Lorsch. St. Nazarius platzte aus allen Nähten, nachdem die Schola, der Gospelchor Voices und das Kammerorchester zum Nachweihnachtlichen Singen eingeladen hatten. Fast alle Gäste suchten ein Programm, denn das Konzert unter Leitung von Thomas Adelsbergerbot nicht nur Musik zum Hören, sondern auch zum Mitsingen an. Und so stimmten alle Besucher in Lorschs katholischer Kirche zum Auftakt mit ein: „Am Weihnachtsbaume die Lichter brennen“.
Dann kamen die Klassikfans auf mit dem ersten Satz Allegro aus dem Klarinettenkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart ihre Kosten: Ein harmonisches Miteinander von Christian Knatz an der Klarinette und Klaus Jehlicka am Klavier. Die Akustik in der Pfarrkirche war beeindruckend. Ein Hörgenuss auch „Gloria“ und „Sanctus Bendictus“ vom britischen Komponisten Christopher Tambling. Der Chor wurde dabei von Michael Merly auf der Trompete und Daniel Hartnagel an der Orgel begleitet. Ein Stück moderner Kirchenmusik, denn Tambling lebte von 1959 bis 2015. Seine Komposition zeigt, wie sehr die Kirchenmusik in Großbritannien gelebt wird.
Anschließend kam das Publikum wieder zum Einsatz bei „Süßer die Glocken nie klingen“. In den Textpausen waren kleine Kinder zu hören, die mitsummten. Mit „Freue dich, Tochter Zion“ im Original von Georg Friedrich Händel glänzte die Schola von St. Nazarius. Gesungen wurde das bekannte deutschsprachige Adventslied in der Fassung von Johann Valentin Rathgeber, einem Zeitgenossen Händels. Die „Pifa“ stammt aus dessen Oratorium „Der Messias“, dass ebenfalls traditionell zur Weihnachtszeit gespielt wird. In Lorsch für Klarinette und Cembalo. Mit dem instrumental begleiteten Sprechgesang, dem Sopran-Rezitativ „Es waren Hirten beisammen“ erfuhren viele Besucher in der Kirche, dass es schon im Italien des 16. Jahrhunderts eine Art Rap gab. Der Chor zeigte mit „Ehre sei Gott in der Höhe“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, wie toll christliche Chormusik klingen kann.
Flotte Rhythmen
Bei „Engel auf den Feldern“ schlug dann erneut die Stunde des Publikums. Immer wieder hatte die Schola zwischen den Liedzeilen, die alle gemeinsam sangen, ihren Auftritt mit den für die Liturgie ausgebildeten Gesängen. Nach dem Sopran als höchste Stimmlage bekam auch der Bass seinen großen Moment: mit Händels „Dann wird das Auge des Blinden sich auftun“ aus dem Messias-Oratorium. Die Altstimmen sangen außerdem die Arie: „Er weidet seine Herde und führt die Lämmer zum Wasser hin“.
Der Chor kam noch ein weiteres Mal mit geistlicher Chormusik zum Zug: „Herr, auf dich traue ich“ von Heinrich Schütz. Die ganze Kirche sang das Gotteslob „Nun freut euch, ihr Christen“, das beide Konfessionen kennen. Der Chor schloss das Kirchenlied „Es blühen drei Rosen auf einem Zweig“ an, das im Original ein schlesisches Volkslied ist.
Mit dem Weihnachtslied „Ihr Kinderlein kommet“ dirigierte Thomas Adelsberger den Gospelchor Voices in den Mittelpunkt des Konzerts. Sofort wurden jüngere Gesichter im Chor deutlich. Deren Interpretation von „Carol of the newborn King“ aus England, dem Gospel „Have you heard the Story“ und „Heal the World“ von Popstar Michael Jackson sorgten für Bravo-Rufe und viel Applaus. Die komplette Kirche sollte beim südamerikanischen Weihnachtslied „Un poquito cantas“ mitklatschen – doch nicht für alle waren die Rhythmen einfach zu meistern. Schließlich sang das Publikum noch einmal: „Go tell it on the Mountain“. Mit dem Adventslied: „O du Fröhliche“ endete das Nachweihnachtliche Konzert in St. Nazarius in Lorsch.
Wer Lust hat, bei einem der verschiedenen Ensembles mitzusingen, der kann sich mit der Pfarrei unter 06251/52332 in Verbindung setzen und die Zeiten der Übungsstunden erfragen.
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