Pandemie - Hessen will Studie bei in Pflegeheimen Beschäftigten / Untersuchungen von Risikopatienten auch ohne Symptome

Land plant mehr Corona-Tests

Von 
Gerhard Kneier
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Wiesbaden. Das Land Hessen hat vermehrte Tests auch von Menschen ohne Krankheitssymptome auf das Coronavirus angekündigt. Sozialminister Kai Klose (Grüne) teilte am Freitag in Wiesbaden mit, dies gelte vor allem für Menschen in Alten- und Pflegeheimen oder Kindertagesstätten. Wegen des hohen Risikos schwerer Krankheitsverläufe unter den hochbetagten Heimbewohnern sowie des nicht einzuhaltenden Abstandsgebots unter den Kita-Kindern gelte ihnen ein besonderes Augenmerk.

50 Heime ausgewählt

Als Ziel nannte Klose vor allem, auf einen möglichen Wiederanstieg der Infektionszahlen im Herbst und Winter vorbereitet zu sein. „Niemand weiß, was uns die kalte Jahreszeit bringt“, sagte die Medizinprofessorin Sandra Ciesek von der Frankfurter Uniklinik. Unter ihrer Leitung soll jetzt auch an 50 repräsentativ ausgewählten Altenpflegeheimen in Hessen eine Studie mit Tests aller Mitarbeiter laufen.

Nach Kloses Worten ist zudem geplant, dass neu in dem Heimen aufgenommene oder – zum Beispiel aus dem Krankenhaus – zurückkehrende Bewohner zuvor auf das Virus getestet werden. In dem Fall könnten die Tests von den Krankenhäusern oder dem Arzt vorgenommen werden.

Bei den Pflegekräften sollen auch alternative Methoden zu dem bislang üblichen Rachenabstrich zum Einsatz kommen, die von den Betroffenen selbst durchgeführt werden, sagte Ciesek. Als Beispiele solcher niederschwelligen Testverfahren nannte sie etwa Speichelproben morgens vor dem Zähneputzen und Frühstück, Wangen- oder Nasenabstriche und auch Stuhluntersuchungen.

Die Studie in den 50 vom Statistischen Landesamt benannten Alten- und Pflegeheimen soll nach der organisatorischen Vorbereitung und den notwendigen Gesprächen mit Betriebsräten in einigen Wochen beginnen und so lange dauern, dass noch erste Erkenntnisse aus der kälteren Jahreszeit einfließen können. An diesen Tests sollen nur die Beschäftigten teilnehmen, nicht aber die Bewohner.

Unabhängig von der Studie ist aber der Test bei allen neu aufgenommenen oder zurückkehrenden Heimbewohnern geplant. In insgesamt 60 ebenfalls repräsentativ ausgewählten hessischen Kitas bereits angelaufen ist eine weitere Studie zum Coronavirus, die ebenfalls Ciesek und das Wiesbadener Sozialministerium zusammen vornehmen. Dabei werden jeweils 25 Kinder und Betreuer oder Betreuerinnen zwei bis drei Monate lang wöchentlich auf eine Infektion getestet.

Kosten werden übernommen

Die Zahl der freiwilligen Teilnehmer beläuft sich landesweit auf insgesamt etwa 1500. Klose begrüßte, dass solche Tests ohne Vorhandensein von Krankheitssymptomen bei den Betroffenen inzwischen vom Bund erleichtert wurden, indem die Kosten dafür vom Gesundheitsfonds übernommen werden können.

Es sei wichtig, Infizierte frühzeitig zu identifizieren, damit nach Ausmachen ihrer Kontaktpersonen die Infektionsketten schnell unterbrochen werden könnten. Tests auf Antikörper, die eine vorausgegangene Infektion belegen sollen, seien dagegen noch nicht hinreichend gesichert.

Wieder mehr Infizierte

Die Zahl der Corona-Infektionen ist in Hessen so stark gestiegen wie seit einigen Tagen nicht mehr. Jüngst kamen wieder 63 Fälle hinzu, wie das Hessische Sozialministerium am Freitag mitteilte.

Seit Beginn der Corona-Pandemie wurden 10 503 nachweislich infizierte Menschen im Bundesland gezählt.

Die Summe der Todesfälle in Hessen, die mit der Erkrankung Covid-19 in Verbindung gebracht werden, erhöhte sich um einen auf 499.

Vom Schwellenwert für eine Verschärfung der Beschränkungen des öffentlichen Lebens sind alle Städte und Kreise derzeit weit entfernt. Dieser liegt bei 50 Infektionen pro 100 000 Einwohnern in sieben Tagen.

Den höchsten Wert hat der Landkreis Hersfeld-Rotenburg mit 17. Dahinter folgen der Werra-Meißner-Kreis mit 12 und die Stadt Kassel mit 11. In allen anderen Landkreisen und Städten lag der Wert zwischen null und sieben.

In der Statistik des Ministeriums werden nur diejenigen Angaben erfasst, die von den Kommunen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in eine elektronische Datenbank eingepflegt wurden. lhe

Korrespondent

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