Neue CD - Frauenband Jazzabella legt Debütvor

Raffinierte heißkalte Mischung

Von 
Georg Spindler
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Jazzabella (v.l.): Gesa Marie Schulze, Ricarda Hagemann, Hannah Maradei Gonzalez, Karoline Vogt. © Bild Anna Logue:

Die Mannheimer Musikszene ist um eine Attraktion reicher: das rein weiblich besetzte Bläserquartett Jazzabella, das nun sein erstes Mini-Album (28 Minuten Spielzeit) vorlegt. Auf „No.1“ bieten Hannah Maradei Gonzalez (Trompete, Flügelhorn), Karoline Vogt (Posaune), Gesa Marie Schulze (Alt-, Sopransaxofon, Flöte) und Ricarda Hagemann (Baritonsaxofon) eine reizvolle Mischung zwischen hitzig-expressiven Jazzimprovisationen und kühl konstruierter, klassisch geprägter Kammermusik.

Vom ersten Moment an, in dem die Vier auf dem funky angehauchten Titel „Trombophone“ nacheinander in Erscheinung treten, klingt alles wunderbar aufgeräumt – klar konturiert und transparent. Das steht gerade komplexeren Nummern wie „Jamais 2 Sans 3“ gut. Diese mehrgliedrige Komposition wirkt wie eine kleine Suite: Sie beginnt getragen wie ein Stück sinfonischer Blasmusik, das die Klangfarben der einzelnen Instrumente aquarellartig ineinanderfließen lässt, flirtet dann mit kleinen dissonanten Reibungen, um in einem urplötzlichen Ausbruch jazzig zu werden.

Unterschiedliche Temperamente

Hier – wie generell auf der Platte – brilliert Schulze mit beißend schroffem, bluesgetränktem Altsaxofonspiel. In der Zusammenführung der unterschiedlichen Temperamente seiner Mitglieder liegt eine weitere Stärke des Quartetts. Es vereint Gonzalez’ gestochen scharfe Trompetenakzente, Vogts zwischen melodischer Schmiegsamkeit und knorrigen Growl-Effekten variierende Posauneneinlagen und Hagemanns kühles, cremiges Baritonsaxofon mit Schulzes expressiven Soli zu einer homogenen Einheit.

Immer wieder verblüffen die Musikerinnen mit unvorhergesehenen Einfällen. Mal greift Hagemann zur Bassklarinette, wird die Trompete mit dem Dämpfer gestopft, oder jäh flirrendes Flötenspiel sorgt für Abwechslung. Und natürlich ist die Latin-Version von Cindy Laupers Hit „Girls Just Wanna Have Fun“ eine gelungene Überraschung. Dieses Quartett besitzt großes Potenzial. Mit noch mehr Mut zum Risiko ist da noch einiges zu erwarten.

Info: Informationen unter www.jazzabella-music.com

Redaktion

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