Bahnhof - Ticketautomat steht nach Umbau im Freien / SPD bringt Prüfantrag ein

Ärger um Dach für den Fahrkarten-Automaten

Von 
Michael Ränker
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Nach dem Umbau der Bahnsteige steht der Fahrkartenautomat an der Walter-Möller-Straße – und damit ungeschützt im Freien. Die Stadtverordneten haben jetzt einen Prüfantrag für eine Überdachung an den Magistrat auf den Weg gebracht. © Lotz

Zwingenberg. Die SPD-Fraktion in der Zwingenberger Stadtverordnetenversammlung hat jetzt ein Problem auf die politische Tagesordnung gesetzt, das auf dem kleinen Dienstweg nicht geklärt werden konnte, obwohl es wie eine Marginalie anmutet: Die Stadt soll künftig niemanden mehr – und das im Wortsinn – im Regen stehen lassen, der eine Ticket am Fahrkartenautomaten an der Walter-Möller-Straße in direkter Nachbarschaft zum Bahnhof erwerben möchte. Bislang ist der Versuch, die Technik zu überdachen, an fehlenden Zuständigkeiten gescheitert.

Der Automat, der Jahrzehnte lang in der kleinen Wartehalle des Bahnhofsgebäudes einen Platz im Trockenen hatte, aber durch den Besitzerwechsel des Gebäudes und in Folge der Modernisierung des Haltepunktes dort nicht mehr stehen konnte, befindet sich ungeschützt im Freien.

Für Nutzer des Öffentlichen Personennahverkehrs, die dort eine Fahrkarte kaufen wollen, ist das bei Regenwetter oder Schneefall ein ärgerliches Unterfangen: Den Touchscreen bedienen, den Geldbeutel zücken und öffnen und gleichzeitig einen Schirm halten, das verlangt akrobatisches Geschick. Die Sozialdemokraten wollen dem Ärgernis jetzt ein Ende bereiten und haben in der letzten Parlamentssitzung des zu Ende gehenden Jahres einen Prüfantrag eingebracht, der einstimmig gebilligt wurde.

Der Magistrat soll nun recherchieren, welche Möglichkeiten es gibt, um den Fahrkartenautomaten zu überdachen. Dabei soll erste Ansprechpartnerin die Deutsche Bahn AG als Eigentümerin der Technik sein. „Sollte die DB dazu nicht bereit sein, dann soll der Magistrat die Kosten für eine Überdachung durch die Stadt ermitteln“, beugt die SPD in ihrem Prüfantrag schon einmal dem vor, dass die Bahn sich nicht zuständig fühlt und das Problem wieder nicht gelöst werden kann. „Die Ergebnisse der Prüfung sind den städtischen Gremien zur weiteren Beschlussfassung vorzulegen“, heißt es in dem Antrag, den Peter Kaffenberger (SPD) wie folgt begründete:

Kleines Dach würde helfen

„Nach dem Umbau der Bahnsteige ist der Fahrkartenautomat vom Bahnhofsgebäude ins Freie verlagert worden. Wenn es regnet, dann ist es kaum möglich, eine Fahrkarte zu ziehen und sich gleichzeitig mit einem Schirm vor dem Regen zu schützen. Ein kleines Dach über dem Fahrkartenautomaten würde Abhilfe schaffen.“

Ins Rollen gebracht hatte das Thema ursprünglich der Zwingenberger Bürger Josef Tödtling. Das geht aus einer Pressemitteilung des Fahrgastverbandes Pro Bahn Starkenburg e.V. hervor, der sich bereits vor geraumer Zeit des Problems angenommen hatte – allerdings ohne Erfolg. Demnach habe Tödtling sich mit der Schilderung des Problems zunächst an die Stadtverwaltung gewendet, die sich auch gekümmert habe – allerdings ebenfalls erfolglos.

Die Stadt Zwingenberg habe das Anliegen seinerzeit an die zuständigen Stellen weitergeleitet und soll von dort die Antwort erhalten haben, dass eine Überdachung „weder gewünscht noch finanziell vorgesehen“, zitiert Peter Castellanos, Vorsitzender von Pro Bahn Starkenburg, die Schilderung von Josef Tödtling und bedauert, dass der Fall damit für die Stadt abgearbeitet gewesen sei.

Tödtling wandte sich daraufhin an den Fahrgastverband, der wiederum hakte beim Stationsmanagement der Deutschen Bahn in Darmstadt nach: „Wo postwendend die Zuständigkeiten klargestellt worden sind: Wenn der Automat nicht auf dem Bahnsteig stehe, könne die DB von sich aus nichts unternehmen.“ Auch Recherchen von Pro Bahn bei der für den regionalen ÖPNV zuständigen Kreisverwaltung und dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) führten nicht zum erhofften Ergebnis, also der Montage eines Regenschutzes.

Peter Castellanos bedauert im Namen von Pro Bahn: „Offenbar hält man es für zumutbar, zahlungswillige Kunden an einem gut frequentierten Bahnhaltepunkt während des Fahrkartenkaufs im Regen stehen zu lassen. Eine fragwürdige Haltung, mit der sicher keine potenziellen Kunden für den ÖPNV gelockt werden können.

Mit Zwangskunden, die mangels Wahlalternative den ÖPNV nutzen müssen, kann man offenbar alles machen.“

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