Bockenheim. Ein nachhaltiges erstes kindliches Erlebnis mit dem Tod, als er bei einem Fußballspiel im Ludwigshafener Südweststadion als etwa Siebenjähriger Zeuge des tragischen Herztodes eines Zuschauers wurde, hat Lothar Sattel (Waldsee) zu einem Mundartgedicht verarbeitet. Und mit dem hat er den 67. Mundartdichter-Wettstreit in Bockenheim gewonnen.
„Äfach so“ überzeugt Jury
Der 70-jährige, ehemalige Schullehrer beschrieb in freier poetischer Form einen Verkehrsunfall und überzeugte mit seinem Gedicht „Ääfach so“ die Jury unter Leitung Michael Geib (Kaiserslautern), die ihm erstmals den ersten Preis in Bockenheim zuerkannte. An dem größten und ältesten Wettbewerb dieser Art in der Pfalz nahmen 43 Autorinnen und Autoren mit 61 Gedichten teil, von denen zehn ins Finale kamen.
Den zweiten Platz im Dichter-Finale belegte der im elsässischen Lobsann lebende frühere nordpfälzische Schullehrer Wilfried Berger (83), der mit „Bella Marie“ eine Melodie aus der Vergangenheit zu einem wehmütigen Rückblick am Klavier („Do hock ich und speel alde Lierer“) in früheres Glück nutzte. Dritte wurde Helga Schneider (Kaiserslautern), die mit „Uff dere neie Wingertsbank“ ebenfalls in längst vergangene Zeiten zurückschaute. Sieben Anerkennungspreise gingen an Renate Demuth (Kaiserslautern), Barbara Franke (Zweibrücken), Albert H. Keil (Dirmstein), Peter Kiefer (Berlin), Regina Pfanger (Herxheim), Maritta Reinhardt (Wonsheim) und Norbert Schneider (Rehborn).
Den meisten Beifall des Publikums erhielt jedoch ein „Dichter außer Konkurrenz“ im erstmals ausgetragenen Neben-Wettbewerb mit Limericks in pfälzischer Mundart: Wilfried Berger hatte eigentlich gar nicht an diesem Wettbewerb teilgenommen, trug jedoch trotzdem nach den fünf Limerick-Finalisten (Siegerin: Maritta Reinhardt/Wonsheim) sein Werk („Weil’s äfach kloor isch“) vor und wurde so zum „Star“ des Wettstreits. Sein Limerick: „Die kratzberschdisch Lenche vun Rülze hasst Männer wie giftige Pilze. Schun domols – mit 20 – sie losst känner an sich. Jetzt isse 70 – jetzt will se.“
Den Wilhelm-Dautermann-Preis für eine mundartliche Neuerscheinung erhielt die Band „Enkel Maxdorfs“ für ihre Musik-CD „Die Enkel kummen hääm – Lieder iwwer Maxdorf unn des Leewe iwwerhaupt“. Die 16-köpfige Band wurde Mitte 2018 zur 200-Jahr-Feier von Maxdorf gegründet und will keine Eintagsfliege bleiben: „Wir bleiwen weiter zusamme,“ sagte ein Sprecher bei der Preisverleihung.
Nicht vergeben wurde der „Preis fer Neie“, weil der sich der Gewinner – wie sich später herausstellte – bei einem anderen Dichter „bedient“ hatte. Musikalisch begleitet wurde die zweistündige Siegerehrung mit Liedern in pennsylvanisch-deutschem Dialekt des Amerikaners Benjamin Rader.
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