Kühlen Kopf bewahren: Die heißesten Arbeitsplätze der Stadt

Von 
Zülal Yildirim
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Die Luft scheint dieser Tage still zustehen, die Menschen trinken mehr Wasser als sonst, die Werte auf den Thermometern übersteigen die 35-Grad-Marke. Hoch "Concha" beschert Mannheim sehr heiße Juni-Tage. Für viele Menschen im Büro ist die Hitze nur mit Klimaanlage auszuhalten. Doch manche Berufsgruppen haben mit zusätzlicher Belastung zu kämpfen: Zum schwülen Sommerwetter gesellt sich die Hitze ihres Arbeitsplatzes. Wir haben Menschen getroffen, die über ihren heißen Berufsalltag erzählen.

Kellnerin

Mittagszeit im Eichbaum-Biergarten, Stadtteil Wohlgelegen, es herrscht glühende Hitze. Diana Heinz hat schon einige Stunden Arbeit hinter sich. Die 47-Jährige ist hier Kellnerin. Mit ihren Kolleginnen wechselt sie die Schichten, ihre beginnt immer um zehn Uhr morgens. Seit sie 17 ist, arbeitet Diana Heinz in der Gastronomie. Fünf bis sechs Stunden ist sie auf den Beinen. "Da braucht man kein Fitnessstudio mehr", scherzt sie. Anstrengend wird es, wenn große Gruppen da sind und sie im Sommer schnell und viel laufen muss. "Das schlaucht schon". Aber sie trägt das passende Schuhwerk: "Turnschuhe mit Geleinlagen. Zweimal im Jahr muss ich mir neue Schuhe kaufen, da sie sehr schnell abgelaufen sind", erzählt sie. An sehr warmen Arbeitstagen trägt sie luftige Hosen, unter der Schürze wird es aber trotzdem sehr warm. "Es ist halt Sommer!", sagt sie lachend. Auch wichtig: "Viel trinken", wobei nicht immer Zeit dafür bleibe. "Unsere Köche versorgen uns mit Wassermelonen, das erfrischt".

Ihre Schwester Miriam Schneider ist auch Kollegin. Die 42-Jährige erinnert sich noch gut an einen besonders heißen Arbeitstag: "Einen Sonntag im letzten Jahr vergesse ich nie. Da waren es 41 Grad", sagt sie. Man müsse immer in Bewegung bleiben, um nicht zu stark zu schwitzen. Vor knapp drei Jahren wurde der Biergarten vergrößert. "Durch das Steinmaterial staut sich hier die Wärme unter der direkten Sonne", erklärt sie. Ute Kämmerer arbeitet seit 16 Jahren hier. Ihr Tipp gegen die Schwüle: "Mindestens 1,2 Liter Wasser trinken, sonst wird einem schwindelig".

Textilpfleger

Das Holz-Thermometer am Arbeitsplatz von Alexander Seitz zeigt bereits morgens 34 Grad Celsius - drinnen, wohlgemerkt. Der 51-Jährige leitet das Textilpflege-Geschäft Bachert im Quadrat G 6. Im Winter seien es acht Grad in den Räumen. Jeden Tag kommt er um fünf Uhr morgens zur Filiale. "Innerhalb von kurzer Zeit heizt es sich hier zwei bis drei Grad auf", sagt er. Im Winter ein Vorteil, doch in der warmen Jahreszeit sammeln sich bei allen die Schweißperlen auf der Stirn. Das liegt vor allem am Wasserdampf: Stundenlang waschen, reinigen und bügeln Seitz und seine 15 Angestellte Hosen, Hemden, Gardinen und mehr. Schätzungsweise 100 Kilo Wäsche behandeln sie pro Tag. "Wir haben die Fenster offen für den Durchzug", sagt er. Die Klimaanlage funktioniere nicht, "die Hitzeentwicklung ist zu groß". Umgeben von Bügeltischen, Hosenpressen und "Hosentoppern" entsteht viel Wärme.

