Welcher Standort eignet sich besser für eine neue, moderne Stadtbibliothek: das (aus- oder umgebaute) Stadthaus in N 1 oder der Alte Messplatz in der Neckarstadt? Nach den Bezirksbeiräten, die sich im Frühjahr für die südliche Platzhälfte am Neckar ausgesprochen hatten, favorisiert auch die SPD-Fraktion das Areal in der Neckarstadt (siehe Bericht unten). Die CDU schlägt indes vor, den Südwestrundfunk (SWR) gemeinsam mit dem Institut für Deutsche Sprache dort anzusiedeln - zum Ärger der Sozialdemokraten.
Fest steht: Um weitere Planungsmittel für das Millionen-Vorhaben vom Gemeinderat zu erhalten, muss jetzt über die Standortfrage entschieden werden. Wenn kein Beschluss vor den Etatberatungen im Herbst fällt, gingen bei dem Projekt erneut zwei Jahre ungenutzt verloren. Derzeit bemüht man sich im Rathaus, mit allen Fraktionen eine Lösung für die Standortfrage herbeizuführen. Die nächste Sitzung ist heute, im Juli berichtet die Stadt im Bildungsausschuss über den Stand der Beratungen, wie das Rathaus auf Anfrage mitteilte.
Besser in der Innenstadt
"Wir wollen als CDU eine städtebauliche Aufwertung des Areals und eine Aufwertung der Neckarstadt insgesamt", so CDU-Kreisvorsitzender und Stadtrat Nikolas Löbel in einer Mitteilung an die Presse. Mit einer Ansiedlung des SWR und möglicherweise einer Kooperation mit dem Institut für Deutsche Sprache (IDS) an dieser Stelle würde das gelingen, ist Löbel überzeugt. Gleichzeitig könne man die Stadtbibliothek in der Innenstadt weiterentwickeln. Aus Sicht der CDU sollte die Einrichtung in der Innenstadt bleiben.
Die CDU-Gemeinderatsfraktion fordert daher die Stadtverwaltung in einem Antrag dazu auf, auf den SWR zuzugehen und diesem das im städtischen Eigentum stehende Grundstück zum Kauf anzubieten. In einem zweiten Schritt solle das Institut für Deutsche Sprache in eine mögliche Konzeption eingebunden werden. "Vielleicht können wir mit dem SWR und dem Institut für Deutsche Sprache an diesem Standort ein Haus der gesprochenen und der geschriebenen Sprache schaffen. Das wäre eine großartige Aufwertung für die Neckarstadt und eine nachhaltig sinnvolle städtebauliche Entwicklung an dieser Stelle", so der Fraktionsvorsitzende Claudius Kranz.
Bei der SPD ist man über die Haltung der Christdemokraten irritiert: Der einseitige Vorstoß der CDU sei "problematisch" und "nicht hinnehmbar", sagt SPD-Stadtrat Reinhold Götz. Wenn die CDU die gemeinsame Kompromisssuche verlasse, "dann ist sie wohl nicht mehr daran interessiert, eine einvernehmliche Lösung für die Standortfrage zu finden", vermutet Götz.
Eine von der Stadt in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie hatte ergeben: Ein Neubau am Neckar wird den Anforderungen eines Medienzentrums eher gerecht. Und auch die angedachte Zusammenlegung mit dem Institut für Deutsche Sprache sei dort gut möglich. Geschätzte Kosten: knapp 30 Millionen Euro. Demgegenüber wurden von den Experten in N 1 Schwächen aufgezeigt: Unter anderem reiche das Stadthaus schon "rein flächenmäßig nicht aus, um das Gesamtprogramm einer zentralen Stadtbibliothek zu beherbergen" - das Raumangebot sei zu gering und kaum erweiterbar. Der Verbleib einer modernen Bibliothek in N 1 wäre mit erheblichem Sanierungsaufwand verbunden - geschätzte Kosten rund 33 Millionen Euro.
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