Porträt - Christian Spannagel hört gerne Gothic-Musik

Der etwas andere Prof

Lesedauer: 

In seiner Freizeit ist Christian Spannagel in der Gothic-Szene aktiv.

© isi

Ungewöhnliche Begriffe für einen Mathematikprofessor: Serious Comedy Scientist, probeweise prokrastinierender Professor, antiintellektueller Wissenschaftspopulist, computerisierter Fachdidaktik. Als all das wurde Professor Christian Spannagel schon im Internet und bei Vorträgen bezeichnet.

E-Learning und Öffentlichkeit

Mit einem Schuss Selbstironie benutzt er diese Worte, um sich in seinem Blog selbst zu beschreiben. Was ihn von anderen Professoren außerdem unterscheidet: Seine Leidenschaft zur Gothic-Szene. "Das ist einfach die Musik, die mir gefällt. Die tiefe Auseinandersetzung mit Leben und Sterben und diese nachdenkliche Melancholie. Das spiegelt sich dann auch in der Kleidung und der Lebenseinstellung wider", erklärt der Mathematikprofessor an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg diese Vorliebe.

Studiert hat er Informatik an der Universität Darmstadt. Hier hat er angefangen, sich für den Bereich des Lernens mit dem Computer, das E-Learning, zu interessieren. Heute setzt er sich außerdem für öffentliche Wissenschaft ein. Nicht erst das Ergebnis, sondern bereits der Prozess von Forschung sollte öffentlich sein, findet der Professor.

Gothic seit dem Zivildienst

In seiner Jugend hörte er hauptsächlich klassische Musik und hat im Orchester gespielt. "Man probiert einfach Verschiedenes aus. Auf Gothic bin ich in meiner Zivildienstzeit gestoßen ", erzählt Spannagel. Heute sind seine Lieblingsgruppen vor allem in den 70ern und 80ern zu finden: Bauhaus, Deine Lakaien und die Punk-Band Siouxsie and the Banshees. "Gothic ist aus dem Punk entstanden", erklärt er. "Während sich die Punker über die Gesellschaft beschwerten, befassen sich die Menschen der Gothic-Szene eher mit sich selbst."

Mit Zylinder, wie er sich gerne für einen Besuch in der Disco kleidet, bekommen die Studenten ihn nicht zu sehen. Im Anzug möchte er aber auch nicht erscheinen. Lange Haare, schwarze Kleidung und ein Piercing sind sein Alltags-Look. Anders als man vielleicht vermuten könnte, habe sich auch noch nie jemand darüber beschwert. "Ich denke, es ist wichtig, dass man durch Inhalte und gute Lehre überzeugt", sagt er. isi

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen