Vorschau - Mannheimer Literaturfestival Lesen.Hören geht 2018 in die zwölfte Runde / Deutsch-türkischer Schriftsteller Dogan Akhanli zu Gast

Vielfalt an Themen – von Politik über Sexismus bis hin zu Unterhaltung

Von 
Joana Rettig
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Mannheim. Es ist schon bald zwei Jahre her, als die Nachricht vom Tod Roger Willemsens, Initiator und Schirmherr des Mannheimer Literaturfestivals Lesen.Hören, die Welt erschüttert hat. Trotzdem – oder gerade deshalb – bleibt der Geist des deutschen Publizisten und Fernsehmoderators im Programm und in den Köpfen der heutigen Macher erhalten. Am Freitag, 23. Februar 2018, geht die Mannheimer Veranstaltungsreihe in die zwölfte Runde.

Aktuelle Bücher im Fokus

„Oft werden wir gefragt, was im Zentrum des Festivals steht“, erklärt Katharina Tremmel, Programmkoordinatorin des Festivals, das zum größten Teil in der Alten Feuerwache Mannheim stattfindet. „Es gibt aber nie bloß ein einziges Thema. Natürlich steht deutsche Gegenwartsliteratur im Vordergrund, jedoch umgeben uns in der heutigen Zeit so viele Probleme – wir möchten die Menschen einfach dazu anregen, sich mit verschiedensten Themen zu befassen.“

Einige Veranstaltungen seien sehr politisch, wie der Abend um den Juristen und Herausgeber des „Verfassungsblogs“ Maximilian Steinbeis sowie den „FAZ“-Redakteur und Schriftsteller Simon Strauss mit dem Titel „Eins rechts, zwei links und drei zurück“ am Donnerstag, 1. März. Dabei geht es darum, wie die jeweiligen Diskutanten mit dem Thema „rechts“ umgehen, was sie raten würden: Soll erst gehandelt und später nachgedacht werden oder doch lieber anders herum?

Dokumente aus der Haft

Ein weiterer politischer Abend, der Tremmel jedoch besonders am Herzen liegt, ist die Veranstaltung um den deutsch-türkischen Schriftsteller Dogan Akhanli, der Anfang dieses Jahres zum dritten Mal im Auftrag der Türkei inhaftiert wurde und in Deutschland als politisch Verfolgter unter Polizeischutz steht.

Zusammen mit Insa Wilke spricht er über die Schwierigkeit, Gewalterfahrungen in Sprache zu verwandeln und sammelt derzeit Schriften von politischen Gefangenen. Gelesen werden diese von Birgitta Assheuer und Isaak Dentler. „Außerdem behandeln wir Themen wie die Emanzipation der Frau, was ja gerade wieder sehr präsent ist, Flucht und Reisen. Das alles wird in vielen verschiedenen Genres interpretiert, die natürlich alle sehr literaturnah sind“, sagt Tremmel. So greife man auf Tagebücher, Songtexte und sogar auf Minnesang oder ein Libretto zurück. Letzteres sei wiederum ein Abend, der im Andenken an Roger Willemsen geschaffen werde. „Wir wollen auch heiter sein mit dem Festival“, beschreibt Tremmel das Libretto, welches mit Lesungen von Katja Riemann aus Willemsens neu bedichtetem „Karneval der Tiere“ gefüllt ist. „Das wird ein zugleich sehr schöner und sehr trauriger Abend für uns alle.“

Natürlich frage man sich immer wieder, wie Willemsen das diesjährige Programm beurteilt hätte, er sei immer sehr präsent, so Tremmel. „Wir sind alle wirklich sehr dankbar, für die vielen Dinge, die wir von Roger lernen durften – und der Keim, den er uns eingepflanzt hat, wie man ein gutes Literaturfestival gestaltet, ist tief verwurzelt.“

Lesen.Hören 12

  • Das Literaturfestival Lesen.Hören geht im kommenden Jahr zum zwölften Mal über die Bühne. Gegründet wurde es 2007 anlässlich des 400. Jubiläums der Stadt Mannheim.
  • Über den Zeitraum vom 23. Februar bis 11. März 2018 sind 15 Veranstaltungen für Erwachsene sowie 19 für Kinder und Jugendliche geplant.
  • Die meisten Abende werden in der Alten Feuerwache arrangiert: Das Kulturzentrum ist auch der Ausrichter des Festivals.
  • Weitere Veranstaltungsorte sind das Atlantis-Kino (K 2, 32) sowie – dieses Jahr zum ersten Mal – das Eintanzhaus (G 4, 4).
  • Ebenfalls dabei: Sasha Maria Salzmann, Necati Öziri, Angela Steidele, Bettina Böttinger, Philipp Ther, Ilija Trojanow, Hanns-Joseph Ortheil, Thorsten Nagelschmidt, Manuel Möglich, Elisabeth Trissenaar, Heikko Deutschmann, Thomas Quasthoff, Mariana Leky, Tristan Marquardt, Jan Wagner, Felicitas Hoppe und Denis Scheck.
  • Ab heute sind die Tickets offiziell im Vorverkauf erhältlich, das Programmheft liegt ab morgen aus.
  • Weitere Informationen im Netz unter: www.altefeuerwache.com 

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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