Konversion - Siegerentwurf von Ideenwettbewerb bindet ehemalige US-Fläche mit offenen Plätzen in das Stadtgebiet ein / Baurecht für Ende 2016 angestrebt

Bis zu 600 Wohnungen auf "Hospital"

Von 
Christian Beister
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So sieht der Siegerentwurf den Blick von der Freiburger Straße in das neue Quartier Hospital: ein offener Platz mit Wasserspielen im Zentrum.

© Hähnig-Gemmecke/Fromm

Ein offener Platz mit Bäumen und einem Wasserspiel in der Mitte, auf dessen Rand Menschen in der Sonne sitzen und Zeitung lesen. So könnte der Blick von der Freiburger Straße im Stadtteil Rohrbach in der Zukunft in das neue Hospital-Quartier aussehen. Das Tübinger Architektenbüro Hähnig/Gemmecke hat mit dieser Konzeption, die gemeinsam mit dem Landschaftsplaner Stefan Fromm (Dettenhausen) entworfen wurde, den ersten Preis beim Ideenwettbewerb der Stadt zu der Konversionsfläche gewonnen. Eine Jury - bestehend unter anderem aus dem Ersten Bürgermeister Bernd Stadel, sechs Gemeinderäten, Architekten, Stadtplanern und vier Bürgervertretern aus dem Stadtteil - wählte den Entwurf unter 33 eingereichten Vorschlägen aus.

Auf dem rund neun Hektar großen Areal westlich der Karlsruher Straße - der Verlängerung der Römerstraße in Richtung Leimen - soll der Schwerpunkt auf Wohnnutzung liegen, aber auch Gewerbe und Bildungseinrichtungen sind vorgesehen. Wichtig dabei für die Jury: die Vernetzung des früheren Kasernengebäudes mit den umliegenden Stadtvierteln Alt-Rohrbach und Hasenleiser. "Genau diese Aufgabe hat der Siegerentwurf am besten erfüllt", erklärt Stadel. "Die Arbeit sieht drei optimal an die Umgebung angebundene und präzise platzierte Quartierszugänge vor. Auch der zentrale Park, der ebenso dem bestehenden Hasenleiser dienen soll, ist sehr gut angeordnet", lobt der Erste Bürgermeister den Tübinger Entwurf. Besonders am südöstlichen Rand sollen die Bürger mit einem offenen Zugang regelrecht von der Freiburger Straße in das neue Gebiet "hereingezogen" werden.

Raum für 400 bis 600 Wohnungen

Die Wohnfläche umfasst dabei rund 50 000 Quadratmeter. "Das bietet Raum für etwa 400 bis 600 Wohnungen", sagt Stefan Rees vom Stadtplanungsamt im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Wohngebäude sind am Rand des Quartiers in einer Zeilenbauweise vorgesehen. Im Zentrum gruppieren sich fünf Wohnblöcke mit Innenhöfen um einen rund 6000 Quadratmeter großen Park. Das Theater soll dem Entwurf zufolge weiterhin für kulturelle Zwecke genutzt werden, in der Sporthalle soll ein Quartierstreff entstehen. In den markanten Längsbau an der Karlsruher Straße könnten Büros und Gewerbe ziehen, in den beiden Gebäuden im Norden eine Kindertagesstätte und Studentenwohnungen. "Der Entwurf sieht mehrere Plätze und einen Park vor, die miteinander verbunden sind", nennt Rees einen der Vorzüge. Die Tübinger Idee besteche durch die "Vernetzung in das Gebiet und nach außen".

Daneben vergab die Jury zwei zweite Preise an die Arbeiten von Teleinternetcafé (Berlin)/TH Treibhaus (Hamburg) und ap 88 (Heidelberg)/Bresch Henne Mühlinghaus (Bruchsal). "Bei diesen Entwürfen waren sehr gute Ansätze zu finden", sagt Rees. Hähnig/Gemmecke werde mit der Rahmenplanung beauftragt, die mit zweiten Preisen bedachten Büros wolle man einbinden. "Die Art und Weise ist aber noch unklar", sagt Rees. Das Heidelberger Büro ap 88 überzeugte mit der Öffnung des Quartiers nach Westen und der Lage der Stadtparks in der nordwestlichen Ecke des Quartiers - was vor allem bei den Bürgervertretern in der Jury auf Begeisterung stieß. Der Entwurf von Teleinternetcafé wurde für die Vielfältigkeit der Baustrukturen und einen Neubauakzent an der Karlsruher Straße gelobt.

In einem Bürgerforum am 10. März werden vor allem die drei Siegerentwürfe noch einmal vorgestellt. Zugleich soll die Abstimmung mit den drei Büros erfolgen, ehe anschließend laut Rees in der zweiten Jahreshälfte 2015 die Kaufverhandlungen mit der Eigentümerin des Geländes, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), und die Suche nach Investoren beginnen sollen. "Ich denke, dass Ende 2016 das Baurecht gegeben ist", gibt Rees eine Prognose. Ob das Quartier dann weiterhin "Hospital" heißt, ist allerdings noch offen. Das werde sich aus Gesprächen mit Bürgern, Bauträgern und Investoren ergeben. Die Chancen sieht Rees aber nicht schlecht: "Es könnte bei dem Namen bleiben: Er ist im Stadtteil verankert und auch nicht negativ besetzt."

Alle eingereichten Arbeiten sind noch bis Freitag, 19. Dezember, bei freiem Eintritt in der alten Feuerwache (Emil-Maier-Straße 16) zu sehen: heute und morgen von 15 bis 19 Uhr, am Freitag von 12 bis 20 Uhr. Führungen finden heute und morgen um 18 Uhr statt.

Ehemalige US-Fläche Hospital

Das Areal liegt im Stadtteil Rohrbach an der Karlsruher Straße und ist 9,3 Hektar groß - das entspricht etwa 13 Fußballplätzen. Nur 1,8 Hektar sind bebaut.

Im September 2013 übergab das US-Militär die Fläche an den derzeitigen Eigner, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA).

Bis zum Abzug war dort das "Europe Regional Medical Command" (ERMC) stationiert, das die drei Krankenhäuser und 28 Kliniken der US-Army in Deutschland, Italien und Belgien beaufsichtigte.

Dort stehen 26 Gebäude, darunter die Nachrichtenkaserne von 1937.

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