1952 - Ehemaliger Bürgermeister der NS-Zeit holt die Mehrheit

Spaltung der Gemeinde

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Fritz Urban (l.) darf sein Amt nicht antreten. Wilhelm Heeger wird Rathaus-Chef.

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Im Rathaus regiert nach dem Kriege Georg Rufer, Sozialdemokrat, bereits vor 1933 Bürgermeister, dann von den Nazis vertrieben, 1945 von den Amerikanern wieder eingesetzt. 1952 ist er 64 Jahre alt und schwer krank. Er tritt zurück. Die Neuwahl wird auf den 19. Oktober festgesetzt.

Elf Kandidaten bewerben sich. Unter ihnen der Landwirt Fritz Urban, Bürgermeister der Hitler-Zeit, 1945 von den Amerikanern abgesetzt und im Spruchkammerverfahren mit einer "Sühnestrafe" belegt. Doch seine persönliche Reputation scheint ungebrochen. Da er von CDU, SPD und FDP nicht unterstützt wird, bilden sich zu seiner Unterstützung die Freien Wähler.

Am 19. Oktober 1952 steigt die Bürgermeisterwahl. Fritz Urban erhält die meisten Stimmen: 1758. Der Weinheimer Fritz Schneider, von CDU und FDP unterstützt, kommt auf 958, der Schriesheimer Wilhelm Busch von der SPD auf 809 Stimmen. Im zweiten Wahlgang sind CDU, SPD und FDP für Schneider. Die Wahlversammlungen der Parteien in jener Zeit, so meldet der Polizeiposten, verlaufen "lebhaft".

Der zweite Wahlgang am 2. November 1952 gibt ein klares Bild: Über 2000 Stimmen für Urban, nur 1500 Stimmen für Schneider. Doch: Auf Grund der politischen Vergangenheit Urbans verweigert die Landesregierung die Amtseinführung.

Auf den 16. März 1954 wird eine Neuwahl festgesetzt. Es gibt drei aussichtsreiche Kandidaten: der Großsachsener Rechtsanwalt Karl Flößer, der Schriesheimer Steuerberater Wilhelm Heeger sowie der Landwirt Georg Valentin Morast.

Die Mehrheit der Freien Wähler unterstützt Morast, eine Minderheit unter Peter Hartmann Heeger, der auch von CDU, SPD und FDP getragen wird. Heeger siegt im ersten Wahlgang mit 1800 Stimmen, Flößer erhält 836, Morast nur 714. Heeger gelingt es, die gespaltene Gemeinde wieder zu einen. 1962 wird er bei einer Wahlbeteiligung von 73 Prozent bestätigt - mit 99 Prozent. -tin

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