Berlin/Mannheim. Mit Prämien von bis zu 5000 Euro will der neue Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus (CDU), mehr Personal in die Pflegebranche locken. Die SPD applaudierte, das CDU-geführte Gesundheitsministerium reagierte zurückhaltend.
Westerfellhaus regt eine Einmalprämie von 5000 Euro für Fachkräfte an, die in den Beruf zurückgehen oder als Teilzeitkräfte ihre Arbeitszeit spürbar aufstocken. Betreiber von Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern, die zusätzlich Fachpersonal einstellen, sollen pro Kopf 3000 Euro bekommen. Die gleiche Summe ist für Ausbildungsabsolventen vorgesehen. Im Gespräch mit dieser Zeitung wies der 61-jährige Westfale darauf hin, dass diese den Beruf häufig gar nicht antreten würden. „Sie haben schon in der Ausbildung gemerkt, dass sie sich die Arbeit unter diesen schlechten Rahmenbedingungen nicht vorstellen können“, erläuterte Westerfellhaus.
Gegenwärtig fehlen in Deutschland etwa 35 000 Pflegefachkräfte in der Alten- und Krankenhauspflege. Wegen der hohen Arbeitsbelastung und vergleichsweise geringen Bezahlung gilt der Beruf als wenig attraktiv. So liegt der Durchschnittslohn für Altenpfleger bei rund 2621 Euro brutto im Monat.
In den Koalitionsvereinbarungen haben Union und SPD versprochen, die Bezahlung der Pflegekräfte zu stärken. Zugleich plant Schwarz-Rot ein „Sofortprogramm“ zur Schaffung von 8000 neuen Fachkraftstellen.
Finanzierung unklar
„Grundsätzlich ist das ein konstruktiver Vorschlag, den wir auf jeden Fall wohlwollend prüfen werden“, erklärte der SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach. Das Bundesgesundheitsministerium sagte lediglich: „Wir werden uns das anschauen.“ Hintergrund ist vermutlich die ungeklärte Finanzierung. Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, kritisierte den Vorstoß und forderte ein solides Konzept. Auch Regina Hertlein, Vorstandsvorsitzende des Caritasverbands Mannheim, äußerte Bedenken. „Einerseits freue ich mich, dass das Thema in der Politik angekommen ist, andererseits glaube ich, dass es andere Anreize braucht: vor allem gute Arbeitsbedingungen und eine hohe Anerkennung in der Gesellschaft“, sagte sie.
Die Pflegeversicherten in Deutschland müssen sich unterdessen auf eine Beitragserhöhung um mindestens 0,2 Prozentpunkte im kommenden Jahr einstellen. Die Pflegekassen gehen wegen der Pflegereform bis Ende des Jahres von zwei Milliarden Euro Mehrausgaben aus.
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