Lorsch. Umweltfreundlicher will man in Lorsch werden. Die Stadtverordnetenversammlung hatte deshalb im November beschlossen, die Marktordnung zu ändern. Nicht nur bei den Stadtfesten, auch beim Wochenmarkt sollten demnach Einwegverpackungen aus Plastik und Aluminium sowie Einwegplastikgeschirr künftig tabu sein. Ganz so einfach, wie zunächst gedacht, lässt sich die Veränderung aber offenbar nicht realisieren, zeigt sich nun. Bei der öffentlichen Haupt- und Finanzausschuss-Sitzung heute – sie beginnt um 20 Uhr im Paul-Schnitzer-Saal – wird die Marktordnung deshalb erneut ein Thema sein.
Alternative Verpackungen gefragt
Empfohlen wird nun, dass das Verbot später als geplant in Kraft treten soll, und zwar sechs Monate später, erst ab Oktober. Denn Rückmeldungen der Marktbeschicker zeigten, dass die Umstellung nicht gänzlich und nicht schon zum Frühjahr machbar sei, heißt es aus der Stadtverwaltung. Die Händler wollten den Weg zur Vermeidung von Einwegplastik und Aluminium zwar mittragen, nicht für alle Zwecke aber sei bereits eine alternative Lösung gefunden. Vor allem Händler, die zum Beispiel mediterrane Feinkost wie in Öl eingelegten Schafskäse, lose Oliven oder Pesto anbieten, hatten bereits im Vorjahr erklärt, ein Verbot von Plastikverpackungen könne für auslaufsicher zu verpackende Waren schwierig werden.
Die Fraktion der Grünen bringt nun Bagasse, einen Reststoff aus der Zuckerproduktion, als mögliche Alternative ins Gespräch. Auch die Frage, ob für lose Frischwaren ein Mehrwegsystem etabliert werden könnte, wäre zu beraten, regt Matthias Schimpf im Vorfeld an.
Weitere Essensplätze in der Kita
Insgesamt umfasst die Tagesordnung für die heutige Sitzung zehn Punkte. Aufgerufen wird unter anderem auch das Thema Mittagessenplätze in der katholischen Kindertagesstätte St. Benedikt. Immer mehr Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder in der Kita essen. Die Zahl der Plätze wurde bereits auf 50 erhöht, inzwischen liegt der Bedarf aber bei mindestens 70, hieß es von St. Benedikt und dem Bistum Mainz nach den Haushaltsplanberatungen. Das Ordinariat stimme einer Erhöhung der Essensplätze aber nur zu, wenn die Kosten vollständig von der Kommune übernommen würden.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sehe man allerdings keine Deckungsmöglichkeit für die knapp 29 000 Euro, um die sich der Zuschuss der Stadt für die Kita dann jährlich erhöhen müsste, heißt es aus der Stadtverwaltung ablehnend. Eine Möglichkeit, um die erhöhte Nachfrage rasch zu befriedigen, könnte sich aber eventuell über die neue Kita der Dieterswiese ergeben.
Mit einem anderen dringlichen Thema hat sich der Ausschuss schließlich ebenfalls zu befassen: es geht um die Lorscher Kläranlage. Eine defekte Druckerhöhungsanlage für das Wasser, die nicht mehr zu reparieren war, hat unerwartete Kosten in Höhe von knapp 28 000 Euro verursacht – und es nötig gemacht, eine andere Maßnahme zurückzustellen. Die geplante Anschaffung eines sogenannten Rechengutwaschkompaktors in Höhe von 30 000 Euro wird deshalb um ein Jahr verschoben.
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