Bensheim. Das war ein Brett! Demon’s Eye gastierte im Musiktheater Rex und lieferte ein Konzert ab, das die gut 400 Gäste vom ersten Ton an absolut zu begeistern wusste. Die Formation aus dem Siegerland hat sich ganz der Musik von Deep Purple verschrieben und stellte eindrucksvoll unter Beweis, dass sie ihr Fach absolut versteht. Manche Tribute Bands behaupten von sich selbst, dass sie ganz nah am Original dran sind: Demon’s Eye muss dies nicht behaupten, das Quintett ist es einfach und zählt nicht ohne Grund europaweit zu den führenden Deep-Purple-Tribute-Bands.
Die fünf Musiker sind auch der Beweis dafür, dass die Musik und der Sound von Deep Purple nichts von ihrer Faszination eingebüßt haben, und das bereits seit 20 Jahren. So lange huldigt die Formation um Ausnahmegitarrist Mark Zyk nun schon den großen Vorbildern aus Großbritannien, und während das Original inzwischen doch in die Jahre gekommen ist und in diesem Jahr sein 50-jähriges Bandjubiläum feiert, sprühen Demon’s Eye nur so vor Energie und Bühnenpräsenz.
Das Konzert im Kulturdenkmal war dabei eine Hommage an die Zeit, in der Ritchie Blackmore die Gitarre spielte und gemeinsam mit John Lord der musikalische Kopf der Band war. „Wir haben nicht nur Hits im Programm, sondern auch Songs für Kenner“ versprach Sänger Daniele Gelsomino gleich zu Beginn – und der neue Frontmann der Formation, der 2017 David Readman abgelöst hatte, sollte Wort halten.
Die Klassiker fehlten nicht
So durften Klassiker und Hits wie „Hush“, „Speed King“, „Perfect Strangers“ oder „Smoke on the water“ in der Setliste des Abends natürlich nicht fehlen, manche waren auch in interessanten und perfekt arrangierten Medleys gebündelt, man nahm sich aber auch die nötige Zeit für Songs, die eben nur der echte Fan kennt. Ob dies nun „Anya“ vom 1993er Album „The battle rages on“ oder „Mary Long“ vom 1973 erschienen „Who do we think we are“, dem letzten Album in der klassischen Mark-2-Besetzung (Gillan, Blackmore, Lord, Glover, Paice) waren.
Doch nicht nur Lieder von Deep Purle hatte Demon’s Eye im Rex dabei, man huldigte auch Ritchie Blackmore und Rainbow, der Band, die der Purple-Gitarrist nach seinem Ausstieg 1975 gegründet hatte. Um auch da dem Original ganz nahe zu kommen, hatte man einen ganz besonderen Gast mitgebracht. Doogie White, selbst von 1994 bis 1997 Frontman von Rainbow und einer der großen Sänger im melodischen klassischen Hardrock, stellte eindrucksvoll sein Können unter Beweis.
Ob bei „Kill the king“, „Ariel“ oder „Long live Rock’n’Roll“: Wenn man die Augen schloss, dann dachte man, Rainbow stünde auf der Bühne, was natürlich auch an Whites Gesang lag, der sowohl stimmgewaltig wie auch mit dem nötigen Gefühl aus den Boxen kam.
Der Schotte begleitet Demon’s Eye schon seit zehn Jahren, und gemeinsam hat man mit „The stranger within“ und „Under the neon“ auch schon zwei Alben mit Eigenkompositionen im Stil von Deep Purple eingespielt. Aus diesen brachte man mit „Five Knuckle Shuffle“ und „Far over the rainbow“ auch zwei Songs von diesen Alben zu Gehör, die beim Publikum ebenfalls sehr gut ankamen und auch durchaus bekannt waren.
Musikalische und emotionale Höhepunkte des Abends waren sicherlich „Child in time“, in denen Sänger Daniele Gelsomino seine Shouter-Qualitäten präsentierte und sich bis in den höchsten Sphären schrie, dass Ian Gillan heute neidisch werden würde, oder ein von Doogie White gesanglich einzigartig interpretiertes „Mistreated“. Ein Deep-Purple-Klassiker, den wohl auch schon alle Ableger des Originals wie Rainbow, Whitesnake oder auch Ronnie James Dio live im Programm hatten.
Doch nicht nur die beiden Sänger drückten dem Abend im Rex ihren persönlichen Stempel auf, es standen ja auch noch vier Ausnahmemusiker auf der Bühne, die für den echten und amtlichen Deep-Purple-Sound sorgten. Gitarrist Mark Zyk erinnerte in seinem furiosen Gitarrenspiel, wie auch Mimik und Gestik an den jungen Ritchie Blackmoore und Gert-Jan Naus ließ an der Hammond-Orgel und an den Keyboards den 2012 verstorbenen John Lord wieder zum Leben auferstehen. Beide präsentierten sich an ihren Instrumenten als wahre Könner und natürlich durften die Deep-Purple-typischen Improvisationen und Gitarre-Orgel-Duelle da auch nicht fehlen. Eine Band ist aber in der Regel immer nur so gut wie ihre Rhythmussektion und Maik Keller (Bass) und Andree Schneider (Schlagzeug) legten mit ihrem virtuosen und an die Originale Roger Glover und Ian Paice angelehnten Spiel das perfekte Fundament.
Zwei Stunden voller Höhepunkte
Nach gut zwei Stunden, vielen Klassikern und Höhepunkten, bog Demon’s Eye schließlich auf die Zielgerade ein und lieferte in der Zugabe ein „Finale Furioso“. Nun gaben sich Daniele Gelsomino und Doogie White gemeinsam bei „Highwaystar“ und „Burn“ am Mikrofon die Ehre, ehe man mit dem abschließenden „Temple oft he king“ (Rainbow) noch einmal Gänsehautstimmung hervorrief. Doogie White wuchs am Mikrofon erneut über sich hinaus und man gedachte mit dem letzten Song des Abends auch den verstorbenen John Lord (Deep Purple), Cozy Powel (Rainbow, Whitesnake) und Ronnie James Dio (Rainbow, Dio).
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