Fernsehserie - In Griechenland, Frankreich und Oftersheim entsteht für Arte und den SWR das Flüchtlingsdrama „Eden“

Wie die Landung eines Ufos

Von 
Hans-Günter Fischer
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Dieses Haus in Oftersheim ist in der TV-Serie „Eden“ als Zuhause einer Mittelstandsfamilie zu sehen. © Lenhardt

Oftersheim. Wir sind noch in Oftersheim, aber das Ortsschild mit der Aufschrift „Schwetzingen“ ist keine 100 Meter weit entfernt. Wir sind in der Beethovenstraße, aber ganz so wichtig ist das streng genommen nicht: Der Schauplatz ist „nur“ repräsentativ, nicht ortstypisch. Hier wird ein zeitgenössisches Politdrama fürs Fernsehen gedreht, sein Titel lautet „Eden“. Es geht darin um die Flüchtlingskrise. Es ist also notgedrungen ziemlich kompliziert und hat fünf Handlungsstränge (die auch Schauplätze in Griechenland und Frankreich einbinden). In Oftersheim hat man ein repräsentatives, derzeit zum Verkauf stehendes Haus gefunden, repräsentativ für eine deutsche Mittelstandsfamilie, die aus einem Lehrerehepaar plus Sohn besteht.

Mannheimer Gymnasium dabei

Wir kommen zu den Dreharbeiten, als der 17 Jahre alte Sohn (gespielt vom 19 Jahre alten Bruno Alexander) eine Szene hat– und seinen Eltern eine Szene macht. Die haben nämlich einen jungen Flüchtling aufgenommen, was ihm überhaupt nicht zusagt. Die Konflikte nehmen ihren Lauf. Das Lehrerehepaar spielen Juliane Köhler und der auch als „Tatort“-Kommissar bekannte Wolfram Koch. Sie „unterrichten“ übrigens in Mannheim – wo das Moll-Gymnasium Drehort war.

In Oftersheim ist recht bald Mittagspause, diese findet in der nahen öffentlichen Grünanlage statt. Es ist fast wie bei einem Picknick, auch Jens Geiß, der Bürgermeister Oftersheims, schaut kurz vorbei. Es ist sehr ruhig, nur einen Popsong hört man halblaut aus dem Hintergrund, er kommt aus dem Verpflegungswagen für die Filmcrew.

Was für eine Rolle spielen Sie, Frau Köhler?, wird gefragt. Juliane Köhler antwortet, sie sei in dieser Miniserie eine liberale Frau, die etwas Gutes tun wolle – Personen, die da eher keine Ambitionen haben, würden wohl den Ausdruck „Gutmensch“ wählen. Ihren Flüchtlings-Ziehsohn spielt Adnan Jafar, ein junger Mann, der selbst mit einer Fluchtgeschichte leben muss. Realitätsnah ist der Film also gewiss, Jafar ist allerdings kein Laiendarsteller: Erfahrungen mit dem Theater hat er schon, nur Dreherfahrung fehlt ihm noch. Juliane Köhler lobt ihn trotzdem sehr, und ihr Kollege Wolfram Koch ergänzt, dass das Zusammenspiel mit ihm zu einer prägenden Erfahrung werde.

Mittendrin sitzt der, der alles arrangiert: der Regisseur der Serie. Wenn er „Action!“ ruft, spricht er das Wort französisch aus. Aber Dominik Moll stammt eigentlich aus Baden-Baden. Seine Filmkarriere machte er jedoch in Frankreich, hierzulande kennt man ihn fast gar nicht. Er blickt feixend in die Runde: „Warum ist das eigentlich das erste Mal?“, fragt er mit einem Lachen.

Und die Herren Produzenten von den Sendern Südwestrundfunk und „Arte“, die natürlich ebenfalls vor Ort sind, deuten an, dass man vielleicht schon bald wieder Verwendung für ihn finden werde. Aber jetzt muss Moll nach Griechenland, um jene Szene abzudrehen, die am Anfang stehen wird: Ein Flüchtlingsschlauchboot knallt an einen Urlaubsstrand voller Touristen. „Wie die Landung eines kleinen Ufos“ soll das aussehen.

„Eden“ – die Geschichte

  • Europa im Umbruch – die Flüchtlingskrise ist überall spürbar. Vor diesem Hintergrund entfaltet sich das Schicksal der Protagonisten.
  • Die Geschichte beginnt an einem Urlauberstrand in Griechenland, an dem ein Schlauchboot strandet, 50 Flüchtlinge stürzen vor den Augen der Urlauber heraus und rennen los.
  • Eine hilfsbereite deutsche Familie nimmt einen jungen Nigerianer auf, eine französische Unternehmerin ersinnt ein neues Modell zur Verwaltung von Flüchtlingslagern.
Oftersheim

Oftersheim: Filmdreh für die TV-Miniserie "Eden"

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