"AfD - das kann auf Dauer nicht gut gehen"

Mit dem Politikprofessor Jan van Deth vom Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES) sprachen wir über die Kommunalwahl-Ergebnisse in Mannheim.

Was hat Sie am Ergebnis in Mannheim überrascht?

Jan van Deth: Die Stärke der AfD.

Wer ist für Sie Sieger, wer Verlierer?

van Deth: Sieger: die SPD trotz geringfügiger Verluste. Sie hat ihre Position konsolidiert und damit den Trend seit 1994 gestoppt. Verlierer: die Grünen. Sie konnten die Erwartungen nicht erfüllen. Und die FDP: sie wird offensichtlich kaum noch gebraucht.

Wie bewerten Sie das Abschneiden der AfD mit 7,4 Prozent?

van Deth: Als klaren Protest gegen die Politik im Allgemeinen.

Wird die Arbeit im Gemeinderat Mannheim durch die AfD schwieriger?

van Deth: Ja, weil ein klares kommunales Programm fehlt.

Glauben Sie, dass die AfD mehr als eine kurze Erscheinung ist?

van Deth: Jetzt ist es den AfD-Kandidaten gelungen, genau das zu werden, was Sie am meisten hassen: Politiker. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Allerdings wird es auch in Zukunft Protest-Parteien geben. Aber ob das die AfD sein wird, ist schwierig zu sagen, weil das von bestimmten Themen abhängig ist.

Was ist für Sie auffällig bei den Mannheimer Ergebnissen?

van Deth: Die erfolgreiche sozialdemokratische Konsolidierung ist schon bemerkenswert nach allen Konflikten und Aufregungen über Buga, Kunsthalle. Es zeigt die Lebensfähigkeit der Demokratie.

Warum war der Wahlkampf so lahm?

van Deth: Kommunalpolitik im allgemeinen ist selten aufregend. Es sind die Ausnahmethemen wie Buga oder Stuttgart-21, die für Aufregung und Frustration sorgen.

Wie erklären Sie sich eine höhere Wahlbeteiligung als 2009 in Mannheim bei einem zugleich lahmen und konturlosen Wahlkampf ohne echte Themen?

van Deth: Offensichtlich haben wir bei der Wahlbeteiligung eine Art "Boden" erreicht und die Trends gehen nicht weiter nach unten. Somit bestätigen die Wahlen vom Wochenende, was wir bereits bei den letzten Landestagswahlen und Bundestagswahlen gesehen haben. Die Anstieg ist natürlich sehr positiv, aber insgesamt ist das Niveau niedrig.