Technologie - Konzern Tech Mahindra liebäugelt mit Mannheim

Indien schätzt den Standort Deutschland

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Alexander Jungert
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Als Dienstleister für Informationstechnologien betreut Tech Mahindra Unternehmen bei Computerprogrammen, Netzwerktechnik und digitalen Plattformen. (Symbolbild) © dpa

Mannheim. Recht bald soll klar sein, ob sich der indische Technologiekonzern Tech Mahindra in Mannheim niederlässt. Spitzenmanager Sharat Kumar, der das Europa-Geschäft verantwortet, hat sich am Dienstag Büroflächen angesehen und sich mit der Stadt ausgetauscht. Möglicher Standort ist ein ehemaliges Militärgebäude direkt an der Bundesstraße 38. Die Stimmung sei sehr positiv gewesen, wie zu hören ist. „In den nächsten Tagen wird das Management entscheiden“, sagt ein Sprecher von Tech Mahindra Deutschland.

Fels in der Brandung

Der indische Konzern erwägt eine Niederlassung in Mannheim, um von hier aus Kunden in der Rhein-Neckar-Region, aber auch weiter entfernt zu betreuen. Etwa 50 Jobs könnten entstehen, mittelfristig und je nach Geschäftslage bis zu 150. Als Dienstleister für Informationstechnologien betreut Tech Mahindra Unternehmen bei Computerprogrammen, Netzwerktechnik und digitalen Plattformen. In der Rangliste der 100 größten Digitalkonzerne des US-Wirtschaftsmagazins „Forbes“ belegt Tech Mahindra den 15. Platz – umgeben von lauter Konkurrenz aus den USA. Der Kurs ist klar: weltweites Wachstum.

Dass indische Konzerne verstärkt in Deutschland Standorte suchen, beobachtet Hermann Mühleck, Indien-Experte bei der Unternehmensberatung EY (Ernst & Young), schon länger. Gerade in der Informationstechnologie-Branche sei der Markt hochpreisig – Produkte könnten also zu höheren Preisen verkauft werden als anderswo, erklärt Mühleck. Vor allem aber gelte Deutschland als Fels in der Brandung zwischen all den Wirren um Brexit und internationale Handelskonflikte. Es existiere ein verlässliches Rechtssystem, auch das politische System sei stabil.

„Nach wie vor ist England Haupteinfallstor für indische Unternehmen, aber Deutschland holt massiv auf. Es hat sich herumgesprochen, dass die Lebensqualität hier sehr hoch ist“, sagt Mühleck. Schon heute ist die Bundesrepublik größter Handelspartner Indiens in der EU.

Hinzu kommt die geografisch günstige Lage in der Mitte Europas: Deutschland eignet sich perfekt für Unternehmen, um weiter zu expandieren, vor allem nach Osteuropa, Skandinavien oder in den Mittelmeerraum.

Dazu passen aktuelle Zahlen der Wirtschaftsförderungsgesellschaft German Trade and Invest. Demnach haben sich im vergangenen Jahr so viele ausländische Unternehmen in Deutschland angesiedelt wie nie. 2062 Firmen bauten Kapazitäten in Europas größter Volkswirtschaft auf oder aus.

Namhafte Mittelständler

Für Tech Mahindra dürfte die Region Rhein-Neckar sehr attraktiv sein, schließlich befinden sich hier zahlreiche Dax-Konzerne und namhafte Mittelständler, die als Kunden infrage kämen. Sollte sich das Management bald für den Standort entscheiden, wäre Mannheim die achte deutsche Niederlassung von Tech Mahindra.

Die ausgeprägte Mitbestimmung in deutschen Betrieben verursache bei indischen Investoren übrigens keine Bauchschmerzen, erklärt Hermann Mühleck von EY, der einige Jahre in Indien gelebt hat. Seinen Angaben nach sind Gewerkschaften dort wesentlich ruppiger als in Deutschland – und meist direkt in Unternehmen aufgestellt.

Milliardenschwere Umsätze

Tech Mahindra ist im Oktober 1986 gegründet worden. Die Zentrale befindet sich im indischen Pune (Bundesstaat Maharashtra).

Das Unternehmen versteht sich als Dienstleister für Informationstechnologien.

Tech Mahindra beschäftigt weltweit 120 000 Mitarbeiter und erwirtschaftete zuletzt einen Umsatz von fünf Milliarden Dollar (rund 4,4 Milliarden Euro).

Niederlassungen gibt es in mehr als 60 Ländern auf der ganzen Welt.

Tech Mahindra gehört zur Mahindra-Gruppe, die in zahlreichen Geschäftsfeldern aktiv ist und zu den größten Mischkonzernen Indiens zählt. jung

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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