Bilanz - Personalkosten steigen / Probleme durch Mindestlohn / Hoher Sanierungsbedarf

Stadtparks in roten Zahlen

Von 
Peter W. Ragge
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Provisorisch abgestützt, damit sie nicht einstürzt: die morsche Brücke hinter der Weinstube im Luisenpark. Große Gruppen dürfen sie nicht mehr betreten.

© Prosswitz

Die beiden Stadtparks haben enorme finanzielle Probleme. Steigende Personalkosten und dringende Instandhaltungen lassen sich "nicht mit den derzeit zur Verfügung stehenden Mitteln finanzieren". Zu diesem Ergebnis kommt jetzt in einem internen, dem "MM" bekannt gewordenen Papier die Geschäftsführung. Danach wird sich der jährliche Verlust so weit steigern, dass das Eigenkapital der Gesellschaft bald aufgebraucht ist.

Weniger Jahreskarten

Der Wirtschaftsplan der Stadtpark Mannheim gGmbH, einer hundertprozentigen Tochter der Stadt, weist für das Jahr 2013 einen städtischen Zuschuss von 6,4 Millionen Euro aus, für das vergangene Jahr von 5,7 Millionen. Hinzu kommen Einnahmen von 1,8 Millionen in 2013 für einzelne Eintrittskarten und von 973 000 Euro für Jahreskarten, ferner Geldeingänge aus Sonderveranstaltungen, Vermietungen und Pacht der Gastronomie.

Für das Jahr 2013 weist der Park in der Spalte "Bilanzgewinn" 2,142 Millionen Euro aus - allerdings mit einem Minuszeichen. Nach Abschluss des Jahres 2014 addiert sich der Verlust bereits auf 2,85 Millionen Euro, für Ende 2015 wird ein negatives Ergebnis von 3,16 Millionen Euro prognostiziert. Bis 2018 summiert sich das auf 4,7 Millionen Euro. Mit den ständig steigenden Verlusten schmilze das Eigenkapital, es sei bereits um 43 Prozent reduziert, warnt die Geschäftsführung.

Als Grund werden unter anderem steigende Personalkosten genannt. So hatte man für die über 100 Mitarbeiter zwei Prozent Tariferhöhung eingeplant - aber der Abschluss mit den Gewerkschaften lag deutlich darüber. Allein der neu eingeführte Mindestlohn schlägt mit 120 000 Euro Mehrkosten zu Buche, weil bislang nicht alle Kassen- und Reinigungskräfte die nun vorgeschriebenen 8,50 Euro pro Stunde bekamen. Zudem habe sich der Verkauf der Jahreskarten "nicht so positiv entwickelt", heißt es unter Hinweis auf die Preiserhöhung Anfang 2014. Da hatte man - erstmals nach sechs Jahren - aufgeschlagen und sechs Euro mehr verlangt. Dadurch gab es aber unter dem Strich weniger Jahreskartenkäufer. Erst 2017 werde man wohl wieder zur alten Zahl der verkauften Tickets zurückkehren, teilte die Geschäftsführung dem Aufsichtsrat mit. Wie viele Jahreskarten genau abgesetzt werden, geht aus der Information aber nicht hervor. Auch der "überalterte Fuhrpark" macht den Parks zu schaffen. Dazu kommt, dass in Luisenpark und Herzogenriedpark generell "vermehrt Reparaturen/Instandhaltungen nötig sind". Neuinvestitionen seien daher nicht oder kaum möglich, so die Geschäftsführung.

Für dringende Investitionen hat der Gemeinderat den Stadtparks ab diesem Jahr 500 000 Euro jährlich zugesagt. Aber allein für das undichte Seerosenbecken vor dem Pflanzenschauhaus werden die Kosten auf grob 500 000 Euro geschätzt, für die Aquarien, von denen bereits einige gesperrt werden mussten, beläuft sich eine vorsichtige Kostenschätzung auf 700 000 Euro. Rund 100 000 Euro wurden 2014 für die morsche Brücke hinter der Weinstube veranschlagt, die nun provisorisch abgestützt und verengt werden musste, damit sie nicht einstürzt. In welcher Reihenfolge Geld investiert und wie gespart werden soll, wird wohl Thema der nächsten Aufsichtsratssitzung sein - Ende April.

Stadtparks

Die beiden Stadtparks haben rund 220 Mitarbeiter, darunter sind 100 angestellt, der Rest sind Aushilfen. Geschäftsführer ist Joachim Költzsch, Aufsichtsratsvorsitzende Bürgermeisterin Felicitas Kubala (Grüne).

In den Luisenpark kamen 2013 879 000 und im vergangenen Jahr 1,05 Millionen Besucher, in den Herzogenriedpark 2014 346 000 und 2013 295 000 Besucher. pwr

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