Wiesbaden. Die hessische Landesregierung bereitet sich gezielt auf den erwarteten Ansturm infizierter Patienten in den Krankenhäusern vor. Sozialminister Kai Klose (Grüne) hat eigens dafür einen zentralen Planungsstab gebildet, dessen Leiter der Ärztliche Direktor der Frankfurter Uniklinik, Professor Jürgen Graf ist. Und der hat am Montag bereits erste Maßnahmen veranlasst. So ist in sechs Regionen des Landes jeweils ein größeres Krankenhaus benannt worden, das sowohl für die Koordination mit anderen Kliniken und Arztpraxen zuständig ist als auch selbst die schwerer erkrankten Menschen aufnehmen soll.
Diese sechs Schwerpunkt-Krankenhäuser sind das Klinikum Kassel für Nordhessen, das Klinikum Fulda für Osthessen, die Universitätsklinik Gießen/Marburg für Mittelhessen, die Helios-HSK-Klinik in Wiesbaden für Westhessen, die Frankfurter Uniklinik für das Rhein-Main-Gebiet und das Klinikum Darmstadt für Südhessen. Graf zeigte sich auf der gemeinsamen Video-Pressekonferenz mit Klose in Wiesbaden überzeugt, dass diese Krankenhäuser sowohl von der Expertise als auch der personellen Ausstattung her am besten geeignet sind, die Erkrankten mit den schwersten Symptomen zu versorgen.
Der Leiter des Krisenstabs ist optimistisch, dass die Kapazitäten der hessischen Kliniken für die erwartete Ausbreitung der Infektionen mit dem Coronavirus ausreichen. Das gelte jedenfalls dann, wenn die von Bund und Land verordneten Notmaßnahmen mit zuletzt dem Versammlungsverbot von mehr als zwei Personen weiter Wirkung zeigen und den Anstieg der Zahl Infizierter verlangsamen. Steige sie stattdessen ganz schnell sehr hoch, so dass die Krankenhäuser alle auf einmal behandeln müssten, würde es dagegen eng, warnte Graf.
Bis Montag waren nach Angaben des Sozialministeriums in Hessen insgesamt 1352 Personen nachweislich mit dem Virus infiziert. Das entspricht einem Anstieg um 85 gegenüber Sonntag.
Engpässe bei Tests
Auch, was die Ausstattung mit Schutzkleidung betrifft, erhofft sich Graf eine Verbesserung durch die zentrale Koordinierung. Sozialminister Klose räumte ein, dass es bei den Tests auf Coronavirus noch Engpässe gibt. Die Lage habe sich aber entspannt, nachdem klargestellt wurde, dass dafür gezielt Menschen mit Kontakt zu Infizierten sowie Rückkehrer aus Risikogebieten in Frage kommen. Die Laborkapazitäten würden gerade ausgeweitet, unter anderem durch Einbeziehung bislang für den Blutspendedienst genutzter Labore in Frankfurt.
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