Seckenheim - „Mein Leben als ICH“ – politisches Kabarett im Palü

Uli Masuth spricht mit spitzer Zunge über Gott und die Welt

Von 
Sabine Schneider
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„Jeder für sich, Gott für uns alle“: Uli Masuth im Palü. © Schneider

Vor ausverkauftem Haus stellte Palü-Chef Andreas Hänssler einen Kabarettisten vor, der erstmals in Seckenheim auftrat. Uli Masuth, Komponist, Kabarettist und Pianist, gestaltete einen Kabarett-Abend mit Musik. „Er spricht an diesem ausschließlich über sich“, erklärte der Künstler zu Beginn und wunderte sich, dass trotzdem so viele Besucher gekommen sind. Aber schließlich will das Publikum angehalten werden zu lachen, wenn es sonst nichts zu lachen gibt, so der Gewinner verschiedener Kabarettpreise.

Doch allzu viele Lacher gab es an diesem Abend nicht. Masuth ist kein Mann der Schenkelklopfer und platten Witze, er plaudert lieber mit spitzer Zunge über Gott und die Welt, Politiker und Weltgeschehen und über sich selbst in einer Welt voller Egoisten. Jeder für sich, Gott für uns alle – ist ein geflügeltes Wort, das den ganz normalen Egoismus unter dem großen Himmelszelt beschreibe: Jeder kümmere sich um seinen eigenen Kram, und der liebe Gott ist für das große Ganze zuständig.

Völlig von der Rolle

„Ob das die Welt zusammen hält?“ fragt sich auch der Wahl-Weimarer. „Denn wo Religion früher für viele Menschen Teil der Lösung war, wird sie heute für die Menschheit oftmals zum Problem“, sagte der ehemalige Messdiener und Kirchenmusiker. „Wo es früher Gebote und Verbote gab, gibt es heute Optionen. Die Mehrheit der Gesellschaft hält sich nicht mehr an Gesetze. Kein Wunder, dass der Mensch sich Fragen stellt wie: Wohin will ich eigentlich? Denn das wissen viele Menschen offenbar nicht mehr, sind dafür aber – dank des gegenwärtigen rasanten Lebensstils – immer schneller da.“

Masuth stellt Fragen wie: Welche Rolle spiele ich in meinem Leben? Eine Hauptrolle, eine Nebenrolle oder vielleicht gar keine Rolle? „Wer will das schon, keine Rolle spielen?“ Da wundert es den Kabarettisten nicht, dass so viele Menschen völlig von der Rolle sind.

Masuth weiß auch nicht, was los ist in einer Zeit, in der sich die Menschen ständig selbst fotografieren und die Überhöhung des eigenen Ichs stetig zunimmt und das nicht nur im Netz. Aber er legt den Finger tief in die Wunde und fordert zum Nachdenken auf. Dabei bedient er sich nicht nur Elementen des schwarzen Humors sondern nutzt auch Wortspielereien, die oft erst beim genauen Hinhören ihre Wirkung entfalten.

Die kritischen Töne über Rassismus, Altersvorsorge, Klimakatastrophe sowie digitale Medien und all die Schwächen des Gutmenschentums, die er gekonnt bloßlegt, umspielt der charmante Künstler mit selbstkomponierter Musik.

Vor dem Ende des gut zweistündige Programms greift Masuth selbst den Ruf nach Traditionen in dieser schnelllebigen Zeit auf und würde in seiner Zugabe gerne auch „das Rad der Geschichte ein bisschen zurückdrehen“. „Schwere Kost, man muss lange nachdenken“, fasste Hänssler in seinen Dankesworte das Programm zusammen, „aber so muss politisches Kabarett sein.“

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