Literatur regional - Dem Mannheimer Autor Helmut Orpel ist mit „Der Totentanz von Beram“ ein spannender Kunstkrimi gelungen

Ein mysteriöser Mord an Segattini

Von 
Romina Toniatti
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Hier lässt Helmut Orpel Kommissarin Jagoda Jugovac auf Kunsthistoriker Dr. Romeo Pöstges treffen: der Ort Beram auf der Halbinsel Istrien in Kroatien. © Orpel

Kunst und Krimi - das ist auf den ersten Blick nicht leicht zu vereinbaren. Doch genau das ist Helmut Orpel in seinem neuen Roman „Der Totentanz von Beram“ gelungen.

Die Geschichte spielt in Kroatien, genau genommen in Istrien. Kunsthistoriker Dr. Romeo Pöstges, der eigentlich am Mannheimer Schlossmuseum arbeitet, hat vom Basler Barfüssermuseum den Auftrag erhalten, eine Abhandlung über den Totentanz von Beram zu schreiben. Auch ein Vertrag mit einem Verlag wird ihm versprochen.

Totentänze sind Bildzyklen, entstanden im 15. Jahrhundert, die den Einfluss und die Macht des Todes auf das Leben der Menschen darstellen. Zwei der berühmtesten Exemplare befinden sich in Basel und in dem kleinen Ort Beram in Istrien.

Bei seiner ersten Besichtigung des Totentanzes in Beram begegnet Pöstges der Germanistin Visnija Djukic, welche früher einmal in einem staatlichen Ministerium ihre ersten Berufserfahrungen gesammelt hatte, jetzt aber Konservatorin des Totentanzes ist. Charakterlich wird Djukic als streng und konsequent dargestellt, doch die alte Frau wird schnell mit Pöstges warm, da beide von den Fachkenntnissen des jeweils anderen beeindruckt sind. Bei seinen Recherchen dringt Pöstges aber nicht nur immer tiefer in die dunklen Facetten der Renaissance ein, er lernt auch die Kommissarin Jagoda Jugovac kennen. Diese wurde aus Pula gerufen, um den mysteriösen Mord an Mario Segattini aufzuklären.

Grenzen verschwimmen

Die Italokroatin hat Wirtschaftswissenschaften an der Universität in Mailand studiert, bevor sie sich für eine Karriere bei der Polizei entschied. Pöstges und Jugovac verstehen sich gut und verbringen viel Zeit miteinander, so wird Pöstges neben seiner Arbeit am Totentanz auch immer mehr in die Aufklärung des Mordfalls hineingezogen. Je mehr die beiden ermitteln, desto undurchsichtiger scheint der Mordfall.

„Der Totentanz von Beram“ ist eine fantastische Mischung aus Kunst, Kultur und spannendem Verbrechen. Von Anfang an ist der Leser Teil der fesselnden Story. Besonders kommt zum Ausdruck, dass die Grenzen zwischen wirtschaftlichem Erfolg und Verbrechen in der globalisierten Welt fließend ineinander übergehen. Immer wieder werden die Armut und die wirtschaftlichen Probleme der Region beschrieben, die auch eine wichtige Rolle in der spannenden Aufklärung des Mordfalls spielen. Aber auch die schöne Landschaft, das gute Essen und der Wein Istriens sind natürlich Teil des Romans und machen das authentische Flair aus.

Die Fachkenntnis Helmut Orpels, der selbst promovierter Kunsthistoriker ist (und Mitarbeiter dieser Redaktion), macht die Figur des Protagonisten Pöstges umso realistischer und glaubwürdiger. Doch auch die Kommissarin Jugovac ist in ihrer Charakterdarstellung gelungen.

Perspektivwechsel

Der Roman ist in vier Teile gegliedert, die wiederum aus kurzen, kompakten Kapiteln bestehen. Dadurch erleichtert Orpel dem Leser die Lektüre, die leicht und flüssig erscheint. Aufgrund der vielen kleinen Kapitel, die aus verschiedenen Perspektiven geschrieben wurden, ist man Teil der Gedankenwelt nahezu aller Charaktere. So wird Verständnis und Mitgefühl für alle Taten und Handlungen der Protagonisten erzeugt. Aber das macht das Lesen des Romans auch etwas kompliziert, da durch die verschiedenen Perspektiven auch Sprünge und Lücken in der Erzählung entstehen.

Alles in allem ist Helmut Orpel hier dennoch ein lesenswerter Kunstkrimi gelungen, der sich gut in die Reihe seiner vorigen Kunstkriminalromane, „Tintorettos Geheimnis“ (2015) und „Der König von Burgund“ (2017), einfügt.

Helmut Orpel und sein Buch

  • Werdegang: Helmut Orpel (Bild) stammt aus Grünstadt, wo er 1955 geboren wurde. Er studierte an der Universität Heidelberg Kunstgeschichte, Philosophie und spanische Literaturwissenschaft. Seine Promotion handelte von politischer Kunst in Spanien.
  • Stationen: Orpel arbeitete als Journalist (unter anderem als Mitarbeiter dieser Redaktion), als Redakteur von Fachzeitschriften und als Galerist. Von 1994 bis 1999 war er auch Mitglied im Mannheimer Gemeinderat.
  • Literatur: Er schreibt auch belletristisch. Von 2008 bis 2014 war Orpel Vorsitzender der Räuber 77’, des Literarischen Zentrums Rhein-Neckar. Mit seinem neuen Buch ist seit seinem Debüt 1999 („Von surrealistischen und anderen Engeln“, Edition Syntax) bereits sein siebter Roman erschienen.
  • Helmut Orpel: Der Totentanz von Beram. Kunstkrimi. Worms Verlag. 336 S., 24,90 Euro. dms (Bild: Pirsching)

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