Mannheim. Nach jahrelangem Stillstand kommt wieder Bewegung in die Planungen für eine neue Bahnstrecke zwischen Frankfurt und Mannheim. Das Beratungsunternehmen Intraplan stellte gestern Abend dem Regionalforum ICE-Knoten Rhein-Neckar die mit Spannung erwartete "Korridorstudie Mittelrhein" vor, die das Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegeben hatte.
Keine reine ICE-Trasse
Erwartungsgemäß weicht Intraplan darin von den ursprünglichen Plänen einer reinen ICE-Hochgeschwindigkeitsrasse zwischen Frankfurt und Mannheim ab und empfiehlt stattdessen eine Bahnstrecke für den Mischverkehr - am Tag schneller Personenverkehr, nachts Güterverkehr. Sie soll parallel zu den Autobahnen A67 und A5 verlaufen. Unklar ist Teilnehmern des Regionalforums zufolge noch, wo und wie genau die neue Bahnstrecke dann Richtung Mannheimer Hauptbahnhof geführt werden soll. Gestern seien verschiedene Varianten vorgestellt worden. Das Verkehrsministerium hatte die Untersuchung 2012 in Auftrag gegeben, weil sich der bis dahin vorgesehene Projektzuschnitt der Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim als ungeeignet erwiesen hatte, die erwarteten Verkehrsströme aufzunehmen.
Von dem neuen Gutachten ist die Behörde, die die Strecke finanziert, dagegen überzeugt: "Der Lösungsvorschlag der Gutachter hat dreifach Vorteile für die Region: besseren ICE-Anschluss, mehr Regionalverbindungen und nachts eine deutliche Entlastung vom Schienengüterverkehr auf den bestehenden Strecken", so Enak Ferlemann, Staatssekretär im Verkehrsministerium.
Durch die neue Trasse entstehe zum Beispiel Platz für Nahverkehrsangebote der S-Bahn Rhein-Neckar, aber auch schnelle Verbindungen zwischen Bergstraße, Darmstadt und dem Frankfurter Flughafen. "Das ist eine gute Basis für weitere Planungen", so Ferlemann. Auch Mitglieder des Regionalforums zeigten sich in einer ersten Reaktion am gestrigen späten Abend nicht unzufrieden: Wichtige Forderungen der Region, wie die Anbindung des Mannheimer Hauptbahnhofs an den Personen- und Güterverkehr seien erfüllt worden, hieß es von Teilnehmern. Vor allem der Wirtschaft der Region war die Einbindung in das Güterverkehrsnetz der Bahn ein wichtiges Anliegen. Erst heute soll es vom Regionalforum, das von Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz geführt wird, eine offizielle, abgestimmte Einschätzung geben.
Langer Streit um Bypass
In der Vergangenheit hatte es immer wieder Streit um die Neubaustrecke gegeben, weil die Bahn zunächst einen sogenannten ICE-Bypass an Mannheim vorbei geplant hatte. Zuletzt hatte das Unternehmen diese Pläne aber nicht mehr vorangetrieben. Auch für Darmstadts lange unsichere Anbindung sieht es nicht schlecht aus: "Der Darmstädter Hauptbahnhof könnte von Norden und Süden an die Neubaustrecke angeschlossen werden", steht in einer Mitteilung des Verkehrsministeriums. Die gemischte Nutzung der Bahnstrecke - also von Personen- und Güterverkehr - hatte übrigens auch die Deutsche Bahn vorgeschlagen - entsprechend zufrieden ist man jetzt: "Wir begrüßen es, dass die Neubaustrecke vom Bund weiter intensiv verfolgt wird. Denn alle Prognosen zeigen, dass die Verkehre in dem bereits heute stark frequentierten Korridor auch künftig wachsen werden", so eine Unternehmenssprecherin. "Daher ist die Schaffung weiterer Kapazitäten in diesem Korridor dringend notwendig."
Das vollständige Gutachten zum Mittelrhein-Korridor soll Mitte Herbst vorliegen, teilte das Verkehrsministerium schließlich mit. In einer anschließenden Konsultationsphase könnten sich dann auch die Bürgerinnen und Bürger einbringen. Im Rahmen des Bundesverkehrswegeplans 2015 soll dann eine Entscheidung fallen. Das soll etwa Mitte des kommenden Jahres geschehen.
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