Umweltbericht - Ausarbeitung von Stefan Rossbach bildet die Entwicklung von 20 Jahren ab

Sauren Regen gibt es in Fürth kaum noch

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ik
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Fürth. Der Leiter des Fürther Umweltamtes, Stefan Rossbach, hat kürzlich einen Umweltbericht für die Gemeinde vorgelegt – eine Zusammenfassung der Jahre 2000 bis 2019. 20 Jahre also, die thematisch untergliedert sind in die Bereiche Luftschadstoffe, Trinkwasser, Müll, Fließgewässer, Naturschutzmaßnahmen, Siedlung und Verkehr, Wald sowie in Energieeffizienz.

Viel Arbeit für Stefan Rossbach, aber auch eine interessante Aufgabe. Denn die Langzeitbetrachtung gibt viel stärker Auskunft über Entwicklungen der zurückliegenden Jahre und Tendenzen für die Zukunft als kurzfristige Betrachtungen.

Freiflächen begrünen

Die Luftqualität ist heute besser als vor 20 Jahren, dem Wald jedoch geht es schlechter. Letzteres liegt vor allem an den zurückliegenden drei Jahren, in denen die Sommer so trocken waren, dass sich die Bäume kaum davon erholen konnten. „Hier spürt man deutlich den Klimawandel“, weiß Rossbach. Er fürchtet: „Wenn das so weitergeht, dann bekommen wir massive Probleme.“

Er spielt damit zum Beispiel auf die Fichte an, die mehr Wasser braucht als andere Baumarten und in jüngster Vergangenheit stark unter Borkenkäferbefall gelitten hat. Die Trockenheit macht die Bäume anfällig für Schädlinge.

2019 habe man aufgrund der Trockenheit und der Stürme außerdem viele kleinflächige „Kahlschläge“ beobachten können. Im Umweltbericht heißt es: „Die aktuelle Herausforderung für die Forstwirtschaft wird es sein, wie Freiflächen möglichst schnell begrünt werden können, damit es keinen Oberflächenabtrag gibt, und wie es möglich ist, trockenresistente Bäume zu finden.“ Rossbach schätzt die Fläche des Fürther Gemeindewaldes auf rund 300 Hektar – gleichbleibend zu den zurückliegenden Jahren.

Verbessert hat sich die Luftqualität. „Saurer Regen“ durch Schwefel gehört der Vergangenheit an. Zwar sinkt die Belastung durch Stickoxide, aber sie ist dennoch weiter präsent. Rossbach erklärt: „Die Abgase der Autos sind sauberer geworden, aber in den zurückliegenden 20 Jahren ist die Anzahl der Autos deutlich gestiegen.“

Nach wie vor ist Ozon ein Problem. „Vermutlich wegen der steigenden Sommertemperaturen“, erklärt Rossbach. In Fürth wurde der Schwellenwert der Ozon-Konzentration in der Luft im Jahr 2018 insgesamt 38-mal überschritten. Gemessen wird am Erzberg. Dass die Ozon-Konzentration dort so hoch ist, ist für Rossbach keine Überraschung. Gerade in „Reinluftgebieten“ seien die Werte oft höher, da sich Ozon mit der Sonneneinstrahlung bildet und durch Stickoxide wieder abbaut – die in den Städten höher konzentriert sind. Die Feinstaubbelastung wird am Erzberg nicht gemessen.

Wasserverbrauch fällt

Wie im übrigen Bundesgebiet ist der Wasserverbrauch seit 1991 auch in Fürth zurückgegangen. Das liegt vor allem an sparsameren Spül- und Waschmaschinen sowie Wasserspartasten an Toiletten. Zusätzlich gab es in den 90er Jahren intensive Anstrengungen, um den Verbrauch zu senken. Das hessische Umweltministerium bezuschusste den Kauf von wassersparenden Armaturen und Geräte und den Bau von Regenwassernutzungsanlagen. Das zahlte sich aus. Schon 1998 hatte Fürth einen sehr sparsamen Verbrauch von 112 Litern pro Person und Tag. In den Jahren 2004 bis 2019 sank der Wert auf 105 Liter.

„Auch die Qualität stimmt“, bestätigt Rossbach. Dass bei Starkregen viele Keime im Trinkwasser zu finden seien, komme inzwischen nicht mehr vor. „Weil mittlerweile jede Aufbereitungsanlage der Gemeinde neben der chemisch-physikalischen Aufbereitung eine UV-Entkeimungsanlage besitzt.“

Die Fürther machen deutlich weniger Müll als noch vor 20 Jahren. Im Jahr 1998 waren es noch 525 Kilo pro Einwohner und Jahr, heute sind es 321 Kilo. Allerdings könnte die Entwicklung darauf zurückgehen sein, dass Ende der 90er Jahre der Bauschutt noch dem Restmüll zugerechnet wurde. Inzwischen wird er überwiegend wiederverwendet.

Blumenwiesen statt Rasen

Intakte Fließgewässer sind komplexe, sehr artenreiche Ökosysteme. Sie beherbergen vielfältige Pflanzen- und Tiergemeinschaften und stellen auch für den Menschen eine wichtige Lebensgrundlage dar. Auch für die Gemeinde Fürth sind diese natürlichen Biotope ein wichtiges Umweltthema.

Zwar wurde die biologische Wassergüte in den zurückliegenden Jahren in den Bächen nicht überprüft, aufgrund der Messungen früherer Jahre sieht Rossbach allerdings Verbesserungspotenzial. Der Steinbach könnte seiner Meinung nach renaturiert und die Verdolung der Weschnitz aufgebrochen werden. „Das kostet aber viel Geld“, weiß der Fachmann. Es sei in den vergangenen Jahren aber auch schon viel getan worden. Vor allem durch die Beseitigung von Wanderhindernissen an Brombach und Leberbach.

Eine Maßnahme zur Bestandssicherung der Vogelwelt ist der Erhalt von Hecken und Sträuchern. Für die Insekten wichtig sind die Blumenwiesen, die seit vier Jahren von der Gemeinde Fürth gegenüber Rasenflächen favorisiert werden. Kommunale Grünanlagen wurden seither zu Blühflächen umfunktioniert. Um die Bürger mit ins Boot zu holen, verteilt die Gemeinde seit drei Jahren Tütchen mit Blumensamen an sie. Mittlerweile gibt es eine Reihe von privaten Initiativen, die Blumenwiesen anlegen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Naturschutzes in Fürth ist die Förderung von Streuobstwiesen. Bäume können über die Gemeinde bestellt werden. Rossbach: „Es werden zwischen 35 und 100 Bäume pro Jahr angefordert.“ ik

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