Die Palette reicht von der Studernheimer Kurve südlich von Frankenthal, einer elektrifizierten Bahnstrecke ins BASF-Werk, bis zum viergleisigen Streckenausbau zwischen Heidelberg-Wieblingen und dem Heidelberger Hauptbahnhof: Acht Schienenprojekte zwischen Worms und Heidelberg mit Gesamtkosten von rund einer Milliarde Euro sollen den Bahnknoten Mannheim fit für die Zukunft machen. Seinen Ausbau bezeichnet Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) gemeinsam mit 29 weiteren bundesweiten Projekten als „vordringlich“ – das ist die höchste Dringlichkeitsstufe.
Neben Mannheim will das Verkehrsministerium fünf weitere Knotenpunkte in Angriff nehmen: München, Köln, Hannover, Hamburg und Frankfurt am Main. Dort möchte man einen zusätzlichen ICE-Halt unter dem Hauptbahnhof inklusive Tunnel planen.
Der Ausbau der Bahnknoten sei nötig, um „Engpässe aufzulösen“, sagte Scheuer gestern bei einer Pressekonferenz in Berlin. Schienenknoten wie Mannheim seien überlastet, häufige Verspätungen im Nah- und Fernverkehr die Folge. Alle aufgeführten Projekte rücken nun in die höchste Kategorie im Bundesverkehrswegeplan. „Bis 2030 packen wir diese Projekte konkret an“, sagte Scheuer. Soll wohl heißen: Die Planung beginnt. Dass die Projekte bis 2030 fertig werden, ist damit aber nicht gesagt. Ein Grund: Die benötigten, langfristigen Investitionen stehen noch nicht in der Finanzplanung des Bundes, die fünf Jahre umfasst. Scheuer selbst sagte, dass er zusätzliches Geld brauche.
Im Knoten Mannheim geht es nach Angaben des Verkehrsministeriums um folgende acht Einzelmaßnahmen:
- Neubau Studernheimer Kurve (in der Grafik mit dem Buchstaben A markiert)
- Verbesserung der Einmündung in den Wormser Hauptbahnhof.
- Viergleisiger Ausbau zwischen Heidelberg-Wieblingen und dem Heidelberger Hauptbahnhof. Das ist vor allem für den Ausbau des S-Bahn-Verkehrs notwendig.
- Dreigleisiger Ausbau zwischen dem Mannheimer Hauptbahnhof und Friedrichsfeld-Süd.
- Eine Eisenbahnkreuzung in Friedrichsfeld, die die Main-Neckar-Bahn mit der Strecke Mannheim-Heidelberg verbindet.
- Gleisneuordnungen im Mannheimer Hauptbahnhof. Hier geht es um die „Entwirrung“ von Gleissträngen an der östlichen und an der westlichen Einfahrt.
- 740 Meter Überholgleise im Bereich Ludwigshafen Hauptbahnhof.
- Ertüchtigung der sogenannten Verbindungskurve in Schwetzingen, die auf Höhe des dortigen Decathlon-Marktes die Main-Neckar-Bahn mit der alten Rheintaltrasse verbindet.
Die geplante Instandsetzung eines zweiten, 30 Jahre alten Gleises auf der östlichen Riedbahn im Stadtgebiet Mannheim wird im Zusammenhang mit dem Knotenausbau nicht eigens erwähnt. Das bestätigt Berichte dieser Zeitung von vergangener Woche, wonach dieses zweite Gleis bereits als gebaut vorausgesetzt wird. Dazu konnte das Bundesverkehrsministerium gestern auf Nachfrage nichts sagen. Streckenanwohner und Mannheimer Stadtverwaltung wehren sich gegen dieses Gleis, weil sie dadurch deutlich mehr Güterverkehr befürchten. Nach Prognosen der Deutschen Bahn sollen im Jahr 2025 rund 250 Güterzüge diese Route nutzen. Derzeit sind es knapp 100.
Auch zum genauen Verlauf der geplanten ICE-Neubaustrecke zwischen Mannheim und Frankfurt, für die nördlich von Mannheim bisher lediglich ein Korridor festgelegt ist (siehe Grafik), ist in den Knotenplänen nichts zu lesen. Hierzu konnte das Ministerium gestern auf Anfrage ebenfalls nichts sagen. Von einer möglichen Güterzugumfahrung Mannheims oder einer Tunnelstrecke unter der Stadt, wie sie Anwohner-Bürgerinitiativen fordern, ist in den Plänen ebenfalls keine Rede. Die Grundlage für den Ausbau des Bahnknotens Mannheim bilden zwei jeweils eigene Studien von Verkehrsministerium und Bahn, die unter Federführung des Ministeriums zu einer zusammengeführt wurden (wir berichteten). Details dieser Untersuchungen – etwa zu erwarteten Zugzahlen – wurden gestern nicht veröffentlicht. Auf die Frage, ob das noch erfolge, konnte das Ministerium gestern keine Auskunft geben.
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