Ferienspiele - Der Förderkreis Kunst und Kultur hatte wieder zum Mal-Workshop mit Künstlerin Trude Schumacher-Jansen eingeladen

Fisch, Papagei und Spinne auf Plexiglas

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Ein bunter Fisch ist auf der Plexiglas-Platte entstanden - Tiere standen beim Mal-Workshop im Rahmen der Ferienspiele hoch im Kurs.

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Zwingenberg. Ein Viertklässler richtet konzentriert seinen Blick auf den Papagei, den er gerade in feinen Pinselstrichen auf Plexiglas zeichnet. An Bewunderern mangelt es dem jungen Künstlertalent offensichtlich nicht. Die nonverbalen Signale seiner Freunde hat er gut verstanden und dürften ihn in seinem Ego ein wenig gestärkt haben. Mit der deutschen Sprache hapert es noch - so kommt auch kein Wort über seine Lippen. Er ist seit acht Monaten in Deutschland. Die Künstlerwerkstatt, die der Förderkreis Kunst und Kultur im Rahmen der Ferienspiele der Vereine angeboten hat, eignete sich auch als integrative Plattform für Flüchtlingskinder wie ihn.

Bei schönem, fast mediterranem Wetter in einem Sommer, der bisher mit Sonne eher sparte, ließen sich am Dienstag 21 Kinder - statt im Wasser zu toben - in der Melibokushalle auf ein kunstvolles, durchaus intensives Spiel mit Formen und Farben ein. Ihre Ideen sprudelten. Beherzt gingen sie zur Sache und brachten zügig eine Skizze zu Papier, die sie im zweiten Schritt auf Plexiglas kopierten. Erst jetzt tauchten sie die Pinsel in die Töpfe ein und unterstrichen ihre Vorstellungen mit bunten Koloraturen. Zur Seite stand ihnen mit der Künstlerin und langjährigen Kunstlehrerin Trude Schumacher-Jansen eine ausgewiesene Expertin.

Die Malerei auf Plexiglas ist das Genre, in dem sie ihr künstlerisches Schaffen positioniert. Ihre Exponate in kinetischer Kunst stießen in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland auf ein großes Echo. In der Melibokushalle war sie als Lehrmeisterin einer malenden Truppe gefragt, die ihre spontanen Ideen in Bilder umsetzen wollte.

Ihre Skizzen hatten die jungen Teilnehmer zügig zu Papier gebracht. Der eine malte das Wohnhaus im Grünen mit viel Platz für Bewegung. Kaum ein Fleckchen blieb farblos. Das Motiv hatte auch Patrick im Kopf. Doch er wollte keine "Kopie" von dem Sujet seines Banknachbarn schaffen und malte auf das gläserne Rechteck in feinen Pinselstrichen die Umrisse einer Burg, die mit den zwei herausragenden Türmen dem Auerbacher Schloss gleichen könnte. In so einem mittelalterlichen Gemäuer mit der massigen Holztür zu leben, könne er sich durchaus spannend vorstellen, sagte er.

"Ich mag Spinnen", kommentierte ein anderer Knirps sein Bild. Sein Geschöpf, um ein Vielfaches vergrößert, wirkte aber keinesfalls wie ein gruseliges Schreckgespenst. Mit dem blauen Körper und den acht orangefarbenen Beinen spielte er geradezu mit der Kraft von Komplementärfarben. Eine Viertklässlerin hingegen schaute genau auf den vielfarbigen Kopf eines Pfaus und setzte akribisch einen feinen Punkt an den anderen. Andere hingegen arbeiteten mit temperamentvollen Schwüngen und hatten im Nu das Glas koloriert.

Die meisten der Teilnehmer betraten Neuland. Mit dünnem Pinsel und den Spezialfarben in einer ungewöhnlichen Konsistenz gingen sie ans Werk. Die Mischung ist ein Berufsgeheimnis der Künstlerin, die die Zusammensetzung selbst entwickelt hat. Ist die Farbe gut getrocknet, hält die Malerei auf dem Glas selbst Wind und Wetter, Schnee und Sonne stand. Die Expertin stellte dem Nachwuchs nicht nur die Ausrüstung und die Materialien zur Verfügung. Sie gab auch wertvolle Insidertipps. Das umfangreiche Wissen und die Erfahrung waren von Beginn an gefragt. Trude Schumacher-Jansen erklärte, wie man die Farben mischen und am besten auftragen kann oder auf welche Weise man bereits fast trockene Farbschichten wieder korrigieren kann.

Das Team um den Förderkreis-Vorsitzenden Dieter Kullak musste die Teilnehmerzahl bei dieser Ferienspielaktion begrenzen; zu groß fiel in diesem Jahr das Interesse an dem Workshop aus, um auch die individuelle Betreuung der Kinder und die Anregungen für die schöpferische Kreativität nicht zu kurz kommen zu lassen.

Die Förderung von jungen kreativen Köpfen hat sich der Verein neben einer Vielzahl an kulturellen Aktivitäten auf die Fahnen geschrieben. Letztlich ist die schöpferische Kraft ein verkanntes Talent, so Kullak, der zusammen mit Günter Schumacher im Hintergrund beim reibungslosen Ablauf mitwirkte. moni

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