GE-Gelände - IG-Metall-Chef Klaus Stein appelliert an Stadt Mannheim, ihr Vorkaufsrecht auszuüben / Gemeinderat stimmt am 26. Februar darüber ab

Zieht die Stadt Mannheim ihr Vorkaufsrecht?

Von 
Matthias Kros
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In dem Mannheimer GE-Werk war ehemals Platz für 3000 produzierende Industriejobs und weitere 2000 Büroarbeitsplätze. Mittlerweile steht es zum größten Teil leer. © rinderspacher

Mannheim. Kommt der schon sicher geglaubte Verkauf des Firmengeländes von General Electric (GE) in Mannheim/Käfertal an den Projektentwickler Aurelis Real Estate (Eschborn) vielleicht doch nicht zustande? Am 26. Februar will der Mannheimer Gemeinderat über das bestehendes Vorkaufsrecht der Stadt für das Gelände abstimmen. Und die einflussreiche IG Metall macht schon jetzt mächtig Druck. „Ich plädiere ausdrücklich für das Wahrnehmen des Vorkaufsrechts der Stadt Mannheim“, sagte gestern Klaus Stein, Chef der Gewerkschaft in Mannheim. Für ihn kann sich die Stadt nur so die Chance wahren, „industriepolitisch zu gestalten“ und für eine Neuansiedlung von Arbeitsplätzen im Produktionsbereich zu sorgen.

Von Alstom übernommen

GE hatte das Werk in Mannheim 2015 von dem französischen Alstom-Konzern übernommen. Seither schrumpft der Standort immer weiter. Zuletzt wurden mehr als 1000 Jobs gestrichen und die Fabrik geschlossen. Dadurch ist das rund 175 000 Quadratmeter große Werksgelände mit seinen riesigen Produktionshallen, in dem Turbinen für Kraftwerke gebaut wurden, völlig überdimensioniert. Mitte Januar hatte daher Aurelis die Übernahme des Geländes angekündigt. Das im Jahr 2002 gegründete Unternehmen ist darauf spezialisiert, ältere oder leerstehende Gewerbeobjekte in moderne, marktgängige Immobilien umzubauen und anschließend zu verkaufen oder zu vermieten. Für das Gelände in Mannheim hatte Aurelis bereits angekündigt, aus dem Gelände einen „hochwertigen und attraktiven Gewerbepark für Unternehmen und ihre Angestellten“ zu machen. Vorausgegangen waren ausführliche Präsentationen vor Verantwortlichen der Stadt Mannheim.

Doch Stein von der IG Metall fürchtet, dass es in dem Gewerbepark kaum Platz für Fabriken geben wird. Und „eine Nutzung, die nicht zum Kern hat, produzierende Industriearbeitsplätze anzusiedeln, wird von uns abgelehnt“. Einen Bedarf dafür gebe es, ist Stein sicher und verweist auf die eigenen Kontakte zur lokalen Wirtschaft. Dies gelte vielleicht „nicht unmittelbar, aber doch mittelfristig“. „Ohne die bisherigen Bemühungen aller Beteiligten schmälern zu wollen, wissen doch alle ernsthaft mit dieser Thematik betrauten, dass solch ein Unterfangen einer gewissen Zeit bedarf und nicht kurzfristig zu realisieren ist“, so der Gewerkschafter. Und wenn sich diese Einschätzung am Ende doch „nicht gänzlich, sondern nur im Teilumfang realisieren lässt“, könne man das Gelände ja immer noch anderweitig verkaufen. Diesen Standpunkt habe er im Übrigen „von Beginn an vertreten“, so der IG-Metall-Chef.

Vertreter von GE, Aurelis und der Stadt Mannheim nahmen gestern nicht zu der aktuellen Entwicklung Stellung. Unterlagen für die Sitzung des Gemeinderates am 26. Februar gibt es noch nicht. Dem Vernehmen nach soll darüber frühestens morgen beraten werden.

Transfergesellschaft läuft aus

Parallel zu diesen Fragen läuft Ende Februar die vorerst letzte Transfergesellschaft für ehemalige Beschäftigte bei GE in Mannheim aus. Rund zwei Drittel der Teilnehmer seien mittlerweile versorgt, also etwa in neue Arbeitsverhältnisse vermittelt, sagte Arno Schumacher von der zuständigen Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Mypegasus. 140 Teilnehmer seien noch verblieben.

GE hatte 2017 im Zuge des Abbaus der über 1000 Arbeitsplätze neben Vorruhestands- und Abfindungsregelungen den betroffenen Mitarbeitern auch die Möglichkeit gegen, für einen begrenzten Zeitraum in eine Transfergesellschaft zu wechseln, in der die Beschäftigten Bewerbertrainings und Fortbildungen erhalten und idealerweise in neue Jobs vermittelt werden. Im Fall GE hatten 364 Kollegen dieses Angebot angenommen. Die erste von drei Transfergesellschaften war im April 2017 gestartet, die letzte sollte eigentlich Ende 2018 enden. Weil noch einige Restmittel aus dem Sozialplan übrig waren, wurde das Programm um zwei Monate bis Ende Februar verlängert. Auch für einen Teil der 140 noch verbliebenen Teilnehmer gebe es mittlerweile eine Lösung wie einen neuen Job oder eine selbstständige Tätigkeit, sagte Schumacher. Einen genauen Überblick kündigte er für Anfang März an.

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