Ganz nett – das ist der Eindruck, der von der nun erweiterten, erneuerten „Zeitstrom“-Ausstellung zum Leben der Amerikaner in Mannheim übrig bleibt. Mehr aber auch nicht.
Schon im Juli 2016 gab es eine erste Ausstellung. Jetzt kamen ein paar Kapitel dazu. Aber letztlich beschränkt sich das auf ein paar Fotos, ein paar Schriftstücke, wenige Flaschen und Bierdosen – sehr viel „Flachware“, wie Museumsleute dazu sagen. Vom heutigen museumsdidaktischen Standard, gar wissenschaftlicher Aufarbeitung und Einordnung, ist das alles meilenweit entfernt. Und was völlig fehlt, sind Dinge, die jene Epoche für die Menschen begreifbar machen, die Authentizität und Atmosphäre bringen würden – eine Uniform, ein Jeep, im Original erhaltene Schilder und andere Gegenstände.
Es geht hier nicht darum, ein Militärmuseum zu fordern. Aber Mannheim war über Jahrzehnte eine der größten amerikanischen Garnisonen auf deutschem Boden. Ihre Gebäude, Autos, Uniformen prägten das Stadtbild, sie belebten Musikszene und Clubkultur, es gab Ärger über endlose Kolonnen und Manöver. Doch noch immer fehlt ein langfristiges Konzept dafür, wie an dieses wichtiges, 66 Jahre währende Kapitel der Stadtgeschichte professionell erinnert wird, wenn die meisten Gebäude einmal abgerissen sind. Zwei Jahre nach der ersten Ausstellung hätte man da mehr erwarten können – auch wenn man den Machern das nicht vorwerfen kann. Es fehlen eben Fachkräfte und Mittel dafür.
Das „Zeitstrom“-Projekt böte den Rahmen, das alles nicht nur aus der Militär-Brille, sondern in einem größeren Zusammenhang zu sehen. Aber noch fehlt der Wille zur Umsetzung.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Ein kleiner Anfang
Peter W. Ragge über die neue „Zeitstrom“-Ausstellung