Bensheim. Eine Rundreise durch Armenien stand im Herbst auf dem Programm der Kolpingsfamilie Bensheim. Neun neugierige Reisenden gingen in Frankfurt an Bord des Fliegers. In der armenischen Hauptstadt Eriwan wurde die Reisegruppe von Ernst-Ludwig Drayß erwartet. Der Lorscher hat beruflich schon viel Zeit in dem Land im Kaukasus verbracht.
Die erste Besichtigung führte in das berühmte Handschriftenmuseum Matenadaran. Die Aussage, dass die christlich-abendländische Kultur von hier, dem ältesten christlichen Land kommt, wurde eindrucksvoll belegt. Dank der Beziehungen von Ernst-Ludwig Drayß konnten die Besucher auch einen Blick hinter die Kulissen in die Restaurationswerkstatt werfen.
Eindrucksvolles Konzert
Mit einem eindrucksvollen Kurz-Konzert im Kloster Saghmosavank ("Psalmenkloster") lernte die Reisegruppe armenische Musik kennen. Abgerundet wurde der Besuch mit einem typisch armenischen Essen in einem Bauernhof. Am nächsten Tag ging es zum Sevan-See zum Kloster Sevan, das malerisch über dem See thront. Der See ist doppelt so groß wie der Bodensee und liegt in über 2000 Metern Höhe.
Der Sonntagmorgen brachte einen Höhepunkt der Reise: Es ging zum Kloster Geghard, dem Lorscher Partnerkloster, um dort am Gottesdienst teilzunehmen. Der Weg führte an dem einzigen in Armenien erhaltenen griechischen Tempel Garni vorbei. Im Kloster gab es ein Wiedersehen mit dem Chor des Klosters Geghard, der eine Woche zuvor in Mannheim und Bürstadt umjubelte Konzert gegeben hatte.
Es war eindrucksvoll für die Gruppe, den Chor an seiner eigentlichen Wirkungsstätte während des Gottesdienstes zu erleben. Nach einem Empfang durch den Abt Aris ging es mit dem Chor zum Mittagessen in eine in einer Schlucht gelegenen Fischfarm.
Am Montag ging es weit in den Süden des Landes. Erste Station war eines der schönsten Klöster im Kaukasus: Noravank. Zuvor stand eine Weinprobe im Weinort Areni auf dem Plan. Auf der weiteren Fahrt nach Goris gab es einen Abstecher nach Carahunge, dem "armenischen Stonehenge": 5000 Jahre alte noch immer rätselhafte Steinsetzungen.
Paradiesisches Bergland
Dienstags dann ein weiterer Höhepunkt: die Fahrt in das wunderschöne, paradiesische, umkämpfte Bergland Nagorno Karabakh und dessen Hauptstadt Stepakanert. Umso größer die Überraschung über die gute Infrastruktur. Der Empfang und das Essen im Kloster Gandasar war für die Besucher aus Deutschland unvergesslich. Zudem besuchte die Gruppe noch die Stadt Sushi.
Der nächste Tag begann mit einer Fahrt zur längsten Seilbahn der Welt. Über zwei Schluchten, deren Durchquerung früher einen halben Tag abenteuerlicher Piste bedeutete, führt eine sechs Kilometer lange Seilbahn mit atemberaubenden Aussichten zum Welterbe Kloster Tathev. Auf der Rückfahrt nach Eriwan machten die Bensheimer Station im Kloster Chor Virap am Berg Ararat. Von diesem Kloster ging die Christianisierung Armeniens im 3. Jahrhundert n. Chr. aus.
Ein weiteres besonderes Erlebnis war der Besuch des "Nork Youth Center" in Eriwan. Die ehemaligen Heime der Jungen Pioniere wurden von der Kirche übernommen. Nachmittags gibt es dort freiwilligen Unterricht in Gesang, Tanz, Artistik, Malerei, Bildhauerei und anderen Künsten. Die Teilnahme an einer Generalprobe überzeugte vom Talent und Können der dort geförderten Kinder und Jugendlichen.
Am Freitag, bei einem Besuch des Genozid-Denkmals in Eriwan, zeigte sich der Ararat, der "heilige Berg der Armenier", bei klarer Luft von seiner schönsten Seite. Mit diesem Eindruck endete die Reise der Kolpingsfamilie Bensheim durch das gastfreundliche Armenien, Land mit schneebedeckten Gipfeln und tiefen Schluchten. red
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