrage aus Berlin vorlag. „Wir haben Alternativen geprüft, aber zu diesem Zeitpunkt waren keine Riesenräder mehr zu bekommen“, teilte Pressesprecher Matthias Schaider auf Nachfrage mit. Mitte September kam die endgültige Absage der Familie Göbel.
Hat die winterliche Entscheidung für Berlin und gegen Bensheim Auswirkungen auf das Winzerfest-Riesenrad, das ebenfalls von den Wormser Schaustellern kommt? „Nein, aber wie man jetzt sieht, ist der Markt stets in Bewegung“, bemerkte Schaider.
Wie dem auch sei: Von einem fehlenden Riesenrad werden sich die Bensheimer und ihre Gäste den Weihnachtsmarkt, der in den vergangenen Jahren eine erstklassige Entwicklung genommen hat, nicht verderben lassen.
Eröffnet wird am Donnerstag, 28. November, mit der Illumination des Weihnachtsbaums auf dem Marktplatz. Der stammt erneut aus Auerbach und wird am Freitag (15.) gefällt und ab 20.30 Uhr aufgestellt. Wer sich das Spektakel nicht entgegen lassen will, bekommt von Team Bensheim der Tour der Hoffnung Verpflegung.
Der Erlös aus dem Verkauf von Essen und Trinken kommt wie immer krebskranken Kindern zugute. Erstmals thront gut sichtbar über dem Budendorf auf dem Marktplatz die stimmungsvoll beleuchtete Stadtkirche Sankt Georg. Aber nicht nur die freie Sicht aufs Gotteshaus kann zur Stimmungsaufhellung beitragen – auch umgekehrt lohnt es sich.
Vor dem Hauptportal bietet – wie berichtet – eine Panoramabar der Pfarrei Sankt Georg und der Kita Sankt Albertus die Möglichkeit, bei Essen und Trinken den Blick schweifen zu lassen.
Am Bürgerwehrbrunnen haben wie in den Vorjahren die Freundeskreise und der Lions-Club Bergstraße in einem Pavillon ihren Stützpunkt. Im Angebot sind landestypische Suppen und Getränke aus den Partnerstädten.
Weihnachtsmarkt: Samstags kostenlos den Stadtbus nutzen
Der Bensheimer Weihnachtsmarkt beginnt am 28. November und dauert bis 22. Dezember. Die Öffnungszeiten: Montags bis donnerstags sowie sonntags von 11.30 bis 20 Uhr, Freitag und Samstag von 11.30 bis 21 Uhr. Am Sonntag, 22. Dezember, ist der Markt bis 19 Uhr geöffnet.
Um auch über die reguläre Dauer des Weihnachtsmarktes hinaus Besuchern der Innenstadt Gelegenheit zu geben, weihnachtliche Snacks und Getränke zu genießen, bleiben verschiedene Buden am 23. und 24. Dezember während der für den Weihnachtsmarkt geltenden Standzeiten geöffnet.
Am 24. Dezember ist die Öffnungszeit auf 14 Uhr begrenzt. Es handelt sich dabei um Buden am Marktplatz und in der unteren Fußgängerzone. Der Stand des Teefachgeschäftes Tea Time bleibt bis 28. Dezember, der Pavillon am Bürgerwehrbrunnen wird noch bis zum 12. Januar bewirtschaftet.
An den vier Samstagen während des Weihnachtsmarktes fahren die Stadtbusse (671 und 672) und die Ruftaxilinien (6965 und 6970 bis 6977) bis Betriebsschluss kostenfrei, um den Besuch des Weihnachtsmarkts mit öffentlichen Verkehrsmitteln schmackhaft zu machen. ps
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