Am Arbeitsplatz zwischen dem Bügelbrett und der Hemdenpuppe sei es schon mal 45 Grad, sagt eine Mitarbeiterin. Mit dem sogenannten Hosentopper demonstriert Seitz, wie er die vielen Hosen per Dampfdruck glatt bügelt: Er spannt die beiden Hosenbeine an das untere Ende der Maschine und den Bund an das obere. Per Knopfdruck presst die Luft aus dem Topper den feuchten Dampf aus dem Stoff, und die Hose ist fertig gebügelt. "Da beschlägt sogar die Brille", witzelt er. "Früh anfangen", das sei bei diesen Außen- und Innentemperaturen sinnvoll, sagt Seitz. Der gelernte Schlosser fährt in seiner Freizeit Motorrad und ist zwar durch die dicke Bikerausrüstung einiges gewöhnt. Und dennoch: "Bis über 30 Grad kann es hier im Geschäft werden", sagt er. Aber man passe sich mit der Zeit an.

Dachdecker

In 15 Metern Höhe arbeitet Dachdecker Claus Röder unter der gnadenlosen Hitze der Sonne. Seit zwei Wochen sind er und seine Dachdecker-Kollegen nun auf der Baustelle in Feudenheim. Um 6.45 Uhr geht es für Röder jeden Morgen zur Besprechung in das Büro der Körber GmbH, dann auf die Dächer: "Drei bis fünf Stunden sind wir oben, dann versuchen wir, runter zu gehen, etwas zu trinken und eine Pause einzulegen". Ohne die geht es nicht - vor allem bei Arbeiten mit Asbest: "Jede Stunde legen wir dann eine Pause ein", zu gefährlich sei der Staub.

Doch hier auf der Baustelle am Adolf-Damaschke-Ring ist er mit Ziegeleindeckungen und Holzarbeiten beschäftigt. Die schwarzen Ziegel und das Metall am Gerüst können sich durchaus auf bis zu 70 Grad Celsius erhitzen. "Ohne Lederhandschuhe geht es nicht", sagt Röder. Auch für den Schutz der Füße muss er spezielle Dachdeckerschuhe tragen. Ein weißes Shirt schützt ihn vor Hitzschlag und Sonnenbrand. Einigen seiner Kollegen mache die Sonne gelegentlich zu schaffen: "Manchen bekommt die Hitze nicht. Sie rufen dann an, weil sie zu Hause bleiben müssen". Er selbst sei bisher verschont geblieben. "Ich achte auf die ersten Anzeichen des Körpers und merke, wenn ich in den Schatten muss. Nach einer Stunde kann es dann wieder weiter gehen".

Zierpflanzengärtner

Tropisch und grün ist es im Pflanzenschauhaus des Luisenparks. Beim Betreten ist die Luft feucht-warm, Stefan Münch empfindet sie aber als kühle Abwechslung. In Gummilatzanzug, Stiefeln und mit einem Netz kümmert er sich jetzt um das Seerosenbecken. Warum geht er nicht mit kurzen Hosen ins Becken? Das sei bei den Insekten im Wasser keine gute Idee, erklärt der Zierpflanzengärtner. Drei bis vier Stunden steht er da bisweilen unter der glühenden Sonne. Das Wasser gleiche im Laufe des Tages einer warmen Badewanne, scherzt er. Drinnen im Pflanzenschauhaus sei es "ein bis zwei Grad kälter" als draußen. Grund dafür sei die zirkulierende Luft sowie das kühlende Grün im Haus. Um sechs Uhr früh beginnt Münch seine Arbeit, die meist gegen 14.45 Uhr endet. Sonnencreme, Sonnenhut und körperliche Fitness seien gute Voraussetzungen, um heiße Arbeitstage zu bewältigen, erklärt er.

Pizzabäcker

Anouar Rmik ist seit Oktober in Deutschland. Seine Chefin Luisa Occhionero hat ihn eigens aus Italien in ihr Lokal "Luisella" in der Neckarstadt-Ost geholt. In der knapp 20 Quadratmeter großen Küche bereitet er Pizza, Pasta und Desserts vor. Am Tag backt er mehr als 50 Pizzen. In Italien habe er sich immer ein nasses Tuch um den Nacken gelegt, hier brauche er das aber nicht. Obwohl vor dem Pizza-Ofen 30 Grad herrschen.

"Für eine gute Pizza braucht es 340 bis 350 Grad", sagt der 29-Jährige. Gerade jetzt im Ramadan müsse er als Muslim vor Sonnenaufgang viel trinken, doch Rmik sieht es locker: "In Italien ist es schwüler, hier in Deutschland ist die Luft trockener."

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