Mannheim. Einmal Zauberer oder Jedi-Ritter sein: Beim Gratisrollenspieltag in der Zentralbibliothek im Stadthaus N1 wurde das möglich. Rund 40 Besucher waren gekommen zu dieser besonderen Art Gesellschaftsspiel. Während an einem Tisch noch beratschlagt wird, wer welche Rolle spielt und wie die Charaktere sind, geht es einige Meter weiter bereits heftig zur Sache: Horden wankender Untoter wollen besiegt werden.
Eine Art Laien-Theater
Der General einer Zukunftswelt setzt seine Roboter-Truppen strategisch geschickt ein. Diese Heldentaten und noch viele mehr spielten sich in der Zentralbibliothek ab – allerdings nur in der Fantasie, unterstützt von Spielfiguren, Würfeln und Notizpapier. Gastgeber war der Rollenspielverein Kurpfalz, der sich seit Gründung 2016 regelmäßig einmal im Monat zum Jugendrollenspieltreff im Dalberghaus einlädt.
Doch was ist überhaupt ein „Rollenspiel“? „Es ist ein Erzählspiel, vielleicht vergleichbar mit Laien-Theater“, sagt Organisator Andreas Fichte aus der Gartenstadt. „Man schlüpft in eine Rolle und lebt sie aus, allerdings nicht auf der Bühne und in Verkleidung, sondern am Tisch mit Fantasie und Sprache“, erläutert Mitorganisatorin Melanie Büchner aus Friedrichsfeld.
„Zu der Fantasie und mehr oder weniger Schauspieltalent kommen Regelwerke in verschiedenen Varianten, die mit Zahlenwerten vorgeben, was genau die verkörperte Fantasiegestalt kann, wie stark und wie schlau sie ist oder wie gut sie kämpfen kann“, erklärt ihre Kollegin Birgit Krech aus Germersheim weiter. „Würfel bringen dabei das Zufallselement ins Spiel und Spielpläne oder Miniaturen unterstützen das räumliche Vorstellungsvermögen“, erläutert Sandra Kubis aus Dielheim.
Absolute Rollenspiel-Neulinge sind nur wenige an diesem Nachmittag gekommen. Die meisten sind schon einmal mit dieser Art Spiele in Kontakt gekommen. Wie die elfjährige Lotte und ihr kleiner Bruder Leo (7 Jahre) aus Heidelberg. Ihr Vater Thomas Punzo war früher selbst ein begeisterter. Rollenspieler. Er „wollte nach langer Pause mal wieder altbekannte Spiele erleben“.
Besser als Fernsehen
Die Mitspieler am Tisch von Spielleiter Marcel Jansen, zu denen auch der elfjährige Nico Jungmann aus Ladenburg und der 13-jährige Camille Besco aus Rheinau gehören, haben sich für das Spiel „Dungeons & Dragons“ entschieden. „Der Klassiker von 1974 orientiert sich an Fantasy-Romanen, vor allem am Klassiker Der Herr der Ringe“, erklärt Spielleiter Jansen. Über die Jahrzehnte seien dann auch Weltraum-, Grusel-, Fernost- und zahllose andere Szenarien dazu gekommen.
Am Spieltisch sieht das Ganze aus wie eine Gesellschaftsspiel- oder Würfelrunde. „Es ist ein Zeitvertreib, viel besser als das passive Fernsehschauen oder Computerspielen“, erklärt Bernd Schmid-Ruhe, der Leiter der Stadtbibliothek. „Die Stärke von Rollenspielen ist für mich das Soziale und Kooperative. Man sitzt, anders als bei Computerspielen, nicht im stillen Kämmerlein, sondern tauscht sich mit seinen Mitspielern aus und versucht gemeinsam ein Problem zu lösen“, sagt Schmid-Ruhe.
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