Bildung - Direktor Hermann Wiegand verlässt nach 38 Jahren das Karl-Friedrich-Gymnasium

Mit Wissen und Respekt

Lesedauer: 

Gestern wurde Hermann Wiegand (mittig im Hintergrund) offiziell verabschiedet - am Freitag hatten sich Schüler, Eltern und Lehrer bereits bei ihm bedankt.

© Tröster

Es ist vielleicht nicht ganz passend, einen Artikel über die Verabschiedung eines Schulleiters mit schnöden Zahlen zu beginnen. Aber was die Zeit von Prof. Hermann Wiegand am Karl-Friedrich-Gymnasium betrifft, so spiegeln diese Zahlen anschaulich wieder, wer hier von Bord geht. Als Wiegand 1996 Direktor von Mannheims ältester Schule wurde, hatte diese 350 Schüler und sah sich in ihrer Zukunft bedroht. Seitdem sind 18 Jahre vergangen, und inzwischen lernen gut 830 Kinder und junge Menschen am "KFG". Es ist keinesfalls vermessen, zu behaupten, dass diese Schule unter Wiegand gewachsen ist. Auf vielfältige Weise.

Die Zahl der Schüler unterstreicht aber auch eine besondere Leistung, die Wiegand jeden Morgen aufs Neue vollbringt. Täglich steht er vor Schulbeginn am Portal und begrüßt seine Schüler. Jeden Einzelnen mit Handschlag. "Ich bin der festen Überzeugung, dass man von Kindern nur Respekt einfordern kann, wenn man ihnen selbst mit Respekt begegnet", sagt Wiegand.

Der "leidenschaftliche Mannheimer" (Wiegand über sich selbst) wurde 1951 in Heidelberg geboren. Nach seiner Schulzeit studierte Wiegand in Heidelberg Klassische und Lateinische Philologie, Geschichte, Theologie und Germanistik. 1976 kam er ans KFG und blieb dort.

Mit seinem Wissen und noch größerem Wissensdurst wäre auch eine Karriere an der Universität denkbar gewesen, doch Wiegand blieb stets mit Leidenschaft der Schule verbunden. "Was kann es Schöneres geben als einen Pädagogen, der von sich sagt: Ich habe junge Leute gern und angesichts der Vielfalt der Interessen einen der schönsten Berufe überhaupt", sagte Schulpräsident Werner Schnatterbeck gestern bei Wiegands Verabschiedung, bei der viele hochrangige Vertreter der Stadtgesellschaft das Wirken des Direktors würdigten. Erfolg, Wandel und Kontinuität - so fasste Konrektor Alexander Sauter Wiegands Amtszeit kurz zusammen. "Ihnen ist es gelungen, die Kraft der Tradition für aktuelle Herausforderungen zu nutzen", sagte Oberbürgermeister Peter Kurz in seinem Grußwort.

Langweilig wird es ihm nicht

Wiegand will seiner Schule auch künftig Ratschläge geben - aber nur, wenn er danach gefragt wird. Langeweile droht ihm nicht. "Man zerrt schon an mir", sagt der 63-Jährige. Er ist seit 2001 Honorarprofessor für Neulateinische Literatur an der Uni Heidelberg, seit 2011 Beiratsmitglied des Instituts für Neulateinische Studien der Uni Innsbruck. Auch den Vorsitz des Altertumsvereins wird er behalten. Aber Wiegand wird nun auch mehr Zeit mit seiner Frau Rosmarie verbringen können, die die "Zweitehe" ihres Mannes mit seiner Schule immer geduldet hat.

Und was ihm am meisten fehlen wird? Das seien die Schüler. Die hatten ihrem Rektor gemeinsam mit Lehrern und Eltern schon am Freitag einen emotionalen Abschied bereitet. Dort bekam er ein selbstgestaltetes Buch überreicht. Und das, so Wiegand, soll nicht nur in seiner großen Privatbibliothek einen Platz finden. "Das wird mich als eines der wichtigsten Werke bis ans Ende meines Lebens begleiten." fab

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen